Lilli Szkolny

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Lilli Szkolny
um 1938
Porträtfoto
Sammlung „Die Kunst der Verschollenen Generation“

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Lilli Szkolny (* 5. Juni 1906 in München; † 18. August 1942 in Riga)[1][Anm. 1] war eine deutsche Grafikerin, Illustratorin, Zeichnerin und Fotografin.[2]

Lilli Szkolny wurde am 5. Juni 1906 in eine jüdische Familie in München geboren. Sie war das älteste von drei Kindern der Eheleute Franz Szkolny (* 1877 Berlin – † 1935 München) und Frieda, geb. Selz (* 1885 in München). Aufgrund der drohenden Deportation wählte Frieda Selz am 25. August 1941 den Freitod.[3] Der Vater war Numismatiker und Teilhaber der Münchner Münzenhandlung Dr. Eugen Merzbach Nachf. Lilli Szkolny war zeitweise verheiratet mit dem Handelsvertreter und Ingenieur Franz Weiner (* 1898 in Wien), der am 15. Juni 1939 verhaftet und am 12. Januar 1940 im KZ Sachsenhausen ermordet wurde.[4] Sie lebte zuletzt aber geschieden in der Xantener Straße 9 in Berlin, von wo sie am 15. August 1942 mit dem 18. Osttransport in das jüdische Ghetto in Riga deportiert[5] und nur wenige Tage später am 18. August umgebracht wurde.[6]

Über die künstlerische Ausbildung ist nichts bekannt.

Das Schaffen von Lilli Szkolny ist heute vor allem durch ihre Tätigkeit als Illustratorin bekannt. 1936 schuf sie Zeichnungen und auch das Deckblatt für “Die Wunschkiste. Die schönsten Geschichten, Spiele und Rätsel aus dem Kinderblatt der C.-V.-Zeitung”. Auch Dodo schuf damals Zeichnungen für diese Publikation und es lassen sich bei der künstlerischen Ausführung durchaus Bezüge und Ähnlichkeiten zwischen beiden Künstlerinnen feststellen. Daneben schrieb Lilli Szkolny für die „Wunschkiste“ auch den Text „Ich fahre mal nach England“, in dem sie einen Besuch bei ihrem Bruder Georg (1919–1942) beschreibt, der seit 1935 Schüler an der Stoatley Rough School bei Haslemere war. Im Jahr 1937 besorgte sie die Montage für den Band „Gemeinschaftsarbeit der jüdischen Jugend“ (Berlin). Und 1938 schuf sie die Illustrationen für „Spatz macht sich“ von Meta Samson. Dieses war „das letzte Kinderbuch, das bei einem jüdischen Verlag in Deutschland erschien.”[7]

Kurz nach der sogenannten Reichskristallnacht, wurde Lilli Szkolny Ende November 1938 von der Organisation World ORT beauftragt, die Aktivitäten an der 1937 gegründeten Berliner ORT-Schule fotografisch zu dokumentieren. In der Schule wurden jüdische Schüler und Studenten auf ihre Auswanderung nach Palästina vorbereitet, indem man ihnen dort die Möglichkeit gab, die wichtigsten Handwerksberufe durch Teilnahme an Schulungskursen zu erlernen. Die einzigen überlieferten Fotos aus dieser Schule, die 1939 auf Druck der Nazis geschlossen und ins englische Leeds verlegt werden musste, stammen von Lilli Szkolny.[8]

Von 1934 bis 1941 arbeitete Lilli Szkolny für das Jüdische Nachrichtenblatt in Berlin und Wien. Dort war sie vielseitig tätig: sie verfasste sowohl eigene Artikel und Reportagen, erstellte Illustrationen und Fotomontagen bzw. -collagen mit eigenen Fotos oder mit Fotos anderer Fotografen. Die Besuche bei ihrem Bruder Georg in England nutzte sie für Fotoreportagen über den Straßenmarkt von Whitechapel (1937, Nr. 27) und die Synagogen von London (1938, Nr. 18).[9] Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, warum Lilli Szkolny nicht von Deutschland nach England emigriert ist.

Um 1935 schuf Abraham Pisarek Porträtfotografien von Lilli Szkolny. Diese Fotografien befinden sich heute als Teil des “Bildarchivs Abraham Pisarek” im Bestand der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.[10]

  1. Lilli Szkolny war zeitweise mit dem in Wien geborenen Franz Weiner verheiratet. Die Angabe "Wiener" als ihr Ehename im Gedenkbuch des Bundesarchivs ist falsch. Dieser Fehler wurde auch in Das Biografische Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945 übernommen.

Einzelnachweise

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  1. Lilli Szkolny im Gedenkbuch des Bundesarchivs, abgerufen am 10. Juli 2024.
  2. Koskull, Maximilian Baron von. "Szkołny, Lilli". Allgemeines Künstlerlexikon - Internationale Künstlerdatenbank - Online, edited by Andreas Beyer, Bénédicte Savoy and Wolf Tegethoff. Berlin, New York: K. G. Saur, 2022.
  3. Erläuterungen zur Inventarnummer 64/48 des Bayerischen Nationalmuseums, abgerufen am 10. Juli 2024.
  4. Franz Weiner im Gedenkbuch des Bundesarchivs, abgerufen am 10. Juli 2024.
  5. 18. Osttransport von Berlin nach Riga, abgerufen am 10. Juli 2024.
  6. Das Biografische Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945, abgerufen am 10. Juli 2024.
  7. Bettina Kümmerling-Meibauer: "...kommt nach Berlin und dreht gleich 'nen Film!" Berlin in der Kinderliteratur der Weimarer Republik, in: Matthias Bauer (Hrsg.): Berlin. Medien- und Kulturgeschichte einer Hauptstadt im 20. Jahrhundert, Tübingen: Francke 2007, S. 189-205 [hier: 203]
  8. Lilli Szkolny auf der Website von World ORT, abgerufen am 12. Juli 2024.
  9. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, abgerufen am 10. Juli 2024.
  10. Siehe hierzu die fünf Fotografien auf “AKG-Images” mit den Nummern: AKG768916, AKG768918, AKG768921, AKG768923 und AKG768925., abgerufen am 10. Juli 2024.