Lesięcin

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Lesięcin (deutsch Lessenthin, früher Lessentin) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Węgorzyno (Stadt- und Landgemeinde Wangerin) im Powiat Łobeski (Labser Kreis).

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt in Hinterpommern, an den Abhängen des rechten Ufers des Aalbach-Tals, etwa 26 Kilometer südsüdöstlich der Stadt Resko (Regenwalde), acht Kilometer südsüdwestlich des Stadtkerns von Łobez (Labes) und sechs Kilometer nördlich der Stadt Węgorzyno (Wangerin).

Häuser im Dorf (2010)
Eisenbahn-Haltestelle

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gut Lessenthin war ehemals ein altes pommersches Lehen der in Hinterpommern alteingeborenen Familie Borcke, das um 1782 der Landrat Wilhelm Friedrich Leopold von Borck besaß.[1] Die Vasallen-Tabelle von 1804 nennt den Landrat und Direktor des Borckschen Kreises Ernst August Philip von Borcke als Besitzer von Lessenthin, Kankelfitz und Kratzig.[2] 1842 wird Louis von Borcke als Besitzer des 3500 Morgen umfassenden Guts Lessenthin genannt,[3] der es auch noch 1873 besaß.[4] Besitzer des Ritterguts Lessenthin war 1883 Richard von Borcke, Premier-Lieutenant der Reserve des 3. Badischen Dragoner-Regiments Prinz Carl Nr. 22, der im selben Jahr von König Wilhelm I. zum Ehrenritter des Johanniter-Ordens ernannt worden war.[5] 1884 war das Gut mit einer Mahlmühle und einer Ziegelei 953 Hektar groß.[6]

Am 1. April 1927 hatte das Gut Lessenthin eine Fläche von 1005 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 206 Einwohner.[7] Um 1939 war Elisabeth von Borcke Besitzerin des Ritterguts.[8]

Die Gemarkung der Landgemeinde Lessenthin hatte um 1930 eine Fläche von 12,5 km². Im Gemeindegebiet standen insgesamt 36 bewohnte Wohnhäuser an vier verschiedenen Wohnstätten:[9]

  1. Elisenhof
  2. Lessenthin
  3. Lessenthiner Mühle
  4. Neu Lessenthin

Im Jahr 1945 gehörte das Dorf Lessenthin zum Kreis Regenwalde im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Lessenthin war Sitz des gleichnamigen Amtsbezirks.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Lessenthin zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Danach begann die Zuwanderung von Polen. Das Dorf Lessenthin wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Lesięcin‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Lessenthin und dem Kreisgebiet vertrieben.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 adliges Gut mit einem Vorwerk, einer Mahl- und Schneidemühle am Aalbach, einer Filialkirche von Kankelfitz und 24 Feuerstellen (Haushaltungen)[1]
1818 233 davon 175 im Dorf mit dem Vorwerk Kotzow und 58 in der Kolonie und Wassermühle Neu-Lessenthin, adlige Besitzungen[10][11]
1852 287 Dorf[12]
1864 290 am 3. Dezember, im Gutsbezirk und Gemeindebezirk zusammen[13]
1867 288 am 3. Dezember, davon 108 im Dorf und 180 im Gutsbezirk[14]
1871 288 am 1. Dezember, davon 113 im Dorf (sämtlich Evangelische) und 175 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[14]
1885 306 am 1. Dezember, davon 122 im Dorf (sämtlich Evangelische) und 184 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[15]
1910 289 am 1. Dezember, davon 98 im Dorf und 191 im Gutsbezirk[16]
1925 309 sämtlich Evangelische[9]
1933 298 [17]
1939 275 [17]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lessenthin, Dorf und Rittergut, Kreis Regenwalde, Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Lessenthin (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 341, Ziffer 27 (Google Books).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil II: Landbuch des Herzogtums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 7: Der Kreis Regenwalde, und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern. Berlin und Wriezen 1874, S. 775–776 (Google Books).
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 60–61 (Google Books).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lesięcin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 341–342, Ziffer 27 (Google Books).
  2. Robert Klempin, Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX Jahrhundert, Bath, Berlin 1863, S. 519, Ziffer 8 (Google Books).
  3. K. Fr. Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Berlin 1857, S. 157, Ziffer 15 (Google Books).
  4. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil II: Landbuch des Herzogtums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 7: Der Kreis Regenwalde, und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern. Berlin und Wriezen 1874, S. 775–776 (Google Books).
  5. Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg, Jahrgang 24, Nr. 14, Berlin, den 4. April 1883, S. 79, rechte Spalte oben (Google Books).
  6. P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band II: Provinz Pommern. Zweite Auflage, Berlin 1884, S. 162–163 (Google Books).
  7. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 395 (Google Books).
  8. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern, Verlag Niekammer, Leipzig 1939, S. 200 (Google Books, eingeschränkte Vorschau)
  9. a b Die Gemeinde Lessenthin im ehemaligen Kreis Regenwalde in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  10. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 3: Kr–O, Halle 1822, S. 93–94, Ziffer 1581–1582 (Google Books).
  11. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 225–226, Ziffer 35 (Google Books).
  12. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 347 (Google Books).
  13. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin: 9. Kreis Regenwalde. Berlin 1866, S. 10–17, Ziffer 80–81 (Google Books).
  14. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 76–77, Ziffer 36 (Google Books), und S. 80–81, Ziffer 128 (Google Books).
  15. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band 4: Provinz Pommern. Berlin 1888, S. 86–87, Ziffer 36 (Google Books), und S. 92–93, Ziffer 131 (Google Books).
  16. Landkreis Regenwalde (Gemeindeverzeichnis.de) – U. Schubert (2020)
  17. a b Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Regenwalde. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

Koordinaten: 53° 35′ N, 15° 34′ O