Ludwigsmonument

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Ludwigsmonument in Darmstadt

Koordinaten: 49° 52′ 22″ N, 8° 39′ 4″ O

Das Ludwigsmonument ist ein Denkmal für Ludwig I., den ersten Großherzog von Hessen und bei Rhein und ein Wahrzeichen der Stadt Darmstadt. Es steht auf dem Luisenplatz in Darmstadt, benannt nach der Ehefrau des Großherzogs. Von den Einwohnern wird das Bauwerk meist Langer Ludwig oder Longe Lui genannt.

Das Monument

Das Monument ist 39,15 m hoch. Die 5,45 m hohe und 540 kg schwere Statue aus Bronze stellt Ludwig I. dar, der in seiner rechten Hand die neue Verfassung des Großherzogtums Hessen eingerollt festhält. Sein Blick richtet sich nach Rheinhessen, den von ihm neu erworbenen Ländern. Die Statue wurde als Dank der Bürger für die Verabschiedung der Verfassung errichtet.

Durch die Säule führt eine Wendeltreppe über 172 Stufen zur Aussichtsplattform am Fuße der Statue. Die Eintrittsgelder fließen in die ehrenamtliche Arbeit des Roten Kreuzes Darmstadt-Mitte.

Die Grundsteinlegung des Monumentes war 1841 am 14. Juni, dem Geburtstag von Ludwig I., 11 Jahre nach seinem Tod. Am 25. August 1844 wurde das Bauwerk feierlich eingeweiht. Die Säule wurde entworfen von Georg Moller, die Statue von Ludwig Schwanthaler und gegossen von Johann Baptist Stiglmaier.

"Der Lange Lui" - Die Geschichte zum Denkmal

Der lange Lui ist heute neben dem Ensemble Mathildenhöhe mit seinem Hochzeitsturm das Wahrzeichen der Stadt Darmstadt, besonders im Westen weit sichtbar. Die eigentliche Geschichte des Monuments begann bereits im Mai 1837, als zwölf Darmstädter Bürger alle Bewohner des Großherzogtums Hessen aufforderten für die Errichtung eines Monuments zu spenden. Es sollte Ludewig I., Großherzog von Hessen und bei Rhein, gewidmet sein, dem das Großherzogtum Hessen seine größte Ausdehnung und die Residenz Darmstadt eine neue Blüte verdankte. Ludewig I. sollte durch dieses Monument nicht nur als Wohltäter des Landes im allgemeinen, sondern insbesondere als Stifter der Hessischen Verfassung von 1820 gewürdigt werden. Doch auch damals wurde in Darmstadt schon viel diskutiert und manches zerredet.

Der Entwurf Johann Baptist Scholls, der eher ein "kolossales Standbild aus carraischem Marmor, stehend auf einem Priedstal von grauem Marmor, ruhend auf einem Untersatz von festem Sandstein, begrenzt von vier auf Ecken liegenden Löwen" vorsah, wurde ebenso verworfen wie der Entwurf eines Verfassungsbrunnens des Hofbaumeisters und Mollerschülers Georg Lerch. Der im Dezember 1837 gebildete "Ausschuß zur Ausführung des Monuments" unter der Leitung von Prinz August von Sayn-Wittgenstein entschied sich gegen ein Denkmal in bescheidenerer Form zugunsten eines Säulenmonumentes. Auch vom ursprünglichen Aufstellungsort, dem Mathildenplatz, war nicht mehr die Rede.

Am 1. Juni 1839 genehmigte Großherzog Ludwig II. die Ausstellung des Säulendenkmals auf dem Luisenplatz, nicht ohne Grund, den dieser Platz war durch die von Ludewig I. betriebene und von Moller umgesetzte Stadterweiterung zum neuen zentralen Platz der Residenz geworden. Aber auch das Denkmal selbst bekam einen neuen Inhalt, da der regierende Großherzog und seine konservative Regierung seit Jahren einer der hessischen Verfassung zuwiderlaufende Restaurationspolitik betrieben. Das Verfassungsdenkmal wurde deshalb in ein Fürstendenkmal umgewidmet, durch das der erste Großherzog verherrlicht und sinnbildlich hoch über sein Volk erhoben wurde. In der Sockelinschrift ist denn auch, anders als in der Inschrift des Scholl'schen Entwurfs, nicht von der Verfassung, sondern nur vom "dankbaren Volk" die Rede. Und die Verfassungsurkunde in der rechten Hand der Statue des Großherzogs ist selbst mit dem Fernglas kaum zu erkennen. Aus dem nicht allzu großen Verfassungsdenkmal auf einem etwas abseits gelegenen Platz war nun ein riesiges Monument auf dem zentralen Platz der Residenz geworden, was bei der Bürgerschaft keinen uneingeschränkten Beifall auslöste, auch wenn die damaligen Grußworte und Huldigungsgedichte anlässlich der Enthüllung einen anderen Eindruck zu erwecken versuchten.

