Ludwig Bloedau

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Ludwig Bloedau, auch Louis Bloedau,[1] voller Name Wilhelm Ludwig Bloedau,[2] (* 20. Januar 1820 in Sondershausen;[3]15. Januar 1870 in Nordhausen[4]) war Arzt in Nordhausen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunftsfamilie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ludwig entstammte der Familie der Bloedaus, die seit 1120 bei Rotterdam nachweisbar sind und im 16. Jahrhundert in die Goldene Aue übersiedelten, wo sie bei der Kultivierung des sumpfigen Geländes mitwirkten.[5]

Ludwigs Eltern waren Karl Gustav Bloedau (* 22. August 1794 in Roßla, † 7. Juni 1862 in Nordhausen)[6] und Sophie geb. Sachse aus Mecklenburg.[2] Der Vater Gustav war ein Enkel des Bürgermeisters von Heringen Ludwig Friedrich Bloedau (1730–1796) und ein Sohn von Johannes Ludwig Friedrich Bloedau (* etwa 1757; † vor Oktober 1811). Johannes war Pächter der Domäne in Roßla und zugleich Arzt[7] in Heringen.[8][9]

Gustav war von Oktober 1807 bis Oktober 1811 in der Klosterschule Ilfeld;[6] sofort danach schrieb er sich zum Jurastudium in Göttingen ein.[10] Anschließend war er lange in der Landwirtschaft tätig. Bei Ludwigs Geburt war er „derzeit Ökonom“, wohl bei Sondershausen; schon vor 1836 hatte er die Domäne von Himmelgarten in Pacht. 1853 war er Kammerassessor in Frankenhausen, 1859 Finanzrat.[11]

Schule und Studium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ludwig besuchte zunächst das Gymnasium in Sondershausen.[2] Von April 1836 bis September 1838 war er in der Klosterschule Ilfeld.[12] Bis zum Eintritt in Ilfeld wurde er vermutlich von der Schwester seines Vaters, Charlotte Bloedau (* Juni 1796, † 12. März 1855)[13], betreut, die unverheiratet in Sondershausen lebte.[14] Von Herbst 1838 bis Herbst 1839 war er zum Studium der Medizin an der Universität Halle eingeschrieben.[15] Dies war das letzte Jahr des engen Kontakts mit seinem Sondershäuser Schulfreund, dem späteren Botaniker Thilo Irmisch (1816–1879). Nachdem Bloedaus Eltern nach Himmelgarten gezogen waren, war Irmisch oft dort mit ihm zu Besuch, und sie befreundeten sich mit dem Arzt und Botaniker Friedrich Wallroth (1792–1857), der als Kreisphysikus in Nordhausen und als Freund der Familie ein sehr häufiger Gast war. Mit ihm machten sie ausgedehnte botanische Exkursionen, auch schon 1837, als Bloedau noch die Klosterschule besuchte und Irmisch bereits in Halle Theologie studierte.[16]

Im Herbst 1839 schloss Irmisch sein Studium ab und ging als Hauslehrer nach Teistungenburg bei Duderstadt;[17] Bloedau führte sein Medizinstudium in Göttingen weiter.[18] Dort legte er im August 1841 das Doktorexamen ab;[2] anschließend vertiefte er seine Kenntnisse noch ein Jahr lang in Berlin. Im Herbst 1842 plante er, sich um die Zulassung als Arzt in Heringen zu bewerben,[2] wo im Vorjahr der Arzt Ludwig Bloedau (* 1765; † 27. Januar 1841), sein Großonkel, gestorben war.[19]

Berufsjahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im nächsten Jahr wurde Bloedau als praktischer Arzt und Wundarzt im Königlichen Preußen approbiert und vereidigt,[20] aber nicht für Heringen, sondern für Nordhausen, wo er am 22. April 1843 seine Praxis anzeigte.[21] Ab 1846 wurde er auch als Geburtshelfer geführt.[22]

Bloedau war Mitgründer der auf Eduard Baltzers Initiative in Nordhausen gegründeten Freien Religionsgemeinde und Mitglied des Vorstands,[23] und er war aktiv in der demokratischen Bewegung zur Revolution 1848/49.[24]

