Moin

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Moin ist ein regional in Teilen Norddeutschlands und dem Süden Dänemarks (Südjütland) verbreiteter Gruß, der prinzipiell zu jeder Tages- und Nachtzeit verwendet werden kann.[1] Es gibt allerdings regional unterschiedliche Konventionen zur Verwendung, was etwa die Tageszeit, den formellen Aspekt oder die Verdopplung („Moin, moin“) betrifft. Moin wird als Gruß auch in anderen Teilen des deutschen Sprachraums benutzt, allerdings dort häufig fälschlicherweise als Guten Moin verwendet oder mit einem klassischen Guten Morgen verwechselt.

Herkunft

Die meisten Linguisten nehmen an, dass Moin dem Angeredeten sprachökonomisch „einen Guten“ (moien) wünscht, was erklären würde, dass Moin zu jeder Tageszeit gebraucht wird.

Gegen die Herleitung von Moin aus dem ostfriesisch-niederdeutschen mōj spricht allerdings die Tatsache, dass Moin das einzige Wort dieser Sprache ist, das den kurzen oi-Diphthong aufweist, der aufgrund phonologischer Gesetzmäßigkeiten nicht aus -ōj- hergeleitet werden kann. Im Übrigen scheint Moin eine relativ junge Sprachschöpfung zu sein, und manches spricht für die Annahme, dass es sich hier um die Übernahme und später eigenwillige Umformung eines Morjen (Guten Morgen) preußischer Verwaltungsbeamter in Ostfriesland handelt.

Für eine Herkunft aus dem Friesischen spricht hingegen die Tatsache, dass Moin, moin als Grußformel bis in die 1970er Jahre nur in Ostfriesland, dem Emsland, Hamburg, im Oldenburgischen und in den nordfriesischen Regionen Schleswig-Holsteins sowie in Flensburg verbreitet war, während in den anderen Regionen Schleswig-Holsteins die übliche informelle Grußformel „Tach!“ verwendet wurde.

Moin, moin ist vielleicht direkt aus dem friesischen moi moren entstanden. Der letzte Teil morn (Morgen) bekommt in dieser Verwendung dann also die Bedeutung Tag, oder, wie der Norddeutsche gerne zu grüßen pflegt, Tach. Vielfach wird – wie gesagt – argumentiert, dass – anders als viele zunächst vermuten – das Wort nicht von Morgen oder Guten Morgen abstamme. Es wird aber von Nicht-Friesen meist als Bildung aus Guten Morgen (→ Morgen → Morjen → Mojen → Mojn → Moin) empfunden.

Die meisten (älteren) Ostfriesen selbst sind jedoch von folgender Variante überzeugt: „Moin“ ist die abgekürzte bzw. zusammengezogene Form von dem Gruß: „Moi’n Dag!“ = „Schönen/guten Tag!“ , zumal das „Moi“, für: schön bzw. gut („Dat is moi“) – ein oft und gern gebrauchtes Wort im ostfriesischem Platt ist und mit derselben Bedeutung auch in den Niederlanden gebraucht wird, mit deren Sprache – zumal im Groningerland – zumindest das ostfriesische Platt sehr eng verbunden ist.

Verwendung

Im Gegensatz zum niederdeutschen goden Morgen wird Moin in den meisten Regionen Norddeutschlands den ganzen Tag über verwendet, selbst um Mitternacht, in anderen aber wiederum nur am (frühen) Morgen.

Inzwischen wird umgangssprachlich auch Moinsen verwendet. Die Herkunft ist unklar. Möglicherweise entstand Moinsen durch Anhängen des dänischen Namenszusatzes -sen (für Sohn des [Vorgenannten]), wie er sich auch in üblichen norddeutschen Familiennamen wiederfindet, und bei dem Versuch, eine Verkleinerungsform wie Tach – Tachchen zu finden. Vielleicht klingt Moinsen „origineller“, „besser“ und „nordischer“ als Moinchen. Möglich ist auch die Zusammenführung aus dem hier landschaftlich oft gehörten Gruß Morgens [mo'gä:ns] anstelle von: Guten Morgen mit Moin.