1840 begannen die Arbeiten. Georg Moller entwarf die Sandsteinsäule, die von Hofbaumeister Arnold ausgeführt wurde. Den ornamentalen Schmuck der Säule besorgte Johann Baptis Scholl und mit der Gestaltung der Statue wurde der Münchener Bildhauer Ludwig Schwanthaler beauftragt. Die Grundsteinlegung erfolgte am 14.Juni 1841, dem Geburtstag Ludewigs, verbunden mit einem großen Festzug und einem großen Aufmarsch auf dem Luisenplatz. 1842 wurde der Sockel, 1843 der Säulenschaft errichtet.

Im Frühjahr 1844 folgten das Kapitell und der Schlussstein als Untersatz für das Standbild. Am 14. Juni wurde die inzwischen von Johann Baptist Stiglmaier fertiggestellte und nach Darmstadt transportierte, über fünf Tonnen schwere Statue hinaufgezogen und aufgesetzt.

Mit einem der größten Feste, das Darmstadt bis dahin gesehen hatte, wurde die feierliche Enthüllung des Ludewigsmonuments begangen. In Anwesenheit vor allem, was Rang und Namen hatte, wurde mehrere Tage gefeiert. Neben einem großen Volksfest auf dem Exerzierplatz wurde Darmstadt bereits damals seinem Ruf als Kulturstadt gerecht: Händels "Alexanderfest" wurde im Zeughaus durch 600 Sänger und an einem weiteren Tag die Oper "Ferdinand Cortez" von Johann Friedrich Naue im Hoftheater aufgeführt.

Seit einer Errichtung ist die Ludwigssäule das im wahrsten Sinne des Wortes herausragende städtische Denkmal. Die Gesamthöhe beträgt 39,15 Meter, die Statue selbst ist 5,45 Meter hoch. Durch die ganze Säule ist eine Wendeltreppe mit 172 Stufen hindurchgeführt, die die Besteigung bis zur Kapitellplatte ermöglicht. Raffiniert ist der Zugang. Man erreicht die Treppe nicht durch eine Tür im Sockel, sondern durch eine außerhalb des Monuments befindliche Falltür. Seit der Errichtung hat Ludwig I. von seiner hohen Säule herab so manches erlebt. Er überstand die Umbenennung seines Standortes in "Adolf-Hitler-Platz", erlebte und überlebte wie durch ein Wunder relativ unbeschädigt die Zerstörung der Umgebung in der Brandnacht 1944 und blickte jahrelang auf eine Ruinen- und Trümmerwüste herab. Am 20. Februar 1950 gelang dem Dachdeckermeister Ackermann, dem Großherzog eine Narrenkappe aufzusetzen. Diese Erstbesteigung bekam eine unvermutetete Bedeutung dadurch, dass Ackermann in der Statue Löcher von Großeinschlägen feststellte, die Regenwasser in das Fundament sickern ließen und die Standsicherheit des "Langen Lui" gefährdeten.

Die Kriegsschäden wurden 1952 und 1953 beseitigt. In den Folgejahren gelangte die Säule zu eher trauriger Berühmtheit, als sich viermal Selbstmörder von ihr herabstürzten, was am 15. Februar 1956 zur Schließung der Aussichtsplattform führte. Nach Einbau von Sicherheitsmaßnahmen wurde sie im Sommer 1958 wieder eröffnet. Nach abermaliger Schließung ist sie seit 1975 an bestimmten Festtagen, zum Beispiel während des Heinerfestes, geöffnet.

Das Monument überlebte auch das seit den fünfziger Jahren mehr und mehr zunehmende Verkehrschaos zu seinen Füßen, obwohl im August 1957 einige Bürger den Abbruch oder die Versetzung des Denkmals forderten, damit der Verkehr auf dem Platz reibungsloser liefe. Durch die Verlegung des Autoverkehrs in den Untergrund und die Umgestaltung des Platzes zu einer Fußgängerzone in den Jahren 1978 bis 1980 wurde das Verkehrsproblem sicherlich besser gelöst. [1]

Einzelnachweise

  1. Der Lange Lui in Darmstadt, Zum 150. Geburtstag, Darmstädter Echo, 14. Juni 1991, S. 13, auszugsweise zitiert in: Wohlfahrt, Darmstadt-Buch - Kleine Heimatfibel, Pediapress, London, 2009

Siehe auch

Weblinks