Liste der Könige von Lydien

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dieses Lemma listet die Könige des antiken Königreiches von Lydien (auch Mäonien genannt)[1] im heutigen Westanatolien (Kleinasien). Historische Quellen berichten von drei Dynastien, wovon die erste vollständig und zumindest der Beginn der zweiten aus dem Bereich der Mythen entstammt. Ab dem achten Jahrhundert v. Chr. existieren dann Belege über die Herrscher dieser Dynastie, ebenso über die nachfolgende.

Atyaden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Je nach Quelle auch Tantaliden genannt.

Der im fünften Jahrhundert v. Chr. im Südwesten Kleinasiens lebende griechische Historiker Herodot benennt im ersten Buch seiner Historien Manes und dessen Sohn Atys (lat. Atyllus) als erste Könige von Mäonien.

Andere Quellen wie die Historiker Xanthos (zur gleichen Zeit in Lydien lebend) und Strabon (zur Zeit Christi im Norden Kleinasiens lebend), benennen Tmolos und seinen Sohn Tantalos als Könige Lydiens gleicher Zeitepoche.

Verbindendes Glied ist Omphale, die in beiden Quellen genannt wird, daher steht zu vermuten, dass es sich bei den vorgenannten um die gleichen Personen handelt.

Name
nach Herodot
Name
nach Strabon
Bemerkungen
Manes Tmolos von einem Stier (Zeus?) aufgespießt
Omphale Witwe des Tmolos, nach ihm Königin
Atys Tantalos Sohn von Tmolos (bzw. Zeus) und Plouto
Lydos Broteas Sohn von Tantalos und Dione, stürzte sich im Wahnsinn ins Feuer, Namensgeber Lydiens
Tantalos (II.) Sohn des Broteas, verheiratet mit Klytaimnestra, getötet von seinem Vetter Agamemnon

Herakleiden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach des Herakles lydischem Sklavennamen „Tylos“ auch Tyloniden genannt.

Nachdem Agamemnon den Thron und Klytaimnestra geraubt hat, beginnt laut Herodot mit dessen Vetter Agron eine neue Dynastie in der neuen Hauptstadt Sardes.

Agron war dem Mythos nach ein Nachkomme aus zweiter Ehe der Omphale mit Herakles, deren Sohn Alkaios war Vater des Belos, dieser wiederum Vater des Ninos, legendärer König von Assyrien.[2]

Name
(aka.)
Daten
nach Herodot[3]
Bemerkungen
Agron 1216–? v. Chr. Sohn des Ninos
17 namentlich nicht bekannte Könige, jeweils Söhne der vorangegangenen Könige
Ardys I. (Ardysus I.) 790–754 v. Chr. Sohn des vorangegangenen Königs
Alyattes I. 754–740 v. Chr. Sohn des Ardys I.
Meles (Myrsus) 740–728 v. Chr. Sohn des Alyattes I.
Sadyattes I. (Myrsilus, Kandaules) 728–711 v. Chr. Sohn des Meles, ermordet von Gyges

Mermnaden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gewaltsam auf den Thron gekommen begründet Gyges, der Sohn des Daskylos, die kurze, aber machtvolle Dynastie der Mermnaden, unter der Lydien zunächst zum Höhepunkt seiner Macht in Kleinasien kommt und nach der Niederlage des Kroisos gegen den Perserkönig Kyros II. zerschlagen wird.

Obwohl historisch belegt, bestehen Zweifel an der Korrektheit der von Herodot überlieferten Zeiten. Neuzeitliche Untersuchungen liefern basierend auf der assyrischen Geschichte abweichende Daten.

Winfried Held verbindet den Namen von Mermnaden etymologisch mit dem in der Bronzezeit existierenden Königreich von Mira, mit der Hauptstadt in der Stadt Apasa (später Ephesus). Held weist auf die Ehrfurcht hin, die die Mermnaden den Heiligtümern der von Lydien entfernten Stadt Ephesus entgegenbrachten und ihnen beträchtliche Mittel spendeten[4].

Name Daten
nach Herodot[3]
Daten
Assyrisch
Bemerkungen
Gyges 710–672 v. Chr. vor 668–644 v. Chr. Usurpator, heiratet Witwe des Kandaules
Ardys II. (Ardysus II.) 671–624 v. Chr. 643–624 v. Chr. Sohn des Gyges
Sadyattes II. 625–613 v. Chr. 623–613 v. Chr. Sohn des Ardys II.
Alyattes II. 613–556 v. Chr. 611–556 v. Chr. Sohn des Sadyattes II., „Erfinder“ der Münzprägung
Kroisos 555–541 v. Chr.[3] Sohn des Alyattes II.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Sauter: Studien zum Kimmerierproblem. (= Saarbrücker Beiträge zur Altertumskunde. Bd. 72), Habelt, Bonn 2000, ISBN 3-7749-3005-8.
  • Robert Rollinger: The Median Empire, the End of Urartu and Cyrus the Great Campaigne 547 v. Chr. in Nabonaid Chronicle II 16 in: Proceedings of the 1st International Conference on Ancient Cultural Relations between Iran and West-Asia. Teheran 2004, S. 5–6.
  • Rudolf Schubert: Geschichte der Könige von Lydien. Breslau 1884. (vgl. Weblinks)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Herodot 1,7 sowie 7,74.
  2. Herodot 1,7.
  3. a b c Die alte Chronologie nach den Angaben von Herodot bezieht sich auf das Jahr 546 v. Chr. und war an den vermeintlichen Lydien-Feldzug gekoppelt, siehe: Hermann Sauter: Studien zum Kimmerierproblem In: Saarbrücker Beiträge zur Altertumskunde, Bd. 72, Habelt, Bonn 2000; Chronologie gemäß Herodot in Kapitel 4.1.2.1 Die Eroberung von Sardes während der Herrschaft des Ardys, hier online. Der Lydier-Feldzug stellt jedoch nach neuen Forschungen einen Feldzug nach Urartu dar: Diese Lesung bildet die neue Grundlage aller zukünftigen Auswertungen in Robert Rollinger: The Median Empire, the End of Urartu and Cyrus the Great Campaigne 547 v. Chr. in Nabonaid Chronicle II 16 in: Proceedings of the 1st International Conference on Ancient Cultural Relations between Iran and West-Asia, Teheran 2004, S. 5–6; vgl. hierzu auch die Ansetzung auf 541/540 v. Chr. im Marmor Parium für das Ende der Herrschaft von Krösus.
  4. https://www.academia.edu/80112435/W_Held_Kroisos_K%C3%B6nig_des_Landes_Mira_Das_K%C3%B6nigreich_Lydien_und_Ephesos_eine_besondere_Beziehung_in_A_Payne_%C5%A0_Velhartick%C3%A1_J_Wientjes_Hrsg_Beyond_all_Boundaries_Anatolia_in_the_First_Millennium_B