Marco Bragadino

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Marco Bragadino, eigentlich Marco Antonio Mamugná, (* etwa 1545 auf Zypern; † 26. April 1591 in München) war ein italienischer Goldmacher und Hochstapler.

Leben

Über Kindheit und Jugend Bragadinos weiß man fast nichts. Nach der Eroberung Zyperns durch die Türken dürfte seine Familie wie viele andere christliche Bewohner der Insel nach Venedig geflohen sein. In Venedig ist Bragadino wahrscheinlich mit Hieronymus Scotus in Kontakt gekommen und wird von ihm die Geheimnisse der Alchemie – insbesondere der Goldmacherei – erlernt haben, oder zumindest die Tricks, sie vorzutäuschen.

Wanderjahre in Italien

Warum Bragadino Venedig verlassen musste, ist nicht bekannt. Zwischen 1574 und 1579 hält er sich in Florenz auf und hat dort Kontakt zur toskanischen Großherzogin Bianca Cappello, der er versprach, sie mit Hilfe des Steins der Weisen von ihrer Unfruchtbarkeit zu heilen. Aus diesem geschäftlichen Verhältnis dürfte die verhältnismäßig hohe Geldsumme (Minucci nennt mindestens 40.000 Scudi) stammen, über die Bragadino einige Zeit verfügen konnte. Vor Gläubigern flieht Bragadino nach Rom und wird dort im Jahr 1586 Mönch in einem Kapuzinerkloster. Er empfängt die niederen Weihen und die erste der höheren, wird also Subdiakon. Im Jahr 1588 verlässt er jedoch ohne Erlaubnis sein Kloster und nimmt sein unstetes Leben wieder auf. Aufenthalte in Genf, England und Frankreich sind bezeugt. Als er nach Italien zurückkehrt, sieht er sich dem Zugriff der Inquisition ausgesetzt, die ihn als entsprungenen Mönch verfolgt, und verschafft sich als Schutz davor mit seiner Goldmacherei einflussreiche Freunde. Prominentester davon ist der Herzog von Mantua, den er um 25.000 Scudi erleichtert.

Venedig

Die Republik Venedig lädt ihren ehemaligen Mitbürger als Staatsgast ein, um von seinen Fähigkeiten zu profitieren. Am 26. November 1589 betritt Bragadino als allseits gefeierter Alchemist die Stadt. Da er wie zuvor aber keine nennenswerten Goldmengen produziert, sondern immer nur auf Zeit spielt, wird der Boden allmählich zu heiß für ihn. Im April 1590 verlässt er Venedig fluchtartig in Richtung Padua.

Bayern

In Padua erreicht ihn der Ruf des Herzogs Wilhelm V. von Bayern. Im April 1590 trifft Bragadino am Hof des Herzogs auf der Burg Trausnitz in Landshut ein. Er gewinnt schnell das Vertrauen des Herzogs, weil er nicht nur verspricht, durch Erzeugen üppiger Goldmengen die immensen Schulden des Herzogtums zu tilgen, sondern sich auch erbötig macht, durch seine Kunst den Herzog selbst zu heilen, der an starken Kopfschmerzen leidet. Ferner versucht er über den Agenten des Herzogs beim Papst einen Dispens von seiner geistlichen Weihe zu erlangen, allerdings vergeblich.

Das Ende

Auf Befehl des Herzogs erfolgt am 26. April 1591 die Hinrichtung Bragadinos mit dem Schwert auf dem Münchner Weinmarkt. Die Hinrichtung gerät zum Desaster, weil es dem Scharfrichter erst beim dritten Schlag gelingt, das Haupt vom Rumpf zu trennen.

Bragadino heute

  • Seiner Bedeutung als schillernder Figur eines Alchemisten am bayerischen Herzogshof wird heute noch in den alljährlichen Faschingsvorlesungen des Lehrstuhls für Anorganische Chemie an der Technischen Universität München gedacht.
  • Das abenteuerliche Leben Bragadinos liefert Stoff für verschiedene Themenführungen in München und Landshut (Burg Trausnitz).

Literatur

  • Ivo Striedinger: Der Goldmacher Marco Bragadino. Theodor Ackermann, München 1928
  • Hatto Kallfelz: Der zyprische Alchimist Marco Bragadin und eine florentiner Gesandtschaft in Bayern im Jahre 1590. In Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Band 31, München 1968