Moša Pijade

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Moša Pijade

Moša Pijade (serbisch-kyrillisch Моша Пијаде; * 4. Januar 1890 in Belgrad, Königreich Serbien; † 15. März 1957 in Paris) war ein führender jugoslawischer Politiker (BdKJ) und enger Vertrauter von Josip Broz Tito.

Leben

Pijade (links) und Tito (um 1931)
Tito und Pijade (1942)

Obwohl Moša Pijade sephardischer Jude war, verstand er sich selbst als Serbe.[1] Von 1906 bis 1910 studierte er Malerei an den Kunstakademien in München und Paris. Von 1913 bis 1915 war er Lehrer in Ohrid. Während des Ersten Weltkrieges war er als Kriegsreporter tätig und vertrat dabei serbische nationalistische Theorien. Nach dem Ersten Weltkrieg schloss er sich der Kommunistischen Partei Jugoslawiens an und wurde zu einer ihrer führenden Persönlichkeiten. Kurzzeitig war er Verleger einiger kommunistischer Zeitschriften. Nachdem die Kommunistische Partei in Jugoslawien verboten wurde, wurde er 1925 verhaftet und war bis 1939 inhaftiert. Im Gefängnis Lepoglava (Kroatien) lernte er Josip Broz Tito kennen. Im Gefängnis übersetzten er und Rodoljub Čolaković mehrere marxistische Klassik-Werke, u. a. Marxs "Kapital" und "Kommunistisches Manifest". Nach seiner Entlassung zog er sich nach Belgrad zurück, wurde Anfang 1941 neuerlich verhaftet und in ein Lager bei Bileća deportiert, wo er den Beginn des Krieges in Jugoslawien erlebte. Aus der Haft befreit schloss er sich der Widerstandsbewegung der Partisanen um Tito an.

Während des Zweiten Weltkriegs gehörte er zum engsten Beraterstab der Partisanen um Marschall Tito und war Mitglied des Zentralkomitees und des Politbüros der KPJ. In Montenegro wurde er Befehlshaber der dortigen Partisanen und ging dabei schonungslos gegen die dortigen Tschetniks und deren Familien vor, weswegen sich die KPJ genötigt sah, ihn von diesem Posten wieder abzuziehen. Mittlerweile sind nach dem Zerfall Jugoslawiens im Archiv der Staatsgemeinschaft Serbien und Montenegro auch Dokumente im Nachlass von Moše Pijade aufgetaucht, die eine Liste der „Konzentrationslager für die deutsche Bevölkerung“ enthalten. Ob Moše Pijade ursächlich mit den Konzentrationslagern in Zusammenhang stand, kann jedoch nicht als bewiesen betrachtet werden.

Nachfolgendes Manifest wurde von Moša Pijade während des antifaschistischen Kongresses (AVNOJ-Beschlüsse) im November 1942 in Bihać verfasst (die Tschetnik-Führung des Draza Mihajlovic nannte es „kommunistisches Evangelium“). Das Dokument ist einzusehen im Archiv des Militärhistorischen Instituts in Belgrad im File des Stabes des Oberkommandos (JVUO) – Tschetnik-Archiv, Kennzeichen fond JVOU.K 12.br.reg. 30/2 (mittlerweile der Öffentlichkeit zugänglich).[2][3][4]

„…Potrebno je zato stvoriti toliko mnogo beskućnika, da ovi beskućnici budu većina u državi.

Stoga mi moramo da palimo. Pripucaćemo pa ćemo se povući. Nemci nas neće naći, ali će iz osvete da pale sela. Onda će nam seljaci, koji tamo ostanu bez krova, sami doći i mi ćemo imati narod uza se pa ćemo na taj način postati gospodari situacije. Oni koji nemaju ni kuće ni zemlje ni stoke, brzo će se i sami priključiti nama, jer ćemo im obećati veliku pljačku.

Teže će biti sa onima koji imaju neki posed. Njih ćemo povezati uzase predavanjima, pozorišnim predstavama i drugom propagandom… Tako ćemo postepeno proći kroz sve pokrajine. Seljak koji poseduje kuću, zemlju i stoku, radnik koji prima platu i ima hleba, za nas ništa ne vredi. Mi od njih moramo načiniti beskućnike, proletere… Samo nesrećnici postaju komunisti, zato mi moramo nesreću stvoriti, mase u očajanje baciti, mi smo smrtni neprijatelji svakog blagostanja, reda i mira…“

Übersetzung:

Deshalb muss man so viele Obdachlose schaffen, damit diese Obdachlosen die Mehrheit im Staate bilden. Und deshalb müssen wir brandstiften. Aber wir sollten behutsam vorgehen und anderen die Arbeit überlassen. Wir werden die Deutschen in die Dörfer locken, feuern und uns dann zurückziehen. Aber die Deutschen werden uns nicht finden, doch sie werden aus Rache die Dörfer niederbrennen. Danach werden die Bauern, die ohne Dach geblieben sind, von alleine zu uns kommen und wir das Volk bei uns haben und somit Herr der Lage werden. Diejenigen, die weder Haus, noch Land, noch Vieh haben, werden sich schnell uns anschließen, weil wir ihnen große Beute versprechen werden. Schwieriger wird es mit jenen werden, die Besitz haben. Diese werden wir mit Vorträgen, Theateraufführungen und anderer Propaganda an uns binden. Also werden wir nach und nach durch alle Provinzen gehen. Der Bauer, der ein Haus, Land und Vieh hat, ein Arbeiter, der Brot hat und ein Gehalt erhält, ist für uns nutzlos. Wir müssen sie zu Obdachlosen machen, zu Proletarier. Nur Unglückliche werden zu Kommunisten. Deshalb müssen wir das Unglück schaffen. Wir sind Todfeine eines jeden Wohlstandes, jeder Ordnung und jedes Friedens.

Statue von Antun Augustinčić in Zagreb

Im sozialistischen Jugoslawien wurde Moše Pijade zum „Helden des Volkes“ ausgerufen.

Ab 1945 war er Mitglied des Politbüros der KPJ und zugleich Stellvertretender Vorsitzender des Präsidiums der Skupština. 1953–54 war er einer von vier Vizepräsidenten des Bundesexekutivrates. Dort schied er am 30. Januar 1954 aus, um Präsident des Parlaments (Skupština) zu werden.

Neben seinen politischen Tätigkeiten trat er auch als Künstler, Kunstkritiker, Übersetzer und Publizist in Erscheinung. Unter anderem übersetzte er Karl Marx' Kapital ins Serbokroatische.

Moše Pijade entwarf 1942 die Idee einer autonomen serbischen Krajina in Kroatien, um den dortigen Serben Schutz vor Verfolgungen zu gewährleisten. Dieser Vorschlag wurde von der KPJ abgelehnt. Stattdessen wurden die Serben Kroatiens zum zweiten Staatsvolk nach dem der Kroaten (dieser Status wurde 1991 von Franjo Tuđman aufgehoben).

1943 gründete er Tanjug, die nationale Presseagentur Jugoslawiens, heute Serbiens.

Literatur

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. Vladislav B. Sotirović: Na odru Titografije. Hrsg.: Lithuanian University of Educational Sciences Press. Vilnius 2012, ISBN 978-6-09408241-2.
  3. Komunistička strategija osvajanja vlasti. Abgerufen am 27. Dezember 2013.
  4. Sedemdeset let prikrita resnica. Archiviert vom Original am 6. Oktober 2015; abgerufen am 27. Dezember 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.casnik.si