Michael Neumaier

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Michael Neumaier (* 20. Januar 1958 in Bonn) ist ein deutscher Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Klinischer Chemiker, der seit 2002 den Lehrstuhl für Klinische Chemie an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg innehat und als Universitätsprofessor das Institut für Klinische Chemie[1] der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) leitet.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michael Neumaier studierte von 1979 bis 1985 Humanmedizin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, an der er 1986 promovierte (Titel der Promotionsschrift: „Isolierung von carcinoembryonalem Antigen und CEA-ähnlichen Antigenen mittels monoklonaler Immunabsorbentien: immunchemische Charakterisierung durch Transblots und strukturanalytische Untersuchungen[2] “). Von 1986 bis 1988 war er „Research Fellow“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und beschäftigte sich mit der molekularen Klonierung von Mitgliedern der CEA Familie (Carcinoembrionales Antigen) sowie der genetischen Herstellung monoklonaler Antikörper am City of Hope National Medical Center in Duarte, Kalifornien. Nach seiner Rückkehr aus den USA, arbeitete er ab 1988 als Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie der Universitätsklinik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und wechselte 1991 an das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Seine Anerkennung als Klinischer Chemiker erwarb er 1992. Im Jahr 1994 habilitierte Michael Neumaier sich in Klinischer Chemie und Immunologie (Titel der Habilitationsschrift: „Klonierung und molekulare Charakterisierung einer monoklonalen Idiotypkaskade mit Spezifität für das humane Carcinoembryonale Antigen: ein Konzept für eine spezifische Immundiagnostik sowie passive und aktive Immuntherapie kolorektaler Karzinome[3] “) an der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg, an der er 1996 eine C3-Professur erhielt. 2002 nahm er den Ruf für den Lehrstuhl für Klinische Chemie an der Universitätsmedizin Mannheim der Universität Heidelberg an und leitet dort das Institut für Klinische Chemie.

Ämter und Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michael Neumaier ist seit 2013 Mitglied im Präsidium der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, war von 2013 bis 2015 Studiendekan und ist seit 2015 Prodekan.

Von 2012 bis 2015 war Michael Neumaier Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) und bekleidete von 2014 bis 2015 das Amt des Präsidenten. 2009 gründete er die Sektion „Molekulare Diagnostik“ der DGKL, die er bis 2013 leitete. Daneben ist er Gründungsmitglied, ehemaliger Vorsitzender und derzeitiges Mitglied der DGKL-Arbeitsgruppen „Molekulare und Chip Diagnostik“, „Bioinformatik“ und „Biobanken“.

Michael Neumaier ist benannter Ringversuchsleiter für die Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik des Referenzinstitutes für Bionanalytik (RfB). Er gehört seit 1998 zum wissenschaftlichen Beirat des RfB und war von 2011 bis 2015 Vorsitzender des Beirates. Er ist seit 2004 Leiter des Referenzinstitutes für Molekular-genetische Diagnostik des RfB. Er ist amtierender Direktor des nationalen „External Quality Assessment in Laboratory Medicine“ Programm, wozu er von der der deutschen Bundesärztekammer (BÄK) ernannt wurde. Er ist Mitglied des Beirates der BÄK und Vorsitzender der Fachgruppe D5 „Molekulargentische und zytogenetische laboratoriumstechnische Untersuchungen“. Michael Neumaier ist Gründungsmitglied der deutschen nationalen Gendiagnostikkommission (GenDG) der deutschen Bundesregierung am Robert Koch-Institut in Berlin.

Michael Neumaier ist Gründungsmitglied des seit 2004 bestehenden Komitees für Clinical Molecular Biology Curriculum (C-CMBC/EMD) der Education and Management Division der International Federation of Clinical Chemistry (IFCC). Ferner war er Mitglied der EC4 Kommission der „European Communities Confederation of Clinical Chemistry“. Er ist seit 2015 Mitglied der Working Groups Cancer Genomics (C-CG) der IFCC sowie Mitglied der IFCC Task Force für Pharmakogenetik.

Von März 2016 bis Januar 2018 war Michael Neumaier Vizepräsident der European Federation of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine (EFLM), dessen amtierender Präsident er seit 2018 ist.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die wissenschaftlichen Schwerpunkte von Michael Neumaier liegen im Bereich der Onkologie, Immunologie sowie der Qualitätssicherung komplexer, diagnostischer Verfahren in der Laboratoriumsmedizin. Die Bedeutung der Qualitätssicherung in der Labordiagnostik und der molekulargenetischen Diagnostik im Speziellen konnte er in zahlreichen Publikationen nachweisen und weiterentwickeln[4][5][6][7]. Ferner hat er sich in jüngeren wissenschaftlichen Arbeiten mit präanalytischen Aspekten der biomolekularen Qualität klinischer Proben und Forschungsproben in Biobanken beschäftigt.

