Für konvergiert die geometrische Reihe hingegen; es gilt in diesem Fall
Denn an der Summenkette ist folgendes Kriterium direkt erkennbar:
Wenn vom Wert der unendlichen Summe die Zahl eins abgezogen wird, dann entsteht das q-Fache von diesem Wert:
Daraus folgt sofort, dass dieser Wert gleich dem Kehrwert von der Differenz 1 - q sein muss.
Bei identischem Startwert 1 und einem Quotienten von 1⁄2 ergibt sich zum Beispiel: 1, 1 + 1⁄2, 1 + 1⁄2 + 1⁄4, 1 + 1⁄2 + 1⁄4 + 1⁄8, …, also 1, 3⁄2, 7⁄4, 15⁄8, … mit dem Grenzwert .
Für die Reihen gilt die Festlegung, die im Zusammenhang mit Potenzreihen üblich ist und welche auf der Kenntnis des folgenden Grenzwertes hervorkommt:
Eine Reihe ist per Definition eine Folge von Partialsummen. Der Wert der Reihe ist der Grenzwert dieser Folge von Partialsummen. Eine endliche Summe ist somit ein Folgenglied aus der Folge der Partialsummen. Die (endliche) Summe der ersten Glieder einer Reihe bezeichnet man also als -te Partialsumme und nicht etwa als „Partialreihe“ o. ä.
ist der Grenzwert der zugehörigen geometrischen Reihe.
Wir können daraus eine neue Folge
konstruieren, deren -tes Glied jeweils die Summe der ersten Glieder der Reihe ist, die sogenannte -te Partialsumme von . Diese Folge heißt die Folge der Partialsummen zu . (Genau genommen wird in umgekehrter Reihenfolge die Reihe auf Grundlage von Partialsummen einer Folge definiert. Die obige und übliche Schreibweise für die Reihe gibt das aber nicht her, deshalb müssen wir aus ihr erst die Folge der Partialsummen rekonstruieren.) Falls sie konvergiert, wird über sie der Wert der Reihe definiert. Es gilt für den Wert der Reihe (hier wird nicht mehr von „Grenzwert“ gesprochen):
in Worten: Der Wert der Reihe ist definiert als der Grenzwert der zu ihr gehörigen Partialsummen-Folge, falls diese konvergiert, andernfalls wird die Reihe als divergent bezeichnet. Falls in diesem Falle die Folge der Partialsummen gegen (plus / minus) Unendlich strebt, schreibt man gewöhnlich oder und sagt, die Folge konvergiere gegen den uneigentlichen Grenzwert (plus / minus) Unendlich oder die Reihe habe den uneigentlichen Wert (plus / minus) Unendlich. (Eine Berechnungsformel für den Grenzwert folgt weiter unten.)
Mit bezeichnen wir nun das Verhältnis zweier benachbarter Glieder, das für alle gleich ist.
Das große gleichseitige Dreieck, dessen Flächeninhalt ohne Beschränkung der Allgemeinheit als angenommen wird, setzt sich aus drei flächengleichen unendlichen Folgen gleichseitiger Dreiecke (rot, gelb, blau) zusammen, deren Grenzwerte jeweils mal so groß sind wie das Dreieck (Figur 1). Wegen der Selbstähnlichkeit der Dreiecke , , , … und ihrer Mittendreieck-Eigenschaften besitzt jede der drei Dreiecksfolgen den Grenzwert
Angenommen, man zahlt am Anfang eines jeden Jahres 2000 € bei einer Bank ein und die Zinsen liegen bei 5 % [d. h. der Zinsfaktor ist: ]. Wie viel Geld hat man am Ende des fünften Jahres?
Das im ersten Jahr eingezahlte Geld wird fünf Jahre lang verzinst, man erhält dafür am Ende inklusive Zinseszins 2000 · 1,055 €. Das im zweiten Jahr eingezahlte Geld wird nur noch vier Jahre verzinst und so weiter. Insgesamt ergibt sich dann durch die Rentenrechnung ein angesparter Betrag von
Durch Zinsen hat sich das Kapital somit um 1603,83 € erhöht. Beim Nachrechnen von Kontoauszügen ist zu bedenken, dass im Bankenwesen nicht mathematisch gerundet wird.
Zum Vergleich: Würden nicht Jahr für Jahr je 2000 € eingezahlt, sondern gleich von Beginn an die ganzen 10000 € über 5 Jahre bei 5 % Zinsen angelegt, so wäre der Endbetrag
also ein Kapitalertrag von 2762,82 €.
