Mariamne (Schwester des Apostels Philippus)

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Mariamne, die Schwester des Apostel Philippus, im Menologion Basileios’ II.

Mariamne (gr. Μαριάμνη, von hebräisch Miriam; * in Bethsaida, Galiläa; † im 1. Jahrhundert in Lykaonien, zentrales Kleinasien) ist in der griechischen Überlieferung die Schwester des Apostels Philippus. Sie wird als Heilige verehrt und als Jungfrau und Missionarin zu den Apostelgleichen gezählt.

Überlieferung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Νικηφόρος Κάλλιστος Ξανθόπουλος: Ecclesiasticae historiae, Ausgabe von 1630.

Als eine der ersten Quellen berichtet das um das Jahr 1000 geschaffene Menologion Basileios’ II.[1] über ihr Schicksal, ausführlicher wird der letzte bedeutende griechische Kirchenhistoriker Nikephoros Kallistu Xanthopulos (* etwa 1268/1274; † nach 1328) in seiner Historia Ecclesiastica[2].

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bethsaida[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mariamne kam demnach wie ihr Bruder Philippus aus dem Fischerdorf Bethsaida am Ufer des Sees Genezareth in Galiläa und glaubte wie er an Jesus den Christus. Nach der Kreuzigung und Auferstehung des Jesus von Nazareth und der Aussendung des Heiligen Geistes legte sie ein Keuschheitsgelübde ab und zog mit Philippus und dem Apostel Bartholomäus aus, um den Heiden das Evangelium zu predigen. Auch wollte sie ihrem Bruder in den Nöten des Alltags beistehen.

Hierapolis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie zogen nach Norden und kamen in die damals wichtige Stadt Hierapolis in der Landschaft Phrygien in Kleinasien (heute Türkei, am Berg oberhalb von Pamukkale). Philippus heilte hier die Frau des Präfekten Nikanor vom Biss einer tödlichen Giftschlange. Die Geheilte bekehrte sich zum Christentum und ermöglichte dadurch, dass Philippus in Hierapolis eine Kirche gründen konnte. Die Predigten der drei Missionare hatten großen Erfolg. Die von den Bewohnern von Hierapolis verehrte Echidna wurde aus ihrem Heiligtum vertrieben, diejenigen, die sie verehrten, wurden dadurch beschämt. So kam es, dass der größere Teil der Bevölkerung sich zum Christentum bekehrte, wodurch die örtlich römische Verwaltung irritiert wurde.

Diese Entwicklung missfiel dem Statthalter (Prokonsul) Antipater, welcher im Jahr 81 n. Chr. (nach anderen Angaben um 80 n. Chr.) den Befehl gab, die drei Missionare während eines Gottesdienstes zu verhaften, ins Gefängnis einzusperren und zu foltern. Nachdem Mariamne wie auch die beiden Apostel durch die Tortur nicht zu brechen waren und sich weiterhin zu Jesus Christus bekannten, wurden sie zur Hinrichtung verurteilt. Dazu hängte man sie kopfüber an Bäume (nach Nikephoros Kallistu Xanthopulos an Kreuze) auf. Antipater und seine Frau, welche nach der Lokalgöttin Echidna benannt war, wohnten der Hinrichtung bei. Der Apostel Philippus betete dabei zu seinem Gott, und als er starb, zerriss die Erde durch ein Erdbeben. Antipater, seine Frau Echidna und ihr ganzes Gefolge stürzten in den entstandenen Riss. Die anderen beteten nun vor lauter Angst zu der aufgehängten Mariamne und dem aufgehängten Bartholomäus, damit sie nicht auch noch von der Erde verschluckt werden. Durch die Fürbitte dieser Heiligen beruhigte sich die Erde wieder, und sogar das Gefolge des Statthalters konnte sich wieder befreien. Antipater und seine Frau Echidna aber starben. Nach diesem Wunder ließen die nun führungslosen Soldaten Mariamne und Bartholomäus frei. Viele bekehrten sich zum Christentum.

Mariamne richtete ein liebevolles Begräbnis für ihren Bruder Philippus aus und küsste ihn zum Abschied. Sein Grab wurde zum Wallfahrtsort mit einer Kirche, die im 5. Jahrhundert von einer weiteren Kirche überbaut wurde, deren Reste noch heute zu sehen sind. Lange Zeit galt es als verschollen. Erst im Jahr 2012 wurde bekannt, dass nach Angaben des italienischen Archäologen Francesco D’Andria von der Università degli studi di Lecce das Apostelgrab von Philippus mit Inschriften in der antiken Stadt Hierapolis beim heutigen Pamukkale gefunden wurde.[3][4]

Lykaonien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mariamne zog weiter in das benachbarte Lykaonien, das zusammen mit dem nordwestlich angrenzenden Galatien den größten Teil des zentralanatolischen Hochlandes einnimmt. Dort predigte sie weiterhin das Evangelium und bekehrte dadurch viele zum Christentum. Nach einem segensreichen Leben entschlief sie noch vor der ersten Jahrhundertwende in dieser Landschaft um Ikonion (das heutige Konya in der Türkei).

