Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale (Stepanakert)

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Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale
Սուրբ Աստվածամոր Հովանու մայր տաճար
Kathedrale der Heiligen Muttergottes zu Stepanakert, 2019.
Kathedrale der Heiligen Muttergottes zu Stepanakert, 2019.

Kathedrale der Heiligen Muttergottes zu Stepanakert, 2019.

Baujahr: 2006
Einweihung: 2019
Architekt: Gagik Yeranosyan
Stilelemente: armenische Architektur
Lage: 39° 48′ 46″ N, 46° 44′ 56″ OKoordinaten: 39° 48′ 46″ N, 46° 44′ 56″ O
Standort: Stepanakert
Aserbaidschan
Zweck: armenisch-apostolische Kathedrale
Kathedrale im Bau, März 2018

Die Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale (armenisch Սուրբ Աստվածամոր Հովանու մայր տաճար Surb Astwatzamor Howanu majr tatschar), auch bekannt als Kathedrale der Heiligen Muttergottes oder Stepanakert-Kathedrale (Ստեփանակերտի Մայր Տաճար), ist eine armenische Kirche in Stepanakert, Republik Arzach (Bergkarabach), die 2019 eröffnet wurde. Sie ist die Kathedrale des Bistums Arzach der Armenischen Apostolischen Kirche.

Standort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale steht im Süden Stepanakerts (Ստեփանակերտ) an der Vazgen-Sargsyan-Straße (Վազգեն Սարգսյան փողոց), etwa 100 m westlich von deren nördlichem Ende, 600 m südlich des Gebäudes der Nationalversammlung der Republik Arzach (das an der Nordseite des Platzes der Wiedergeburt liegt), rund 500 m nördlich der Bezirksgrenze zu Hajkawan (Հայքավան) und etwa 1,3 km nördlich des Stadtteils Krkdschan (Կրկժան, auch Kirkidschan/Kirkidzhan oder Kirkidschahan/Kərkicahan).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 1923 von der Sowjetmacht gegründete Stepanakert hatte lange keine einzige Kirche. Die auf dem Stadtgebiet befindliche Georgskirche (Surp Kevork) vom Ende des 19. Jahrhunderts wurde unter Josef Stalin in den 1930er Jahren abgerissen, um dem Stepanakerter Theaterbau Platz zu machen. So waren die nach wie vor mehrheitlich der Armenischen Apostolischen Kirche angehörenden Stepanakerter ohne Gotteshaus. Es gab zwar am nördlichen Rand der Stadt noch ein kleines mittelalterliches Kirchengebäude mit dem Namen Vararakn, das jedoch nicht mehr als Kirche diente.[1]

Nach dem Ende der Sowjetmacht und der Gründung der – international nicht anerkannten – Republik Arzach begannen die Bemühungen, für die Gläubigen Stepanakerts Kirchen zu errichten. Am 9. Mai 2007, dem 15. Jahrestag der Einnahme Schuschis, wurde die Jakobskirche (Surp Hakob) eröffnet.[2] Kathedrale des armenisch-apostolischen Bistums Arzach blieb jedoch die erst 1998 nach 78 Jahren wiedereröffnete Erlöserkirche (Ghasantschezoz)[3] im nahe gelegenen Schuschi, das zwar bis zum Schuscha-Pogrom 1920 die größte mehrheitlich armenische Stadt der Region gewesen war,[4] nach den gegenseitigen Massenvertreibungen schließlich im Jahre 2015 nur noch rund 4400 Einwohner hatte, viel weniger als die arzachische Hauptstadt Stepanakert.[5]