In den Revolutionsjahren trat er für eine Reform des Medizinalwesens ein. Zusammen mit dem Sanitätsrat Moritz August Wessely (1800–1850) gab er ab Januar 1849 eine Zeitung heraus, die jedoch schon im nächsten Jahr nach Wesselys Tod eingestellt werden musste.[25]

Anfang der 1860er Jahre unterhielt er eine Privat-Heilanstalt.[26] Gelegentlich arbeitete er mit dem Augenspezialisten Carl Günther Richard von Bloedau (1832–1911) in Nordhausen und dessen Vater, dem Fürstlichen Leibarzt Carl von Bloedau in Sondershausen, zusammen.[27]

Hinterbliebene Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Bloedaus frühem Tod überlebte ihn seine Ehefrau Auguste Ernestine geb. Hornung um 36 Jahre († 5. März 1906).[28] Die Tochter Louise heiratete den Brennereibesitzer Rudolph Schulze;[29] beide waren von jung an mit der Familie Kützing freundschaftlich vertraut.[30] Der Sohn Otto (* 11. Dezember 1863; Abitur 1883) promovierte in Würzburg[31] und ließ sich etwa 1890 als Arzt in Nordhausen nieder.[32]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1868 erhielt Bloedau den Titel Sanitätsrat.[33]

Zu seinem Gedenken wurde eine „Bloedau-Stiftung“ gegründet, die arme Familien unterstützen sollte.[4][34]

Ludwig Bloedau zu Ehren erhielt etwa 1873 eine neu angelegte Straße den Namen Blödaustraße und der angrenzende Teil der früheren Schützenstraße[35] wurde zur Ludwigstraße.[36]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • De atrophia. Commentatio inauguralis pathologica. Auctore Ludov. Bloedau, med. et chir. dr. Berlin, Typis Nietackianis. o. J. [1842]. (S. 40: Vita.)
  • Neue Zeitung für Medicin und Medicinal-Reform 1. und 2. Jahrgang, 1849 und 1850.
    (Bloedau war Mitherausgeber und Beiträger von Artikeln und Besprechungen.)

