Liste von Eugenik-Organisationen

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Dies ist eine Liste von Eugenik-Organisationen. Sie umfasst Organisationen der Vergangenheit bis in die Gegenwart aus verschiedenen Ländern, den Schwerpunkt bilden wissenschaftliche Organisationen. Eine Anzahl wissenschaftlicher Organisationen und Institutionen und ihre Mitarbeiter aus der Eugenikbewegung arbeitete unter dem starken Einfluss von Rassentheorien und -ideologien. Nicht alle Organisationen der Eugenikbewegung tragen das Wort "Eugenik" in ihrem Namen (siehe auch "Rassenhygiene" usw.). Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Aktualität oder Vollständigkeit.

Signet des Zweiten Internationalen Eugenik-Kongresses, 1921, mit dem Motto „Eugenics is the self-direction of human evolution“

Kurzeinführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die eugenische Bewegung im 20. Jahrhundert wurde als eine "Internationale der Rassisten" bezeichnet,[1] es war eine internationale Bewegung. Viele der Eugenik-Organisationen sind im anglophonen Sprachraum zu finden, insbesondere in den Vereinigten Staaten, wo die eugenische Bewegung bereits im 19. Jahrhundert entstand. Eine Anzahl von Organisationen war unter dem Dachverband der International Federation of Eugenics Organizations[2] (IFEO; „Internationale Föderation der Eugenik-Organisationen“) vereint, Charles B. Davenport war von 1925 bis 1932 deren Präsident.[3] Der Internationale Eugenik-Kongress fand 1912 (an der Universität von London), 1921 (in New York unter der Schirmherrschaft des American Museum of Natural History) und 1931 (im American Museum of Natural History in New York City) statt.

Julian Huxley (1887–1975), der erste Generaldirektor der UNESCO, beispielsweise war von 1959 bis 1962 Präsident der Britischen Eugenik-Gesellschaft (ein Dachverband) und Unterstützer der Eugenik.

G. K. Chestertons Sammlung von Essays Eugenics and Other Evils[4] (Eugenik und andere Übel), 1922 zuerst erschienen, wurde ein "staple of the anti-eugenic arsenal on both sides of the Atlantic"[5] (Grundbestandteil des anti-eugenischen Arsenals auf beiden Seiten des Atlantiks). Viele wissenschaftliche Organisationen und Zeitschriften begannen sich jedoch erst nach dem 2. Weltkrieg von der Eugenik zu distanzieren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Eugenik unter Akademikern zunehmend unpopulär, beispielsweise benannte sich 1969 Eugenics Quarterly in Social Biology um.

Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften – dessen Forschung auch von der Rockefeller Foundation unterstützt wurde – lieferte die wissenschaftliche Legitimation für die nationalsozialistische Rassenpolitik und war an zahlreichen NS-Staatsverbrechen beteiligt.

Liste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenktafel zur Erinnerung an die Rolle der Eugeniker bei NS-Verbrechen, Berlin: "In diesem Gebäude befand sich von 1927 bis 1945 das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik. Die Direktoren Eugen Fischer (1927–1942) und Otmar von Verschuer (1942–1945) lieferten mit ihren Mitarbeitern wissenschaftliche Begründungen für die menschenverachtende Rassen- und Geburtenpolitik des NS-Staates. Als Ausbilder von SS-Ärzten und Erbgesundheitsrichtern, durch Gutachten für Abstammungsnachweise und Zwangssterilisationen leisteten sie einen aktiven Beitrag zu Selektion und Mord. Die vom Reichsforschungsrat bewilligten und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Zwillingsforschungen des Schülers und persönlichen Mitarbeiters von Verschuer Josef Mengele im KZ Auschwitz wurden in diesem Gebäude geplant und durch Untersuchungenan Organen selektierter und ermordeter Häftlinge unterstützt. Diese Verbrechen blieben ungesühnt. Von Verschuer war Professor für Genetik bis 1965 in Münster. Wissenschaftler haben Inhalt und Folgen ihrer wissenschaftlichen Arbeit zu verantworten." (Text einer Gedenktafel am heutigen Otto-Suhr-Institut, Freie Universität Berlin)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Grimm: Netzwerke der Forschung. Die historische Eugenikbewegung und die moderne Humangenomik im Vergleich. Logos, Berlin 2011, ISBN 978-3-8325-3049-5 (Inhaltsverzeichnis), insbesondere Anhang I (Online-Teilansicht)
  • Stefan Kühl: Die Internationale der Rassisten: Aufstieg und Niedergang der eugenischen Bewegung im 20. Jahrhundert. 2., aktualisierte Auflage. 2014 (Inhaltsverzeichnis), Register der Organisationen, Institutionen und Zeitungen, S. 390 ff. (Online-Teilansicht)
  • Peter Weingart, Jürgen Kroll und Kurt Bayertz: Rasse, Blut und Gene. Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene in Deutschland. Frankfurt a. M. 1988
  • The Oxford Handbook of the History of Eugenics, herausgegeben von Alison Bashford, Philippa Levine. Oxford University Press 2010 (Online-Teilansicht)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vgl. den Buchtitel von Stefan Kühl: Die Internationale der Rassisten: Aufstieg und Niedergang der eugenischen Bewegung im 20. Jahrhundert.
  2. englisch International Federation of Eugenics Organizations
  3. vgl. Christian Grimm, S. 93 ff.
  4. Eugenics and other Evils (Wikisource) - Digitalisat (1922) - dt. Eugenik und andere Übel. Übersetzt von Frank Jakubzik. Suhrkamp, Berlin 2014, ISBN 978-3-518-26041-8
  5. Daniel J. Kevles: In the Name of Eugenics: Genetics and the Uses of Human Heredity. 1985 (Online-Teilansicht) - Es wurde größtenteils jedoch bereits "vor dem Krieg geschrieben" (siehe Eugenics and other Evils: To the Reader, Wikisource)
  6. Zum Forschungsinstitut, vgl. Uwe Wippich: Eugenische Daten – Die Datenpraktiken des Eugenics Record Office. 2012
  7. vgl. 1er congrès latin d'eugénique: rapport, Paris, 1er-3 août 1937
  8. vgl. Schmuhl, Hans Walter (2008). Kaiser Wilhelm Institute for Anthropology, Human Heredity, and Eugenics, 1927–1945. [Dordrecht, Netherlands]: Springer. p. 87 & Schafft, Gretchen (2004). From Racism to Genocide: Anthropology in the Third Reich. Urbana: University of Illinois Press. pp. 47–58. ISBN 978-0-252-02930-1.
  9. russisch Русское евгеническое общество, wiss. Transliteration Russkoe evgeničeskoe obščestvo
  10. russisch Институт биологии развития имени Н. К. Кольцова РАН
  11. Eugenics and the Station for Experimental Evolution (Michael Egnor)
  12. ukrainisch Підгаєцький Володимир Якович
  13. Евгеника: стать лучше самому или избавиться от «худших» других - un-sci.com
  14. chinesisch 潘光旦
  15. vgl. Yuehtsen Juliette Chung: Struggle For National Survival: Chinese Eugenics in a Transnational Context, 1896-1945. 2018, S. 24