Mit dem Bau der Stepanakerter Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale wurde am 19. Juli 2006 begonnen. Finanziert wurde der anfangs auf 2 Millionen US-Dollar projektierte Bau unter anderem von seinem Architekten, Gagik Yeranosyan.[6] Wichtige Mäzene waren auch Hrant Vardanyan und seine Söhne Mikael und Karen, die 400 Millionen Dram beisteuerten.[7] Die Arbeiten dauerten auch wegen der komplizierten Finanzierung mehr als 12 Jahre. Die Kathedrale wurde am 7. April 2019 vom Katholikos Karekin II. Nersissian im Beisein des Erzbischof von Arzach Pargev Martirosyan geweiht und eröffnet.[8][9] Geplant war auch eine (bisher) nicht verwirklichte 4 m hohe Statue des Königs Watschagan III. auf einem 2 m hohen Sockel neben der Kirche.[10][11] Im Krieg um Bergkarabach 2020 diente die Kathedrale als Schutzraum, deren massive Wände sie nach Aussagen eines Priesters zu einem der sichersten Orte der Stadt machten.[12] Die Kathedrale in Schuschi wurde in diesem Krieg Opfer zweier Raketenangriffe[13] und Schuschi bald darauf von aserbaidschanischen Truppen erobert,[14] während Stepanakert beim Waffenstillstand den Karabach-Armeniern verblieb. So war die Stepanakerter Kathedrale die einzige, die dem Bistum Arzach noch bis zu der Aserbaidschanischen Offensive und der Auflösung Arzachs blieb.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale Stepanakert ist eine Rundkirche mit einem Durchmesser von 30 m und einer Höhe von 35 m.[7] Genau genommen ist die Rotunde ein Polygon[8] (genauer: zwölfeckiger Querschnitt), der sich der Kreisform nur annähert. Insgesamt nimmt die Kathedrale eine Grundfläche von 900 Quadratmetern ein. Die Wände des Gebäudes bestehen innen und außen aus aprikosenfarbigem Tuffstein aus Artik (Armenien), wie er auch in der armenischen Hauptstadt Jerewan, der „aprikosenfarbenen Stadt“, weithin verwendet wird. An der Ostseite der Kirche, wo sich auch der Altar befindet, ist die Wand durch ein 12 m hohes Kreuz geschmückt. An der Westseite der Kirche steht über dem Eingang ein Narthex, dessen achtseitiges Pyramidendach mit dem großen zwölfseitigen Pyramidendach der Rotunde an den Kleinen und den Großen Ararat erinnern soll – ähnlich wie bei der Sankt-Hripsime-Kirche in Etschmiadsin. Gleichzeitig ist die Kirche der Kathedrale von Swartnoz nachempfunden. Nach Angaben des Architekten der Kirche, Gagik Yeranosyan, trägt die Gestaltung als (annähernde) Rotunde zur hohen Erdbebensicherheit der Kathedrale bei.[7][15]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale Stepanakert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Naira Hayrumyan: I had a dream: A Stepanakert native looks back at Karabakh’s recent past (Memento vom 21. Januar 2018 im Internet Archive). Armenia Now, 7. März 2013.
  2. Laura Grigorian: St James Church was opened in Stepanakert (Memento vom 4. April 2012 im Internet Archive). Armtown, 4. April 2012.
  3. Murad Hasratyan, Zaven Sargsyan. Armenia – 1700 Years of Christian Architecture. Moughni, Jerewan 2001. S. 234.
  4. Первая всеобщая перепись населения Российской Империи 1897
  5. Vahe Sarukhanyan: Շուշին փորձում է կրկին կրթական կենտրոն դառնալ In: Hetq, 2. Juni 2015 (armenisch). „...քաղաքում գրանցված է 4.446 մարդ...“ 
  6. The Church of Protection of God's Mother of Stepanakert. (Memento des Originals vom 7. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stepanakert-church.org Stepanakert-Church.org, abgerufen am 22. November 2020.
  7. a b c The Holy Mother of God Cathedral in Stepanakert. Santo Sepulcro, Vela de Jerusalén, 17. Dezember 2019, abgerufen am 22. November 2020.
  8. a b Cathedral Stepanakert. Petit Futé, abgerufen am 22. November 2020.
  9. Official ceremony of consecration and opening Cathedral of Intercession takes place in Stepanakert. Abgerufen am 17. Februar 2020 (englisch).
  10. Construction of St. Mary Mother Cathedral of Stepanakert (Memento vom 24. November 2015 im Internet Archive).
  11. Since independence, 12 churches have been constructed in Artsakh and 4 are under construction. Abgerufen im 5. September 2017 (armenian). 
  12. Karabakh cathedral repurposed as bomb shelter. France24.com, 4. Oktober 2020.
  13. BBC News: Nagorno-Karabakh: Armenia accuses Azerbaijan of shelling Shusha cathedral. Abgerufen am 8. Oktober 2020.
  14. Ethnic Armenian forces confirm loss of Karabakh's second city, say enemy nearing capital. Reuters, 9. November 2020, abgerufen am 10. November 2020 (englisch).
  15. Арам Гарегинян: Новое сердце: в Степанакерте освятили церковь по образу Звартноца и с символом Арарата. Sputnik Armenia, 7. April 2019.