Münzfuß

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Der Münzfuß (in der Numismatik auch kurz Fuß genannt) ist eine offizielle Bestimmung eines Münzherrn, wie viele Münzen einer Sorte aus einer Gewichtseinheit Edelmetall („Münzgrundgewicht“) geschlagen werden sollen. Der Münzfuß legt damit fest, welche Menge eines Edelmetalls (Feingehalt) in einer bestimmten Münze enthalten sein soll. Der Stolberger Münzmeister Julian Eberhard Volckmar Claus definierte in seiner 1753 gedruckten Kurzgefaßte Anleitung zum Probieren und Münzen den Münzfuß wie folgt: „Die gehörige Proportion der Metalle und des Gewichts der Münze, daß sie nehmlich nach ihrer innerlichen und äusserlichen Güte, oder nach Schrot und Korn, nach Zusaz und Feine, Zahl und Gewichte eingerichtet sey, wird Münzfuß genennet.“[1]

Viele Münzen bestehen nicht ausschließlich aus dem Edelmetall, das dem jeweiligen Münzfuß zu Grunde liegt. Gold- und Silbermünzen ist oft Kupfer, z. B. zur Münzhärtung, beilegiert. Unterschieden wird daher zwischen dem Feingewicht (bzw. Feingehalt oder Korn) einer Münze und dem Gesamtgewicht (Raugewicht oder Schrot) des aus einer Legierung bestehenden Schrötlings der Münze. Es wird beispielsweise von einer Mark fein gesprochen, wenn der reine Edelmetallgehalt einer Gewichtsmark gemeint ist. Eine Mark rauh entspricht dem Gewicht des legierten Münzmetalls, das genau eine Mark fein enthält.

Ein Absinken des Münzfußes von Edelmetallmünzen bezeichnet man als Münzverschlechterung.[2] Zu unterscheiden ist das kontinuierliche Absinken der umlaufenden Münzen durch Abrieb von einer Herausgabe von neuen Münzen mit einem niedrigeren Feingewicht.

Historische Münzfüße

Antike Münzfüße

Der älteste Münzfuß ist der äginetische der Insel Ägina, der zu einem Statergewicht (1 Stater entspricht 2 Drachmen) von ca. 12,3 g führte (auf die Drachme bezogen somit 6,15 g). Er breitete sich über die Peloponnes, die Kykladeninseln, Kreta und in Südwestkleinasien aus.[3]

Fast jede Polis hatte anfangs ihre eigene Währung.[4] Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. setzte sich – aufgrund der Bedeutung Athens im griechischen Handel – der attische Münzfuß durch,[4] mit einem Tetradrachmengewicht von ca. 17,5 g. Der Stater hatte somit ca. 8,75 und die Drachme ca. 4,38 g.

Der Denar der Römischen Republik mit 3,9 g (184 des römischen Pfundes, das Münzgrundgewicht römisches Pfund betrug somit ca. 327,4 g) orientierte sich zunächst an der griechischen Drachme des attischen Fußes. Er wurde in der römischen Kaiserzeit von Nero auf 3,3 g herabgesetzt. Nach weiteren Verschlechterungen wurde durch Diokletians Münzreform von 294 n. Chr. der Denar durch den Argenteus mit einem Sollgewicht von 3,41 g ersetzt. Er entsprach 196 des römischen Pfundes.[5]

Mittelalterliche und neuzeitliche Münzfüße

Karolingisches Pfund

Im Karolingischen Münzsystem war das Pfund die grundlegende Masseneinheit. Es war festgelegt, dass aus einem Pfund Silber 240 Pfennige (Denari) gemünzt werden sollen. Die Zahl 240 ergab sich aus 20 Schillingen (Solidi) zu je 12 Pfennigen. Eine ähnliche Einteilung bestand in Großbritannien bis in das 20. Jahrhundert.

Kölner Mark

In der frühen Neuzeit löste die Mark im römisch-deutschen Reich das Pfund als Gewichtseinheit ab.

