Moritz von Sachsen (1696–1750)
Hermann Moritz Graf von Sachsen, genannt „Maréchal de Saxe“ („Marschall von Sachsen“), (* 28. Oktober 1696 in Goslar; † 30. November 1750 auf Schloss Chambord) war ein deutscher Feldherr und Kriegstheoretiker in französischen Diensten, Herzog von Kurland von 1726 bis 1729. Er war seit 1747 einer von nur insgesamt sieben Generalmarschällen von Frankreich.
Leben
Moritz von Sachsen war ein illegitimer Sohn des Kurfürsten Friedrich August I. von Sachsen, genannt August der Starke (1670–1733), und der Maria Aurora von Königsmarck (1662–1728).
Moritz erhielt von seinem Vater während dessen Reichsvikariat den Titel eines Grafen von Sachsen und bald die Stelle eines Obersten in einem Kürassierregiment. 1706 studierte er bereits Musik und Philosophie in Halle. Er wurde damals schon als Wunderkind verehrt. Während des Spanischen Erbfolgekrieges kämpfte er 1709 in Flandern unter Prinz Eugen und dem Herzog von Marlborough mit Auszeichnung, und ebenso zeichnete er sich im Jahr 1711 bei Stralsund, während des Großen Nordischen Krieges, unter den Augen seines Vaters aus. Kurz darauf vermählte ihn seine Mutter mit der reichen Gräfin Löben (1699–1747), doch wurde die Ehe 1721 wieder getrennt.
Bei allem Hang zu Ausschweifungen betrieb Moritz aufs eifrigste das Studium der Kriegskunst. 1717 nahm er in Ungarn unter Prinz Eugen von Savoyen am Kampf gegen die Türken teil, 1720 trat er in französische Militärdienste und erhielt als vorläufiger Maréchal de camp (Brigadegeneral) 1722 ein deutsches Regiment (Régiment de Sparre infanterie) übertragen.[1] 1726 wählten ihn die Stände von Kurland auf Antrieb der Herzogin-Witwe Anna Iwanowna, der Tochter des Zaren Iwan Alexejewitsch, zum Herzog. Durch den Einfluss der Russen verdrängt, ging Moritz 1729 jedoch wieder nach Frankreich, wo ihm, nachdem er sich 1733 im Polnischen Erbfolgekrieg am Oberrhein ausgezeichnet hatte, am 1. August 1736 der Titel eines Lieutenant général verliehen wurde. 1738 stellte er sein eigenes Heer auf und marschierte mit diesem Richtung Prag. Im Österreichischen Erbfolgekrieg nahm er 26. November 1741 Prag im Sturm, eroberte Eger und Elbogen und zog mit Broglie an den Rhein zurück, wo er sich der Linien von Lauterburg bemächtigte. 1743 stellte er erneut ein eigenes Freikorps (Volontaires de Saxe) auf, das ihm als Haustruppe und Leibgarde diente.
Sein Feldzug in Flandern (1744) unter dem nominellen Oberbefehl Ludwigs XV. galt als ein Meisterstück der Kriegskunst, indem er den an Zahl überlegenen Feind zur Untätigkeit nötigte. Im Februar 1745 eroberte er Brüssel, am 11. Mai 1745 erkämpfte er gegen die Engländer den Sieg in der Schlacht bei Fontenoy und am 11. Oktober 1746 einen weiteren bei Roucoux. Er wurde darauf zum Maréchal général des camps et armées du roi befördert und nach dem Sieg bei Lauffeld (2. Juli 1747) und der Einnahme von Bergen op Zoom (16. September 1747) zum Oberbefehlshaber in den eroberten Niederlanden ernannt.
Nachdem zu Aachen am 18. Oktober 1748 Friede geschlossen war (→ Frieden von Aachen (1748)), zog sich Moritz auf das ihm vom König auf Lebenszeit zur Nutzung überlassene Schloss Chambord zurück, ließ einige der für die Verhältnisse des 18. Jahrhunderts unmodernen und unbequemen sehr hohen und zugigen Räume nach dem Geschmack seiner Zeit ausbauen und machte es zu einem Sammelpunkt von Gelehrten, Künstlern und Philosophen.
Er starb am 30. November 1750 zwischen sechs und sieben Uhr daselbst an den Folgen eines Fiebers, das er sich am 12. November eingefangen hatte, und wurde in Straßburg in der protestantischen Thomaskirche bestattet, wo ihm 1765 bis 1776 von Pigalle ein großartiges Grabdenkmal errichtet wurde.
Moritz von Sachsen erfreute sich schon zu Lebzeiten großer Beliebtheit, bei seinen Soldaten wegen seiner Menschlichkeit und Fairness, im Volk wegen seiner Siege – Moritz von Sachsen (Maurice de Saxe) war einer der wenigen unbesiegten Feldherren Frankreichs, was ihn seinerzeit zum Mythos machte.