Ein Schwerpunkt seiner Arbeit lag in der Aufklärung von Mechanismen der frühen kolorektalen Tumorigenese und der Funktion des carcinoembryonalen Antigens (CEA). Daneben hat seine Arbeitsgruppe als eine der ersten das sogenannte dritte Immunsystem (neben dem humoralen und dem T-Zellvermittelten) beschrieben und konnte zeigen, dass myeloische Zellen variable Immunrezeptoren exprimieren[8]. Die Diagnostik molekularer Tumormarker in Form zellfreier somatischer mutierter Tumor-DNA, auch bekannt als liquid profiling oder Liquid Biopsy, zur Früherkennung eines Rezidivs sowie einer möglichen Therapieresistenz im Plasma von Krebspatienten stellt ein weiteres Forschungsfeld dar und ist mittlerweile in die klinische Routinediagnostik übernommen worden.

Wichtigste Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michael Neumaier veröffentlichte mehr als 100 wissenschaftliche Arbeiten, darunter:

  • M. Neumaier, L. Shively, F. Chen, F. Gaida, C. Ilgen, R. Paxton, J. Shively, A. Riggs: Cloning of the genes for T84.66, an antibody that has a high specificity and affinity for carcinoembryonic antigen, and expression of chimeric human/mouse T84.66 genes in myeloma and Chinese hamster ovary cells. In: Cancer Res. 1990;50(7):2128-34.
  • M. Neumaier, S. Paululat, A. Chan, P. Matthaes, C. Wagener: Biliary glycoprotein, a potential human cell adhesion molecule, is down-regulated in colorectal carcinomas. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 1993;90(22):10744-8. PMC 47854 (freier Volltext).
  • M. Gerhard, H. Juhl, H. Kalthoff,H. Schreiber, C. Wagener, M. Neumaier: Specific detection of carcinoembryonic antigen-expressing tumor cells in bone marrow aspirates by polymerase chain reaction. In: Journal of Clinical Oncology. 1994;12(4):725-9. doi:10.1200/JCO.1994.12.4.725.
  • A. Braun, T. Deufel, W. Geilenkeuser, M. Neumaier, G. Röhle, A. Roscher, C. Wagener: External quality assessment of molecular biology-based methods used in laboratories of clinical chemistry and human genetics. In: Clinical chemistry and laboratory medicine. 1998;36(4):231-4. doi:10.1515/CCLM.1998.039
  • M. Neumaier, A. Braun, C. Wagener: Fundamentals of quality assessment of molecular amplification methods in clinical diagnostics. In: Clinical Chemistry. 1998;44(1):12-26. ISSN 0009-9147 (PDF)
  • S. Nittka, J. Gunther, C. Ebisch, A. Erbersdobler, M. Neumaier: The human tumor suppressor CEACAM1 modulates apoptosis and is implicated in early colorectal tumorigenesis. In: Oncogene. 2004;23(58):9306-13. doi:10.1038/sj.onc.1208259
  • P. Findeisen, D. Sismanidis, M. Riedl, V. Costina, M. Neumaier: Preanalytical impact of sample handling on proteome profiling experiments with matrix-assisted laser desorption/ionization time-of-flight mass spectrometry. In: Clinical chemistry. 2005;51(12):2409-11. doi:10.1373/clinchem.2005.054585
  • P. Ahmad-Nejad, A. Dorn-Beineke, U. Pfeiffer, J. Brade, W. Geilenkeuser, S. Ramsden, M. Pazzagli, M. Neumaier. Methodologic European external quality assurance for DNA sequencing: the EQUALseq program. In: Clinical chemistry. 2006;52(4):716-27. doi:10.1373/clinchem.2005.061572
  • P. Findeisen, S. Post, F. Wenz, M. Neumaier: Addition of exogenous reporter peptides to serum samples before mass spectrometry-based protease profiling provides advantages over profiling of endogenous peptides. In: Clinical chemistry. 2007;53(10):1864-6. doi:10.1373/clinchem.2006.083030
  • V. Haselmann, P. Ahmad-Nejad, W. Geilenkeuser, A. Duda, M. Gabor, R. Eichner, S. Patton, M. Neumaier: Results of the first external quality assessment scheme (EQA) for isolation and analysis of circulating tumour DNA (ctDNA). In: Clinical Chemistry and Laboratory Medicine (CCLM). 2017. doi:10.1515/cclm-2017-0283