Bartholomäus zog weiter nach Indien, wo er das Evangelium hintrug und deswegen als Märtyrer am Kreuz starb.

Verehrung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ikone der Mariamne

In der Legenda aurea (um 1264 in lateinischer Sprache verfasst) wird Miriamne noch nicht erwähnt, erst die Bollandisten führen sie in der Acta Sanctorum[5] auf (ab 1643 veröffentlicht). So wird Mariamne von der römisch-katholischen Kirche zwar als Apostelgleiche verehrt, ihr aber kein Festtag gewidmet wie in der unierten griechisch-katholischen Kirche (Katholische Ostkirche).[6]

Mariamne wird besonders in den orthodoxen Kirchen verehrt. Ihr Festtag ist der 17. Februar. Die griechischen Kirchen sehen sie als Apostelgleiche an, die slawischen Kirchen entsprechend dem Prolog als Jungfrau und Gerechte.

In der russisch-orthodoxen Kirche ist ihre Verehrung besonders intensiv. Bereits im Tschetii Minei oder dem Buch Schitii Swjatuich (Четьи-Минеи Димитрия Ростовского или «Книга житий святых») des Metropoliten Dimitri von Rostow (1651–1709) wurde ihr ein längerer Abschnitt eingeräumt[7].

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mariamne (Schwester des Apostels Philippus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Francesco D'Aiuto (Hrsg.): El "Menologio de Basilio II". Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. Gr. 1613; libro de estudios con ocasión de la edición facsímil. Biblioteca Apostolica Vaticana, Città del Vaticano / Diaconía Apostólica de la Iglesia de Grecia, Athen / Testimonio Compañia Editorial, Madrid 2008, ISBN 978-88-210-0789-7, ISBN 978-960-315-615-4, ISBN 978-84-95767-58-5.
  2. Nicephori Callisti Xanthopuli (Νικηφόρος Κάλλιστος Ξανθόπουλος): Ecclesiasticae historiae libri decem et octo. Lateinische Übersetzung von Johann Lange. Feyerabend, Frankfurt 1588 (vorherige Ausgabe 1554).
  3. Mutmaßliches Grab von Apostel Philippus gefunden: Nach jahrelanger Suche sei nun das Grabmal lokalisiert und anhand von Inschriften als Ruhestätte von Philippus identifiziert worden, sagte D’Andria. In: Focus-online vom 13. November 2013 (abgerufen am 17. Februar 2021).
  4. Grab des Apostels Philippus in der Türkei gefunden: In den Ruinen des antiken Hierapolis bei Pamukkale im Südwesten des Landes fand ein Team von italienischen, französischen, deutschen und norwegischen Ausgäbern ein römisches Grab aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. Es liegt in einer Kirche, über der im 5. Jahrhundert ein zweites Gotteshaus errichtet wurde. Seit jeher schrieb die Tradition dieser Kirche das Philippus-Grab zu, sagte der Leiter der Kampagne, der Archäologe Francesco D’Andria der die italienischen Zeitung "Lecce Prima". Der Italiener verweist auf Inschriften in der Kirche von Hierapolis sowie auf spätere Quellen. In: Die Welt vom 7. Februar 2012 (abgerufen am 17. Februar 2021).
  5. Jean Bolland u. a.: Acta sanctorum...mensis Februarii, Band VI, Kapitel 3, S. 4.
  6. Martyrologium Romanum. Ex decreto sacrosancti oecumenici Concilii Vaticani II instauratum auctoritate Ioannis Pauli PP. promulgatum. Editio altera. Libreria editrice Vaticana, Città del Vaticano 2004, ISBN 88-209-7210-7.
  7. Жития святых по изложению свт. Димитрия Ростовского Февраль 17: ПАМЯТЬ СВЯТОЙ - МАРИАМНЫ: Святая Мариамна была сестрою святаго Апостола Филиппа. Дав обет девства, она присоединилась к брату, вместе с Апостолом Варфоломеем, когда святый Филипп, проповедуя Евангелие в областях Малой Азии, пришел в Лидию и Мизию. С этого времени святая Мариамна была пособницей святых Апостолов Филиппа и Варфоломея в их апостольских трудах, и вместе с ними переносила все тяготы и скорби апостольства. Проповедуя Слово Божие, они пришли в Иераполь Фригийский.