Martin Engelbrecht

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Martin Engelbrecht, Stich von seinem Schwiegersohn Philipp Andreas Kilian
Arth pandurischer Straff, um 1760
Nutsch Moloff, Anfang des 18. Jahrhunderts, nach einer Vorlage von Jacques Callot

Martin Engelbrecht (* 16. September 1684 in Augsburg; † 18. Januar 1756 ebenda) war ein Kupferstecher und Kunstverleger der Barockzeit.

Engelbrecht arbeitete in Augsburg mit seinem Bruder Christian (1672–1735) als Ornament- und Vedutenstecher. Der Autor Friedrich Schott verzeichnete im Jahr 1924 ein Œuvre Engelbrechts mit mehr als 3000 Stichen, in der überwiegenden Zahl Stadtansichten, Ornamentstiche, Bildnisse, militärische und geschichtliche Ereignisse sowie allegorische Darstellungen.

1718 heiratete er Sybilla, die Tochter des Goldschmieds Andreas Wickhert. 1719 erhielt Engelbrecht ein kaiserliches Privileg zum Schutz gegen Raubdrucke. Es galt zehn Jahre und wurde zweimal erneuert. Um 1730 veröffentlichte er eine Zusammenstellung von kolorierten Kupferstichen unter dem Titel Assemblage nouveau des manouvries habilles: Neu-eröffnete Sammlung der mit ihren eigenen Arbeiten und Werckzeugen eingekleideten Künstlern, Handwerckern und Professionen.[1]

Besonders bekannt ist die Engelbrechtsche Kupferstichserie aus den Jahren um 1742/45 über „exotische“ Soldaten am deutschen Kriegsschauplatz (Theatre de la milice etrangere; Schaubühne verschiedener in Teutschland bishero unbekannt gewester Soldaten von ausländischen Nationen), und hier vor allem die Panduren. Die Serie umfasst rund 150 Einzelblätter mit Darstellungen irregulärer Truppen aus der Zeit des Österreichischen Erbfolgekrieges. Neben „Sclavonischen“ Tolpatschen, Kroaten, Panduren und Haiducken sind auch einige „Bergschotten“ zu sehen. Jedes Blatt ist mit einem erklärenden Vierzeiler versehen, der häufig auf die „Fremdheit“ und „Neuartigkeit“ der dargestellten Krieger hinweist. Durch ihre „Kostümierung“ erscheinen die repräsentierten Figuren gleichsam wie von Schauspielern verkörperte Rollen. Engelbrechts Serie bediente offenbar eine besondere Nachfrage nach „exotischem“ Bildmaterial über die Akteure des damaligen Krieges und kann – die Vielzahl der Nachahmer betrachtend, die sein Werk gefunden hat – als außerordentlich erfolgreich eingestuft werden.[2] Die Serie ist im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum ausgestellt.[3][4]

Ausschneidebogen

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Das Verlagswerk von Martin Engelbrecht umfasst auch eine Vielzahl sogenannter „Ausschneidebogen“. Im Barock hatten viele Menschen eine Vorliebe für das Arbeiten mit Papier. Objekte aus Papier auszuschneiden, sie dann zu kolorieren und schlussendlich aufzukleben, war damals ein beliebter Zeitvertreib für Kinder und Erwachsene.

Viele von Engelbrechts Ausschneidebogen zeigten zeitgenössische Bilderwelten mit Jagdszenen, Darstellungen bäuerlichen Lebens, Soldaten, Menschen in fremden Ländern und heimische Tiere. Es gab auch Bogen, die eine komplette Wohnung mit Küche, Keller, Wohn-, Schlaf- und Gesindezimmer zeigten. Die Bogen konnten als didaktisches Material benutzt werden, um Kinder auf anschauliche Weise in den Tätigkeiten als Bauer, Jäger, Soldat oder in der Hauswirtschaft zu unterrichten. Über die gezeigten Gartenanlagen konnten sich Interessierte mithilfe der ausgeschnittenen Kulissen den eigenen Garten planen, und religiöse Menschen konnten biblische Szenen bildhaft darstellen. Anhand der detailgetreuen Darstellungen der unterschiedlichen Augsburger Trachten lernten Ausschneidende und Betrachter damals wie heute viel über die Kleiderordnungen der damaligen Zeit.

Vom 1. März bis zum 10. Juni 2019 zeigte die Grafische Sammlung der Stadt Augsburg im Schaezlerpalais im Rahmen ihrer Wechselausstellungen ausgesuchte Werke Engelbrechts in einer Ausstellung mit dem Titel Ausschneiden aus Passion. Der Kunstverleger und Kupferstecher Martin Engelbrecht (1684–1756). Anhand von zahlreichen Bilderbogen und dreidimensionalen Dioramen wurde die vielgestaltige Bilderwelt Engelbrechts und seiner Zeitgenossen für den Besucher erfahrbar.[5]

  • Hannelore Müller: Engelbrecht, Martin. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 512 (Digitalisat).
  • Friedrich Schott: Der Augsburger Kupferstecher und Kunstverleger Martin Engelbrecht und seine Nachfolger. Ein Beitrag zur Geschichte des Augsburger Kunst- und Buchhandels von 1719 bis 1896. Schlosser, Augsburg 1924. Nachdruck: Sändig, Walluf 1972, ISBN 3-500-25490-X.
  • Peter Stoll: Kupferstichserien aus dem Verlag Martin Engelbrecht in Augsburger Andachtsliteratur des 19. Jahrhunderts. Mit Ergänzungen zum Werkkatalog von Christoph Thomas Scheffler. Universitätsbibliothek, Augsburg 2020 (Volltext)
Commons: Martin Engelbrecht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Natascha Niemeyer-Wasserer (Hrsg.): Von der Krone zum Bürger. Baldham 2011. S. 64–74
  2. Liselotte Popelka: Martin Engelbrecht und die Hilfsvölker Maria Theresias, in: Gerda Mraz (Red.): Maria Theresia als Königin von Ungarn, Ausstellung im Schloß Halbturn, Burgenland, 15. Mai – 26. Oktober 1980; Schloss Halbturn, Eisenstadt 1980, S. 45–51; zit. bei: Marian Füssel: Theatrum Belli. Der Krieg als Inszenierung und Wissensschauplatz im 17. und 18. Jahrhundert, wissenschaftliche Arbeit an der Universität Münster online auf metaphorik.de, abgerufen am 15. Mai 2012.
  3. Johann Christoph Allmayer-Beck: Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Saal II - Das 18. Jahrhundert bis 1790. Kiesel Verlag, Salzburg 1983, ISBN 3-7023-4012-2, S. 29, 64
  4. Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher: * Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien, Verlag Styria, Wien 2000, ISBN 3-222-12834-0, S. 19.
  5. Kunstsammlungen und Museen Augsburg: Ausschneiden aus Passion –Der Kunstverleger und Kupferstecher Martin Engelbrecht (1684–1756). Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. März 2019; abgerufen am 25. März 2019.