Moinsen scheint sich in der Verwendung von Moin abzuheben, wenn

  • mehrere Leute auf einmal angesprochen werden (Moinsen als Kurzform für „Moin zusammen“)
  • das Moin besonders betont werden soll („ich grüße Dich besonders herzlich“)
  • auf ein Moin geantwortet wird („Moin zurück“).

Wahrscheinlich von gleicher Herkunft wie Moin ist das Luxemburgische Moien als Begrüßung, das ebenfalls nicht nur „guten Morgen“ heißt, sondern im ganzen Tagesverlauf verwendbar ist.

Moin und Moin, moin sind international im gesamten friesischen Sprachraum verbreitet: Auch im Osten der Niederlande, ausgehend von Westfriesland, und im Süden Dänemarks, ausgehend von Nordfriesland (Mojn) werden sie benutzt. Mojn steht jedoch nicht im dänischen Wörterbuch und ist regional auf das deutsch-dänische Grenzgebiet (Nordschleswig) begrenzt. Hier wird Mojn auch zur Verabschiedung genutzt. In Norddeutschland wird in einigen Gegenden „Moin“ und „Moin, Moin“ analog dazu ebenfalls auch zur Verabschiedung benutzt. Die Begrüßung „Moinsen“ hingegen wird vor allem unter der jugendlichen Bevölkerung verwendet.

Moin ist auch in der Deutschen Marine als halbformelle Grußformel anerkannt. So kann man häufig anstatt des oft als sperrig empfundenen Guten Morgen/Tag/Abend, Herr... ein Moin, Herr ... hören. Unter Marinesoldaten verbreitet ist die Meinung, dass gerade dies zu einer weniger gespannten Atmosphäre in der Marine führt und den Kameradschaftsgeist stärkt.

In manchen Teilen Norddeutschlands wird den Begriffen Moin und Moin, moin weiterhin eine unterschiedliche Bedeutung zugesprochen; Während Moin lediglich als Grußformel betrachtet wird, enthält Moin, moin zusätzlich eine gesprächsanbahnende Komponente, sozusagen eine Aufforderung zum Smalltalk oder Norddeutsch Klönschnack. In Ostfriesland wird analog zu der pragmatischen Verwendung des „Moin“ zu jeder Tag- und Nachtzeit für die Verwendung des „Moin, Moin“ eher die Ansicht vertreten, dass derjenige, der „Moin, moin“ sagt, einfach nur mehr Zeit hat.

Sprachgeschichtlich verwandt ist der norwegische Gruß morn, der nach Ansicht vieler Skandinavisten aus dem Mittelniederdeutsch der Hanse stammt. Im Gegensatz zu god morn oder god morgen (guten Morgen), das nur vormittags angebracht ist, ist morn informeller und kann den ganzen Tag bis in die Nacht (z. B.: statt god aften: guten Abend) verwendet werden.

In Finnland sagt man moi bzw. moi, moi, das aber ein stark umgangssprachliches Begrüßungswort ist.

Im Rheiderland gibt es häufig sowohl bei Älteren als auch unter Jugendlichen die Variante „Mui“, die sich unter Einfluss der niederdeutschen Variante aus den angrenzenden Niederlanden entwickelt hat. Diese Form gibt es vereinzelt auch als „moi“ (wie in den Niederlanden und Finnland), „mai“ oder „mäi“.

Um das Wort „Moin“ im deutschen Sprachgebrauch zu erhalten, hat der private Bremer Radiosender Energy Bremen eine Wortpatenschaft beim „Verein deutsche Sprache“ für das Wort „Moin“ übernommen. Die Morgenshow des Senders wurde im August 2006 in „Moin!“ umbenannt.

Umgangssprachlich wird das Wort „Moin“ sowohl als Begrüßung als auch als Verabschiedung verwendet.