Allgemein gilt: Beträgt die Einlage am Anfang jedes Jahres , der
Zinsfaktor und die Laufzeit Jahre, dann ist der Endwert
Zahlt man im Gegensatz zum vorigen Beispiel nicht jährlich einen festen Beitrag ,
sondern ab dem 2. Jahr jedes Jahr mehr als im Vorjahr (lineareDynamik) ein, so ist der Endwert
zum Beispiel mit € im ersten Jahr, jedes Jahr € mehr als im Vorjahr, 5 % Zinsen (also Zinsfaktor ) und Jahren Laufzeit, dann ist der am Ende des 5. Jahres angesparte Betrag
wobei in diesem Beispiel nicht 10.000 €, sondern insgesamt 11.000 € eingezahlt wurden, also beträgt der Gewinn 1.707,65 €. Zahlt man statt € im ersten Jahr nur € ein und lässt die anderen Faktoren gleich (sodass man wie im vorletzten Beispiel insgesamt 10.000 € einzahlt), dann ist der Endwert nur noch 11.547,27 €, das heißt zahlt man den gleichen Betrag ein, nur zu Beginn weniger, dafür später mehr, dann entgehen einem Gewinne (Opportunitätskosten).
Ein sehr anschauliches Beispiel für die Anwendung (und sogar Herleitung des Grenzwerts) der geometrischen Reihe ist Geschichte von Achilles und der Schildkröte.
Der für seine Schnelligkeit bekannte Athlet Achilles tritt in einem Wettlauf gegen eine langsame Schildkröte an. Beide starten zum selben Zeitpunkt, aber die Schildkröte erhält anfangs einen Vorsprung von, zum Beispiel . Obwohl Achilles mit einer um den Faktor , mit , höheren Geschwindigkeit als die der Schildkröte läuft, kann er sie scheinbar niemals einholen. Denn: Sobald Achilles weit gelaufen ist, also den Punkt erreicht hat, an dem die Schildkröte gestartet ist, ist eine gewisse Zeit verstrichen. In dieser Zeit hat die Schildkröte die Strecke zurückgelegt. Achilles muss also die entsprechende Strecke weiterlaufen, um die Schildkröte einzuholen. Derweil hat die Schildkröte jedoch weitere zurückgelegt. Achilles hat die Schildkröte immer noch nicht eingeholt. Er läuft entsprechend weiter, muss nun allerdings feststellen, dass die Schildkröte in der Zwischenzeit abermals eine gewisse Strecke zusätzlich zurückgelegt hat; dieses Mal sind es . Dieses Spiel setzt sich unendlich oft fort.
Der Punkt , an welchem Achilles die Schildkröte endlich einholen wird, ist gegeben durch die unendliche Summe
Alternativ können wir durch das Aufstellen zweier linearer Gleichungen bestimmen. Es seien
die Bewegungsgleichungen der Schildkröte bzw. von Achilles, wobei die Geschwindigkeit der Schildkröte und die verstrichene Zeit ist. Wir suchen nun die -Koordinate des Schnittpunkts von und . Durch Gleichsetzen beider Gleichungen, Umformung auf und Einsetzen von in eine der beiden Gleichungen erhalten wir . Der Wert ist endlich; Achilles wird die Schildkröte also doch einholen. Vergleichen wir diese Lösung mit derjenigen von oben, so finden wir
wobei im letzten Schritt auf beiden Seiten durch geteilt und die Variable , mit , eingeführt wurde.
Konvergenz der geometrischen Reihe für Konvergenz der geometrischen Reihe auf der Zahlengeraden ()
Eine geometrische Reihe bzw. die Folge ihrer Partialsummen konvergiert genau dann, wenn der Betrag der reellen (oder komplexen) Zahl kleiner als Eins oder ihr Anfangsglied gleich Null ist. Für oder konvergiert die zugrundeliegende geometrische Folge nämlich gegen Null:
.
Nach dem Nullfolgenkriterium ist dies eine notwendige Bedingung für die Konvergenz der geometrischen Reihe. Da für und die Grundfolge divergiert, liegt in diesem Falle somit auch Divergenz der Reihe vor.
Für ergibt sich die Divergenz der geometrischen Reihe aus
Mithilfe der oben angegebenen Formel lassen sich durch gliedweise Differentiation auch folgende endliche Reihen geschlossen darstellen, für
Für konvergieren nach Grenzwertbildung der zugehörigen endlichen Reihe auch die unendlichen Reihen (folglich sind diese sogar gliedweise integrierbar):
analog für höhere Potenzen.
Mittels der Euler-Polynome kann die Reihe auch für beliebige direkt angegeben werden.
Allgemein stellt diese Variante die Definition des Polylogarithmus dar.
Bei den Geometrischen Reihen nehmen die Folgenglieder bezüglich des Summenindex den Exponentiellen Verlauf an. Der vom Summenindex abhängige Exponent in den Folgegliedern hat bezüglich des Summenindex somit einen linearen Verlauf. Wenn aber der vom Summenindex abhängige Exponent in den Folgegliedern bezüglich des Summenindex stattdessen einen quadratischen Verlauf annimmt, und sich somit die Folgenglieder selbst bezüglich des Summenindex gleich dem Verlauf der Gaussschen Glockenkurve verhalten, dann sind die Werte der betroffenen unendlichen Summenreihen nicht elementar. Summen mit einem quadratischen Verlauf des Exponenten in den Folgengliedern bezüglich des Summenindex nehmen Elliptische Thetafunktionswerte an. Und diese Werte lassen sich sowohl mit den Jacobischen Thetafunktionen als auch mit den Nevilleschen Thetafunktionen darstellen. Diese Reihen haben generell folgenden Wert: