Oberbayerisches Landrecht von 1346

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Die Titelseite des Oberbayerischen Landrechts zeigt Kaiser Ludwig auf einem Thron. In den Händen hält er Zepter und Reichsapfel. Oberbayerisches Landrecht, um 1346, Bayerische Staatsbibliothek München (Cgm 1506)

Das Oberbayerische Landrecht von 1346 wurde zur Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern als Landrecht für das Herzogtum Oberbayern erlassen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1330er Jahren begann Ludwig eine Intensivierung seiner Landesherrschaft, unter anderem entstand eine Sammlung von Rechtsnormen, die zwischen 1334 bis 1336 im Namen seiner vier Söhne veröffentlicht wurde. Das Buch muss spätestens im Lauf des Jahres 1336 verbreitet gewesen sein, denn im Dezember jenes Jahres ist erstmals beurkundet, dass ein bayerischer Land- und Stadtrichter, nämlich Heinrich Gürttler von Landsberg, ein Urteil „nach des rechtbuechs sag“ verkündet hat.[1]

Mit der Überarbeitung der Sammlung, dem Oberbayerischen Landrecht von 1346 entstand ein Gesetzbuch, das Rechtsgrundlage für alle Gerichtsentscheidungen in Oberbayern sein sollte. Das nach Freyberg auf 350 Artikel angewachsene Landrecht[2] war in deutscher Sprache verfasst und enthielt verfahrens-, straf-, zivil- und verwaltungsrechtliche Normen.

Die Neufassung des Oberbayerischen Landrechts von 1487 bildete die Grundlage der Landrechtsreformation (Reformacion der bayrischn Lanndrecht) Herzog Wilhelms IV. von 1518, die weiterhin nur für Oberbayern galt.

Der Plan, dieses Recht auch in Niederbayern einzuführen, scheiterte. Eine einheitliche Rechtsprechung für ganz Bayern erfolgte erst Anfang des 17. Jahrhunderts mit dem Codex Maximilianeus unter Maximilian I. In einzelnen Gebieten wie den 1505 tirolisch gewordenen Ämtern Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg hatte Ludwigs oberbayerisches Landrecht bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts Gültigkeit.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Schlosser, Ingo Schwab: Oberbayerisches Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern von 1346. Edition, Übersetzung und juristischer Kommentar. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2000, ISBN 3-412-04300-1.
  • Wilhelm Volkert: Rechtsbücher Kaiser Ludwigs des Bayern von 1334/36 und 1346. publiziert am 26. März 2012; in: Historisches Lexikon Bayerns [1], abgerufen am 20. Januar 2018.
  • Wilhelm Volkert (Hg.): Das Rechtsbuch Kaiser Ludwigs des Bayern von 1346. Hg. von W. Volkert unter Verwendung der Vorarbeiten von Walter Jaroschka (†) und Heinz Lieberich (†) (Bayerische Rechtsquellen 4), München 2010.
  • Martin Clauss: Ludwig IV. der Bayer. Herzog, König, Kaiser. Regensburg 2014, S. 89.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bruno Jahn: Oberbayerisches Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern. In: Deutsches Literatur-Lexikon Online. Berlin, Boston: De Gruyter, 2017.
  2. Maximilian Frhr. von Freyberg: Slg. hist. Schr. und Urkunden. Geschöpft aus Hss. Bd. 4. H. 3. Stuttgart/Tübingen 1834, S. 381–500.
  3. Landrecht, Oberbayerisches. In: Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters. Bayerische Akademie der Wissenschaften, 19. März 2021, abgerufen am 27. Dezember 2023.