Weitere Abwandlungen: Moiner, Moiners

Verbreitungsgeschichte in Norddeutschland

Moin war zunächst nur bei den Friesen und dann in Südschleswig bis zur Ostseeküste in Angeln und Flensburg (dort hatten sich im 18. Jahrhundert viele Nordfriesen niedergelassen) üblich. Während Moin also im mehrsprachigen Flensburg schon sehr lange fest eingebürgert ist, findet es sich im übrigen niederdeutschen Sprachraum als neue Sprachform in der Umgangssprache jüngerer Leute. Beispielsweise gehört es nicht zum niederdeutschen Dialekt in Holstein und wird dort von den älteren Einheimischen zwar verstanden, aber eben als eine Art Morjen (berlinerisch) und nicht zu einer anderen Tageszeit als morgens erwartet, wie Tach.

Regional unterschiedlich ist die Verwendung nach Tageszeit, die aber auch bei den weit südwestlich der Nordfriesen ansässigen Ostfriesen von jeher rund um die Uhr erfolgt. In zwischen- und drumherumliegenden Stämmen erfolgt der Gruß teilweise nur morgens oder tagsüber und wird mit Einbruch der Dunkelheit z. B. durch N'ohmt ersetzt.

Inzwischen wird der Gruß von vielen Deutschen verstanden.[2] Auch bei Führungskräften aus Wirtschaft und Politik wird der Gruß benutzt.[3] Der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm bezeichnete Moin als „die genialste Wortschöpfung aller Zeiten“,[4] auch die ehemalige Landesmutter Heide Simonis verwendet den Gruß auffallend oft, so Sprachforscher. Auch im Duden ist er inzwischen zu finden,[5] seit der 23. Auflage.[6]. Die Rechtscheibkorrektur von Microsoft Office hat es inzwischen ebenfalls in die Datenbank aufgenommen.[7] Mittlerweile ist Moin bis in den Süden Deutschlands verbreite.[8] Jedoch wird es im äußerstend Süden des deutschen Sprachgebiets (zumal größtenteils in der Schweiz und in ganz Österreich) allenfalls passiv verstanden.

In Teilen der deutschsprachigen Südostschweiz (im Kanton Graubünden), verwendet man in der Umgangssprache das Wort Moi, um eine Einzelperson zu begrüßen oder sich von ihr zu verabschieden. Für mehrere Personen benützt man die Zusammensetzung Moi-zäme, wobei der Wortteil zäme Dialekt ist und ins Hochdeutsche übertragen zusammen heißt. Moins ist eine Ableitung von Moi und bedeutet, dass man mehrere Personen anspricht, also eine weitere Variante der Mehrzahlform.

Literarische Belege

In der Literatur des 19. Jahrhunderts sucht man vergeblich nach dem Gruß „Moin“ oder „Moin, moin“. Dagegen lässt Arno Holz in seiner Komödie „Sozialaristokraten“ (Berlin, 1924), seine Figur Wilhelm Werner, genannt „Elefantenwilhelm“, den Gruß mehrfach verwenden. Werner spricht einen breiten hochdeutschen Berliner Dialekt. (Quelle: Projekt Gutenberg). Dementsprechend muss der Gruß in den 20er Jahren in Berlin gebräuchlich gewesen sein.

Moin, moin ist des Weiteren der Name eines im niederdeutschen Raum bekannten Liedes der Gruppe Godewind, das 1980 auf der gleichnamigen Platte erschien.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Moin zu jeder Tageszeit, Abruf: 11. Juli 2009.
  2. Artikel aus dem „Hambuger Abendblatt“ – Moin wird längst nicht mehr nur in Norddeutschland verstanden, Abruf: 11. Juli 2009.
  3. Artikel aus dem „Hambuger Abendblatt“ – Moin wird wird auch von Führungskräften verwendet, Abruf: 11. Juli 2009.
  4. Artikel aus dem „Hambuger Abendblatt“ – Zitat von Björn Engholm, Abruf: 11. Juli 2009.
  5. Vgl. Duden Band 1 – Die deutsche Rechtschreibung, 24. Auflage, S. 699 I.
  6. Welt-Online – „Moin“ steht seit der 23. Auflage im Duden, Abruf: 11. Juli 2009.
  7. Microsoft nimmt „Moin“ in den Office-Wortschatz auf, Abruf: 11. Juli 2009.
  8. Welt-Online – „Moin“ ist bis in den Süden verbreite, Abruf 11. Juli 2009.

Weblinks

Wiktionary: moin – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen