„Medinawurm“ – Versionsunterschied

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Die Larven werden im Wasser von Krebsen der Gattung ''[[Cyclops]]'' gefressen und bohren sich durch deren Darmwand in die Leibeshöhle, um sich dort weiter zu entwickeln. Damit schließt sich der Lebenszyklus.
Die Larven werden im Wasser von Krebsen der Gattung ''[[Cyclops]]'' gefressen und bohren sich durch deren Darmwand in die Leibeshöhle, um sich dort weiter zu entwickeln. Damit schließt sich der Lebenszyklus.


== Medinawur und Mensch ==
== Medinawurm und Mensch ==


Als Parasit des Menschen ist der Medinawurm seit dem Altertum bekannt. Die traditionelle Art der Entfernung des weiblichen Wurms geschah und geschieht in den Endemiegebieten auch heute noch mit einem Holzstäbchen. Damit wickelt man das Vorderende, das aus dem Geschwür herausbricht, jeden Tag ein Stück heraus, maximal 10 cm pro Tag, um ein Durchreißen des Wurms zu verhindern. Diese Art der Entfernung dauert einige Tage, manchmal aber auch viele Wochen. Misslingt diese klassische Entfernungsmethode, weil der Wurm durchreißt, so muss der in der Wunde verbliebene Teil des Endoparasiten operativ entfernt werden, um eventuelle Nachfolgeinfektionen zu verhindern.
Als Parasit des Menschen ist der Medinawurm seit dem Altertum bekannt. Die traditionelle Art der Entfernung des weiblichen Wurms geschah und geschieht in den Endemiegebieten auch heute noch mit einem Holzstäbchen. Damit wickelt man das Vorderende, das aus dem Geschwür herausbricht, jeden Tag ein Stück heraus, maximal 10 cm pro Tag, um ein Durchreißen des Wurms zu verhindern. Diese Art der Entfernung dauert einige Tage, manchmal aber auch viele Wochen. Misslingt diese klassische Entfernungsmethode, weil der Wurm durchreißt, so muss der in der Wunde verbliebene Teil des Endoparasiten operativ entfernt werden, um eventuelle Nachfolgeinfektionen zu verhindern.

Version vom 26. Juni 2011, 22:12 Uhr

Dracunculus medinensis

Dracunculus medinensis Der Wurm ist als weißes fadenähnliches Gebilde zu erkennen. Abgebildet ist die Entfernung mittels Streichholz.

Systematik
Unterklasse: Chromadorea (Chromadorea)
Ordnung: Spirurida
Unterordnung: Camallanina
Überfamilie: Dracunculoidea
Gattung: Dracunculus
Art: Dracunculus medinensis
Wissenschaftlicher Name
Dracunculus medinensis
Linnaeus, 1758

Der Medinawurm (Dracunculus medinensis) oder Guineawurm ist ein parasitisch vorkommender Fadenwurm und ist der Erreger der Dracontiasis. Als für die Entwicklung notwendige Zwischenwirte wirken Ruderfußkrebse, meist der Gattung Cyclops. Er kommt beim Menschen und anderen Säugetieren vor, neben dem infizierten Menschen wird allerdings nur dem Hund eine begrenzte epidemiologische Bedeutung beigemessen (Dönges 1988).

Verbreitung

Der Medinawurm war in den feuchten Gebieten von Afrika, Ägypten bis Pakistan und Indien verbreitet. Heute ist er auf Äthiopien, Ghana, Mali und Sudan zurückgedrängt.

Merkmale

Es herrscht ein starker Geschlechtsdimorphismus vor, da das Weibchen bei 1,5 mm Dicke bis zu 120 cm lang wird, das Männchen hingegen nur 3 cm.

Lebenszyklus

Lebenszyklus von Dracunculus medinensis

Der Mensch nimmt von Wurmlarven befallene, winzige Krebse mit dem Trinkwasser auf, die Larven werden dann im Magen freigesetzt. Von dort aus gelangen sie in den Dünndarm und durchdringen die Schleimhaut. Im Retroperitonealraum vollenden sie ihre Entwicklung und paaren sich. Das Männchen stirbt anschließend und wird eingekapselt. Das befruchtete Weibchen wächst weiter, kann bis zu einem Meter lang werden und wandert durch das Gewebe zu den Extremitäten, meist zu den Unterschenkeln oder Füßen. Dort siedelt es sich im Bindegewebe der Unterhaut an.

Das Kopfende des Wurmes verursacht durch Abscheidungen ein taubeneigroßes Geschwür. Kommt dieses mit Wasser in Berührung, platzt die dünne Haut im Zentrum auf. Gleichzeitig reißt die Haut des dicht darunterliegenden Wurms und dessen Uterus, der Tausende von Larven ins Wasser entlässt. Anschließend zieht sich der Uterus wieder ins Geschwür zurück und bei erneuter Wasserbenetzung wiederholt sich der Vorgang. Nach zwei bis drei Wochen stirbt der weibliche Wurm.

Die Larven werden im Wasser von Krebsen der Gattung Cyclops gefressen und bohren sich durch deren Darmwand in die Leibeshöhle, um sich dort weiter zu entwickeln. Damit schließt sich der Lebenszyklus.

Medinawurm und Mensch

Als Parasit des Menschen ist der Medinawurm seit dem Altertum bekannt. Die traditionelle Art der Entfernung des weiblichen Wurms geschah und geschieht in den Endemiegebieten auch heute noch mit einem Holzstäbchen. Damit wickelt man das Vorderende, das aus dem Geschwür herausbricht, jeden Tag ein Stück heraus, maximal 10 cm pro Tag, um ein Durchreißen des Wurms zu verhindern. Diese Art der Entfernung dauert einige Tage, manchmal aber auch viele Wochen. Misslingt diese klassische Entfernungsmethode, weil der Wurm durchreißt, so muss der in der Wunde verbliebene Teil des Endoparasiten operativ entfernt werden, um eventuelle Nachfolgeinfektionen zu verhindern.

Nach Bekämpfungsmaßnahmen, insbesondere eine Präventionskampagne des Carter Centers in Atlanta, Georgia, konnte innerhalb der letzten 20 Jahre die Anzahl der Neuinfektionen von jährlich 3,5 Millionen Fällen auf 25.217 Infizierte im Jahr 2006 reduziert und die Ausbreitung auf wenige Gebiete Afrikas, hauptsächlich Sudan und Ghana, beschränkt werden [1]. Ende 2009 hat die WHO nur noch in Äthiopien, Ghana, Mali und Sudan neue Infektionen festgestellt.

Der Befall mit dem Medinawurm könnte nach den Pocken und der Rinderpest die dritte Krankheit werden, die vollständig ausgerottet worden ist.[2] Ende 2010 hat sich die Verbreitung auf nur noch 1700 Fälle weltweit reduziert, von denen 98 % im Sudan aufgetreten sind [3].

Sonstiges

Karl May beschrieb in seinem Roman Die Sklavenkarawane einen Krankheitsfall, bei dem ein "Abaka-Neger" das Medinawurm-Geschwür im Gesicht hatte. Auch die Entfernung mit einem Hölzchen wurde dort beschrieben.

Einzelnachweise

  1. Michele Barry: The Tail End of Guinea Worm — Global Eradication without a Drug or a Vaccine. In: The New England Journal of Medicine. Vol. 356, Nr. 25, 2007, ISSN 1533-4406, S. 2561-2564 (Artikel auf nejm.org).
  2. WHO certifies seven more countries as free of guinea-worm disease. The World Health Organization, abgerufen am 28. März 2010.
  3. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,734504,00.html