Rezeption
Bekannt ist Moritz’ Liebesverhältnis zur berühmten Tragödin Adrienne Lecouvreur. Dadurch wurde Moritz indirekt auch zum Protagonisten eines Schauspiels von Eugène Scribe sowie der Oper Adriana Lecouvreur von Francesco Cilea. Bei der Uraufführung 1902 wurde Moritz von Sachsen von Enrico Caruso dargestellt. Auch Plácido Domingo hat die Rolle des „Maurizio, Conte di Sassonia“ gesungen und eingespielt.
Familie
Aus einer Affäre Moritz’ mit Marie Rinteau de Verrières (1730–1775) entstammt eine illegitime Tochter, Maria-Aurora von Sachsen (1748–1821), verehelichte Dupin. Somit war er der Urgroßvater der französischen Schriftstellerin George Sand (eig. Aurore Dupin).
Er heiratete am 12. März 1714 die reiche Erbin Johanna Victoria Tugendreich von Loeben (* 8. Februar 1699, † 25. Juni 1747). Mit ihr hatte er einen Sohn, August Adolf (* 22. Januar 1715), der aber schon kurz nach der Geburt starb. Die Ehe wurde am 21. März 1721 geschieden. Johanna Victoria heiratete 1728 den sächsischen Oberstleutnant Friedrich Wilhelm von Runckel († 18. Februar 1759).
Schriften
- Les Reveries Ou Memoires Sur L’Art De La Guerre De Maurice Comte De Saxe, Duc De Courlande Et De Semigalle … Dediés A Messieurs Les Officiers Generaux Par Mr. De Bonneville Capitaine Ingenieur de Campagne de Sa Majesté le Roi de Prusse. A La Haye, Chez Pierre Gosse Junior, Libr. de S. A. R., 1756.
- Mes rêveries. Ouvrage posthume de Maurice comte de Saxe. Amsterdam/Leipzig 1757 (Digitalisat bei Gallica).
- Einfälle über die Kriegskunst: Herausgegeben von [Zacharie de Pazzi de] Bonneville: Aus dem Französischen ins Deutsche übersetzet von G[eorg] R[udolph] Faesch. Weidmann, Leipzig und Frankfurt 1757.
- Reveries or Memoires upon the Art of War by Field-Marshal Count Saxe: Illustrated with Copper-plates. To which are added some original Letters, upon various military subjects. London 1757.
Literatur
- Arbeitskreis Sächsische Militärgeschichte (Hrsg.): Moritz Graf von Sachsen. Marschall von Frankreich. Selbstverlag, Dresden 1996, ISBN 3-9805398-1-4.
- Jean-Pierre Bois: Maurice de Saxe. Fayard, Paris 1992, ISBN 2-213-03007-3.
- Heinrich Theodor Flathe: Moritz (französischer Feldmarschall). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 22, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 305–307.
- Michael Hochedlinger: Moritz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 143 f. (Digitalisat).
- Frédéric Hulot: Le Maréchal de Saxe. Pygmalion, Paris 1997, ISBN 2-85704-295-7.
- Michael Ranft: Leben und Thaten des weltberühmten Grafens Mauritii von Sachsen, Marschalls von Franckreich. Heinfius, Leipzig 1746 (Digitalisat).
- Bärbel Stephan: „Nach der Geburt ein Teutscher, im Handeln und Denken aber ein Franzose“. Graf Moritz von Sachsen, Maréchal de France, gestorben am 30. November 1750 auf Schloss Chambord – Eine Betrachtung. In: Dresdner Hefte. Nr. 46, 1996, ISSN 0863-2138, S. 19–28.
- Gerd Treffer: Moritz von Sachsen – Marschall von Frankreich. Pustet, Regensburg 2005, ISBN 3-7917-1946-7.
- Karl von Weber: Moritz, Graf von Sachsen, Marschall von Frankreich. Nach archivalischen Quellen. Tauchnitz, Leipzig 1863 (Digitalisat).
Weblinks
- Moritz Graf von Sachsen in der Sächsischen Biographie
Anmerkungen
- ↑ Dès son arrivée en mai, Maurice reçoit le brevet de maréchal de camp. Il achète le régiment de Sparre-Infanterie.
Personendaten | |
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NAME | Sachsen, Moritz von |
ALTERNATIVNAMEN | Maurice de Saxe, Maréchal de Saxe |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-französischer General, Marschall von Frankreich |
GEBURTSDATUM | 28. Oktober 1696 |
GEBURTSORT | Goslar |
STERBEDATUM | 30. November 1750 |
STERBEORT | Schloss Chambord, Frankreich |