Marie-Denise Fabien Jean-Louis

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Marie-Denise Fabien Jean-Louis (* 14. Februar 1944 in Gonaïves)[1] ist eine haitianische Ärztin und Regierungsbeamtin, die 1991 als erste Frau in der Geschichte Haitis zwischen Februar und September Außenministerin war.

Jean-Louis studierte von 1962 bis 1973 an der Universität Straßburg und erwarb einen Doktortitel in Anästhesiologie.[2][3]

Am 19. Februar 1991, im Anschluss an die Parlamentswahlen 1990/91, wurde sie von Premierminister René Préval zur Außenministerin ernannt und war damit die erste Frau in diesem Amt.[4][5] Aufgrund ihrer fehlenden diplomatischen Erfahrung und ihrer Verbindungen zum Duvalier-Regime wurde ihre Ernennung durch die Lavalas-Bewegung von Präsident Jean-Bertrand Aristide heftig bekämpft.[6]

Als internationale Vertreterin Haitis nahm sie 1991 an der Tagung der Organisation Amerikanischer Staaten teil und hielt eine Rede vor der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen.[7][8] Während ihrer Amtszeit war Jean-Louis in einen diplomatischen Streit mit der Dominikanischen Republik verwickelt, nachdem mehr als 100 Haitianer aus dem Land abgeschoben worden waren.[9] Sie traf sich auch mit Vertretern der Bahamas, namentlich mit ihrem Amtskollegen Clement T. Maynard, wegen des Zustroms haitianischer Migranten in dieses Land.[5]

Am 19. September 1991 entließ Präsident Aristide auf Druck der Lavalas sowohl Jean-Louis als auch Gesundheitsminister Daniel Henrys aus ihren Ämtern. An ihre Stelle trat Jean-Robert Sabalat, der ehemalige Leiter des Provisorischen Wahlrats.[10] Zehn Tage später starteten Teile des haitianischen Militärs einen erfolgreichen Staatsstreich und stürzten Aristides Regierung. Nach dem Staatsstreich tauchte Jean-Louis unter und ihr Haus wurde von Soldaten durchsucht.[11]

Im Jahr 1992 war sie Mitglied des Exekutivausschusses der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation.[12]

Einzelnachweise

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  1. Peter Truhart: International Directory of Foreign Ministers, 1589-1989. K. G. Saur Verlag, 1996, ISBN 978-3-598-11276-8, S. 72.
  2. Aristide nombra allegados a su flamante gabinete. In: El Nuevo Herald. Miami, Florida 21. Februar 1991, S. 3 (newspapers.com [abgerufen am 7. Juli 2024]).
  3. L. Lacarrière: La Chronique judiciaire d'Haiti. 1990, S. 10.
  4. Wien Weibert Arthus: Les grandes dates de l'histoire diplomatique d'Haïti: De la période fondatrice à nos jours. Paris, ISBN 978-2-14-002982-0, S. 222, 228.
  5. a b Orlando Enrique Sella: La caída de Aristide: Crónica de una frustración popular. Hrsg.: National University of Villa María. Villa María 2011, ISBN 978-987-1727-47-6, S. 129–130.
  6. Pierre-Raymond Dumas: La transition d'Haïti vers la démocratie: essais sur la dérive despotico-libérale. Port-au-Prince 1997, ISBN 978-99935-614-1-5, S. 50.
  7. Penny Parker & David Weissbrodt: Major Developments at the UN Commission on Human Rights in 1991. 1991, S. 576.
  8. João Clemente Baena Soares: Síntesis de una gestión, 1984-1994. 1994, ISBN 978-0-8270-3387-0, S. 71.
  9. Dominicans deport Haitians. In: The Miami Herald. Miami, Florida 23. Juni 1991, S. 815 (newspapers.com [abgerufen am 7. Juli 2024]).
  10. HAÏTI M. Sabalat nouveau ministre des affaires étrangères. In: Le Monde.fr. 21. September 1991 (lemonde.fr [abgerufen am 7. Juli 2024]).
  11. Amnesty International report about Haiti in 1992. Abgerufen am 3. Juli 2024 (englisch).
  12. Final Report of the 109th Meeting of the Pan American Health Organization. Abgerufen am 3. Juli 2024 (englisch).