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1993 wurde Michael Neumaier von der Werner-Otto-Foundation für Fortschritte in der Medizin ausgezeichnet,[9] 1994 erhielt er den Gábor-Szász-Preis der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie (DGKC)[10] und 1998 den Konietzny Award der Krebsgesellschaft in Hamburg. Seit 2007 ist Michael Neumaier Gastprofessor der Universität von Zagreb.[11] 2011 wurde er für den Aufbau eines europaweiten Netzwerks zur Qualitätssicherung molekulargenetischer Untersuchungen mit dem Abbott Award der International Society of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine (IFCC) auf dem IFCC Weltkongress in Berlin ausgezeichnet.[12]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Universitätsmedizin Mannheim: ::Institut für Klinische Chemie - UMM Universitätsmedizin Mannheim: Institut für Klinische Chemie::. Abgerufen am 17. Mai 2018.
  2. https://beluga.sub.uni-hamburg.de/vufind/Record/01009492X?rank=2. Abgerufen am 17. Januar 2018.
  3. https://beluga.sub.uni-hamburg.de/vufind/Record/043579256?rank=1. Abgerufen am 17. Januar 2018.
  4. Verena Haselmann, Wolf J. Geilenkeuser, Simona Helfert, Romy Eichner, Svetlana Hetjens: Thirteen Years of an International External Quality Assessment Scheme for Genotyping: Results and Recommendations. In: Clinical Chemistry. Band 62, Nr. 8, 1. August 2016, ISSN 0009-9147, S. 1084–1095, doi:10.1373/clinchem.2016.254482, PMID 27324736 (aaccjnls.org [abgerufen am 17. Januar 2018]).
  5. Andreas Braun, Thomas Deufel, Wolf-Jochen Geilenkeuser, Michael Neumaier, Gerhard Röhle: External Quality Assessment of Molecular Biology-Based Methods Used in Laboratories of Clinical Chemistry and Human Genetics. In: Clinical Chemistry and Laboratory Medicine. Band 36, Nr. 4, 30. April 1998, ISSN 1434-6621, doi:10.1515/cclm.1998.039.
  6. Peter Findeisen, Diamandula Sismanidis, Martin Riedl, Victor Costina, Michael Neumaier: Preanalytical Impact of Sample Handling on Proteome Profiling Experiments with Matrix-Assisted Laser Desorption/Ionization Time-of-Flight Mass Spectrometry. In: Clinical Chemistry. Band 51, Nr. 12, 1. Dezember 2005, ISSN 0009-9147, S. 2409–2411, doi:10.1373/clinchem.2005.054585, PMID 16306114 (aaccjnls.org [abgerufen am 17. Januar 2018]).
  7. Parviz Ahmad-Nejad, Alexandra Dorn-Beineke, Ulrike Pfeiffer, Joachim Brade, Wolf-Jochen Geilenkeuser: Methodologic European External Quality Assurance for DNA Sequencing: The EQUALseq Program. In: Clinical Chemistry. Band 52, Nr. 4, 1. April 2006, ISSN 0009-9147, S. 716–727, doi:10.1373/clinchem.2005.061572, PMID 16439604 (aaccjnls.org [abgerufen am 17. Januar 2018]).
  8. Alexander W. Beham, Kerstin Puellmann, Rebecca Laird, Tina Fuchs, Roswita Streich: A TNF-Regulated Recombinatorial Macrophage Immune Receptor Implicated in Granuloma Formation in Tuberculosis. In: PLOS Pathogens. Band 7, Nr. 11, 17. November 2011, ISSN 1553-7374, S. e1002375, doi:10.1371/journal.ppat.1002375 (plos.org [abgerufen am 17. Januar 2018]).
  9. http://www.werner-otto-stiftung.de/de/preis/preistraeger.php
  10. https://www.degruyter.com/view/j/labm.1995.19.issue-1-12/labm.1995.19.1-12.49/labm.1995.19.1-12.49.xml
  11. http://kongreszagreb2018.hdmblm.hr/index.php/en/program-en/plenary-lecturers
  12. http://kongreszagreb2018.hdmblm.hr/index.php/en/program-en/plenary-lecturers