Quellen und Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adressbücher von Nordhausen 1824 bis 1948. Digitalisate.
  • Verzeichnis der Lehrer und Schüler des Ilfelder Pädagogiums von Ostern 1800 bis vor Ostern 1853. In: Jahresbericht über die Königliche Klosterschule zu Ilfeld von Ostern 1905 bis Ostern1906. Programm 378. Göttingen 1906, S. 3‒71.
  • Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen 1734–1837. Hrsg. Götz von Selle. Hildesheim 1937.
  • Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen 1837–1900. Hrsg. Wilhelm Ebel. Hildesheim 1974.
  • Anette Schubert-Henze: Carl von Bloedau (1804–1886). (Reihe Persönlichkeiten in Sondershausen.) Hrsg. Kulturamt der Stadt Sondershausen. o. O. 1996. (unpaginiert, 8 Seiten.)
  • Chronik der Stadt Nordhausen 1802 bis 1989. Hrsg. Stadtarchiv Nordhausen. 2003, ISBN 3895708836. (S. 103: Photo von Ludwig Bloedau.)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. z. B. im Adressbuch Nordhausen 1852, S. 40.
  2. a b c d e laut Vita der Dissertation.
  3. Geburtsangabe in Regierungs- und Intelligenz-Blatt vom 11. März 1820, S. 84.
  4. a b Chronik S. 116.
  5. Schubert-Henze S. [2].
  6. a b Verzeichnis Ilfeld S. 18.
  7. Studium ab April 1777, Matrikel 1734–1837 S. 229; seine Dissertation: Dissertatio inauguralis medica de hydrope. Auctor Ioannes Ludovicus Fridericus Bloedau. Wittenberg, Adamus Christianus Charisius. o. J. [1780]. Digitalisat.
  8. Vgl. Vater (Bgmstr.) und Sohn (Medicus) im Fürstlich-Schwarzburg-Rudolstädtischen Hof- und Addreß-Calender auf das Schalt-Jahr 1792, S. 141 und 145.
  9. Zur weiteren Verwandtschaft: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 7. Jg., 1913, S. 76, und Neuer Nekrolog der Deutschen 2. Jg., 1824. Ilmenau 1826, S. 1059.
  10. Matrikel 1734–1837 S. 513, mit der Angabe: Vormund „Ass. Schmidt in Rossla“.
  11. Fürstl. Schwarzb. Rudolstädtischer Hof- und Behörden-Almanach. Erster Jahrgang 1859, S. 17.
  12. Verzeichnis Ilfeld S. 52.
  13. Todes- und Geburtsangabe in Fürstlich Schwarzb. Regierungs- und Intelligenz-Blatt vom 12. Mai 1855, S. 238.
  14. Vgl. Familienbilder aus längst entschwundenen Tagen [von Marie von Gerber]. o. O., o. J. [1906], S. 119f.
  15. Verzeichnis der Studierenden in Halle No. 35 (SS 1839), S. 5.
  16. Vgl. Irmisch: Zur Erinnerung an C. Fr. W. Wallroth. Eine biographische Skizze. In: Botanische Zeitung 15. Jg., 1857, Spalte 545–555; hier Spalte 550f., und Irmischs biograpische Notiz im Forstwissenschaftlichen Schriftsteller-Lexikon, Berlin 1872, S. 272.
  17. Dort schrieb er 1843 das Büchlein Der Anorganismus. Die Pflanze. Das Thier. Ein Versuch zu deren Bestimmung, in dem er sich an den Freund wandte (S. 3).
  18. ab November 1839, Matrikel 1837–1900 S. 26; Verzeichnis der Studierenden in Göttingen SS 1841, S. 10.
  19. Todesangabe in Neuer Nekrolog der Deutschen 19. Jg., 1841. Weimar 1843, S. 1308 Nr. 518.
  20. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin vom 26. Mai 1843, S. 152.
  21. Chronik S. 74.
  22. Adressbuch Nordhausen 1848, S. 49.
  23. Die freie Gemeinde zu Nordhausen. Nordhausen 1850. (Digitalisat), S. 6; Zweite, vermehrte Auflage 1851 (Digitalisat), S. 6.
  24. Chronik S. 79f.
  25. Vgl. Neue Zeitung usw. vom Januar 1849, Nr. 1, vom März 1850, Nr. 20, und vom April 1850, Nr. 33.
  26. Rumbachstraße Haus 1136, Adressbuch Nordhausen 1862, S. 10, und 1863, S. 145.
  27. Vgl. Dankesanzeige in Der Deutsche. Sondershäuser Zeitung vom 4. Juni 1864, S. 530. Carl (von) Bloedaus Vater Ehrenfried Bloedau war ein Halbbruder von Ludwigs Großvater Johannes Ludwig Friedrich.
  28. Adressbuch Nordhausen 1906/07, S. 13; Sterbefälle Nordhausen (PDF) S. 95.
  29. vgl. Adressbuch Nordhausen 1870, S. 101.
  30. Vgl. Peter Kuhlbrodt: Friedrich Traugott Kützing – ein bedeutender Naturforscher des 19. Jahrhunderts. Friedrich Traugott Kützing als Nordhäuser Bürger (PDF), Anm. 22 und Folgeseite.
  31. Über die acute gelbe Leberathrophie mit specieller Berücksichtigung der pathologischen Anatomie und Ätiologie. Inaugural-Dissertation verfasst von Otto Bloedau aus Nordhausen a. H. Würzburg 1887.
  32. Liste der Abiturienten des Gymnasiums Nordhausen Nr. 54; Adressbuch Nordhausen 1891, S. 10.
  33. Berliner Klinische Wochenschrift vom 2. November 1868, S. 456.
  34. Adressbuch Nordhausen 1930, S. 463.
  35. mit den Häusern Nr. 1378, 1470 und 1473 usw. (Adressbuch Nordhausen1872, S. 56f.).
  36. Vgl. Adressbuch Nordhausen 1874, S. 164, und 1934, S. 268 und 320.