  • Mit dem Augsburger Reichsmünzedikt vom 30. Mai 1566 wurde der 9-Taler-Fuß eingeführt, welcher festlegte, dass aus einer Kölner Mark Silber neun Reichstaler geprägt werden sollten und dass der Silberanteil 14 Loth 4 Grän (888,888 ‰) betragen soll. Das ergibt für die einzelne Münze ein Gewicht von 29,23 g und ein Feingewicht von 25,98 g.
  • Der 9-Talerfuß wurde für den Taler, der als Speciesreichstaler bezeichnet wurde, auch von den Vertragsstaaten des Zinnaer Münzvertrages von 1667 beibehalten. Die kleineren Sorten sollten allerdings in einem 10½-Talerfuß geprägt werden. Ab 1668 wurden auch die Talerteilstücke in diesem geringwertigeren Fuß geprägt.[6] Der sächsische Kuranttaler im Zinnaischen Münzfuß ist eigentlich eine Rechnungsmünze, die als tatsächliche Münze nicht existiert, sondern die Abrechnung vereinfachen soll.[7] In Einzelfällen wurde er dennoch ausgeprägt.
  • In den Jahren 1670 und 1671 ließ Kursachsen zur Begünstigung des Leipziger Handels Wechseltaler nach dem Wechseltalerfuß prägen.[8]
  • Mit dem am 16. Januar 1690 geschlossenen Leipziger Münzvertrag einigten sich Kurbrandenburg, Kursachsen und das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg auf einen 12-Talerfuß für die Talerteilstücke (auch als 18-Gulden-Fuß oder Leipziger Münzfuß bekannt), der sich rasch in den meisten deutschen Staaten durchsetzte.[9] Dieser Münzfuß wurde unter Kaiser Karl VI. mit Kaiserlichem Kommissionsdekret vom 1. Dezember 1738 Reichsmünzfuß für Talerteilstücke.[10]
  • 1750 wurde in Österreich der Konventionstaler eingeführt, von welchem aus einer feinen Mark zehn Stück geprägt wurden, was einem Feingewicht von 23,386 g entspricht. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde der relative Anteil an Edelmetall häufig als römische Ziffer im unteren Teil der Münze angegeben. So bedeutet z. B. ein X (römische Ziffer 10), dass zehn Münzen dieser Sorte einer Mark reinem Silber entsprechen.
  • Zum Beispiel trugen die (vor)letzten preußischen Kuranttaler und auch die Taler der anderen deutschen Staaten die seit dem Dresdner Münzvertrag von 1838 im 14-Talerfuß prägten die Umschrift: EIN THALER XIV EINE F. M., d. h., dass 14 Talermünzen eine Gewichtsmark Silber enthielten, was umgerechnet 233,8555 g Feinsilber entsprach. Dieser 14-Talerfuß war von Johann Philipp Graumann im Jahr 1750 im Auftrag König Friedrichs II. in Preußen eingeführt worden.
Münzfuß (14-Taler-Fuß) auf Hannoveraner Taler von 1846

Zollpfund

Der Wiener Münzvertrag hat im Zuge einer Tendenz zum Dezimalsystem die Kölner Mark mit einem Münzgrundgewicht von 233,855 g durch das Zollpfund mit 500 g ersetzt. Da gleichzeitig der 14-Talermünzfuß durch einen 30-Talermünzfuß ersetzt wurde, veränderte sich das Silberfeingewicht kaum.

Bezugsänderung von Silber auf Gold

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Silber als Basis der Währung in vielen Staaten durch den Goldstandard ersetzt und der Münzfuß bezog sich nun auf das wertvollere und haltbarere Gold.

Nachdem die im Deutschen Reich 1871 eingeführte Markwährung, bei der 5-, 10- und 20-Mark-Nominale in Gold geprägt wurden, durch die wirtschaftlichen Folgen des Ersten Weltkrieges völlig entwertet worden war, wurde nach der Überwindung der Inflation im deutschen Münzgesetz vom 30. August 1924 (RGBl. II S. 254) in § 3 in Anknüpfung an die Goldmünzenprägung des Kaiserreichs festgelegt, dass aus einem Kilogramm Feingold 139,5 Münzen als 20-Markstück oder 279 Münzen als 10-Markstück mit einem Mischungsverhältnis von 900 Teilen Gold und 100 Teilen Kupfer zu prägen waren, die tatsächlich jedoch nie ausgeprägt wurden.

Siehe auch

Wiktionary: Münzfuß – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Julian Eberhard Volckmar Claus, Kurzgefaßte Anleitung zum Probieren und Münzen, Stolberg 1753, Seite 55
  2. Helmut Kahnt, Bernd Knorr: Alte Maße, Münzen und Gewichte. Ein Lexikon. Bibliographisches Institut, Leipzig 1986, Lizenzausgabe Mannheim/Wien/Zürich 1987, ISBN 3-411-02148-9, S. 388 und 392 f.
  3. Eva Szaivert, Wolfgang Szaivert, David Ronald Sear: Griechischer Münzkatalog. Band 1: Europa. Battenberg, München 1980, ISBN 3-87045-182-3, S. 35.
  4. a b Clemens Willeke: Münzen, Maße, Gewichte; Zeitrechnung. In: Heinrich Krefeld (Hrsg.): Hellenika. Hirschgraben, Frankfurt am Main, 4. Aufl. 1968, S. 140–142, hier S. 140.
  5. B. Ralph Kankelfitz: Römische Münzen: von Pompejus bis Romulus. Battenberg, Augsburg 1991, ISBN 3-89441-014-0, S. 18f.
  6. Wolfgang Trapp: Kleines Handbuch der Münzkunde und des Geldwesens in Deutschland. Reclam, Stuttgart 1999, ISBN 3-15-018026-0, S. 87.
  7. Heinz Fengler, …: transpress Lexikon Numismatik …, S. 308
  8. Paul Arnold: Die sächsische Talerwährung von 1500 bis 1763. In: Schweizerische numismatische Rundschau. Band 59, 1980, S. 82.
  9. Friedrich Freiherr von Schrötter, Das Münzwesen Brandenburgs während der Geltung des Münzfußes von Zinna und Leipzig, Hohenzollernjahrbuch 11.1907, S. 63–74, URL: https://digital.zlb.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:109-opus-1873
  10. Stößel, Johann Christoph: Versuch einer Chur-Sächsischen Münzgeschichte, Chemnitz 1780, S. 676, 802ff.