Das Freiburger Münster hat mehrere Orgeln: Hauptorgel ist die sog. Marienorgel an der Ostwand des nördlichen Querhauses. Sie wird ergänzt durch die sog. Michaelsorgel auf der Empore unter dem Turm, die der Beschallung des hinteren Bereichs des Münsters dient. An der Nordwand des Mittelschiffs hängt eine Schwalbennestorgel, die sog. Langhausorgel. Im südlichen Chorraum befindet sich die Chororgel, und im Archivraum des Hahnenturms das Turmwerk, ein sog. Auxiliarwerk.
Die Instrumente stammen von verschiedenen Orgelbauern (Rieger, Marcussen, Metzler und Kuhn). Die Marien-Orgel und die Langhaus-Orgel wurden in den Jahren 1964 bis 1966 erbaut, die Marienorgel im Laufe der Zeit mehrfach erneuert und umgebaut; die heutige Michaelsorgel wurde Ende 2008 neu errichtet, die Chororgel und das Turmwerk wurden Anfang 2019 neu errichtet.
Sämtliche Instrumente lassen sich von zwei Generalspieltischen aus anspielen – sowohl einzeln, als auch im Zusammenspiel mit den anderen Instrumenten. Ein Generalspieltisch befindet sich im Chorraum, der zweite ist mobil. Die Marienorgel, die Langschifforgel und die Michaelsorgel können zudem mit mechanischer Traktur von eigenen Spielanlagen aus angespielt werden.
Eine Orgel im Freiburger Münster ist etwa ab dem 15. Jahrhundert nachweisbar.[1] Orgeln wurden zunächst im Langhaus und im Chor errichtet und im Laufe der Zeit immer wieder modifiziert. Im 19. Jahrhundert begann dann der Bau von Orgelwerken bzw. einem Instrument auf der Michaels-Empore unter dem Westturm. Im 20. Jahrhundert kam dann das (nördliche) Querhaus als Standort für die Marienorgel hinzu.
Das erste nachweisbare Instrument war an der nördlichen Mittelschiffwand untergebracht; die Disposition ist nicht überliefert.
In den Jahren 1545 – 1548 erbaute der Orgelbauer Jörg Ebert (Ravensburg) an gleicher Stelle ein neues Instrument in Form einer Schwalbennestorgel. Die Orgel hatte 16 Register auf Schleifladen und die drei Effektregister Vogelgesang, hertrumen (Heertrummen) und Rohraffe.
Die Mittelschifforgel wurde in den Jahren 1817 – 1818 wurde die Orgelbauer Matthias und Ludwig Martin (Waldkirch) renoviert; in diesem Zuge wurde das Rückpositiv entsprechend den damaligen Klangidealen nachhaltig verändert. 1839 wurde das Instrument durch den OrgelbauerJoseph Merklin umgebaut und erneut verändert.
Im Jahre 1870 errichtete der Orgelbauer Louis-Benoit Hooghuys (Brügge) eine neue Mittelschifforgel mit 16 Registern auf Hauptwerk, Positivmanual (Wechselschleifen aus dem Hauptwerk) und Pedal. Das neue Orgelwerk wurde von Baron Sir John Sutton gestiftet und vermutlich in das vorhandene Gehäuse eingebaut, welches neue Flügeltüren erhielt.
Dieses Instrument wurde 1929 durch einen Neubau durch die Orgelbaufirma M. Welte & Söhne ersetzt, wobei das Gehäuse der bisherigen Mittelschifforgel stark vergrößert wurde; die Welte-Orgel hatte 50 Register (zuzüglich acht Transmissionen) auf drei Manualwerken und Pedal mit elektrischen Spiel- und Registertrakturen. Außerdem wurde ein Hochdruckwerk mit 8 Registern und ein Fernwerk mit 9 Registern auf der Michaelsempore im Westturm errichtet, auf der auch die durchschlagende Contra Tuba 32' stand. Im Eingang zum Chorraum wurde ein elektrischer Hauptspieltisch aufgestellt, von dem alle Orgelwerke (auch die Chororgel von Walcker) aus angespielt werden konnten.
Nach kurzer Zeit empfand man die neue große Mittelschifforgel als klanglich unbefriedigend. Aber auch unter optischen Aspekten wurde sie als Fremdkörper wahrgenommen – das Instrument ragte 2,6 Meter weit in das Langschiff hinein, war 11 Meter hoch und 10 Meter breit. Daher wurde das Instrument bereits im Jahre 1936 wieder abgebaut, das Orgelgehäuse wurde auf die alten Maßverhältnisse zurückgeführt und mit einem neuen, neobarock disponierten Orgelwerk ausgestattet. Das Instrument hatte 14 Register und 5 Transmissionen auf zwei Manualwerken und Pedal. 1945/46 baute der Orgelbauer W. Dold das Instrument um. 1964 wurde die Mittelschifforgel abgebaut, im Jahre 1965 in St. Laurentius (Bötzingen) aufgestellt, und 1998 erneut abgebaut und ist seitdem im Orgelmuseum Sixtus Lampl / Valley eingelagert.[2]
Im Jahre 1965 errichtete die Orgelbaufirma Marcussen und Søn (Apenrade/Dänemark) die heutige Langhausorgel.
Auch im Chor stand früh eine erste Orgel. Aus den Aufzeichnungen der Münsterfabrik aus den Jahren 1595/96 lässt sich entnehmen, dass zu dieser Zeit im oberen Chor eine Orgel stand, die von dem Orgelbauer Hans Werner Muderer (Freiburg) erbaut worden war. Die Disposition ist nicht bekannt.
In den Jahren 1811 – 1813 errichtete der Orgelbauer Nikolaus Schuble (Pfaffenweiler) im Chorraum ein neues Instrument. Das Instrument hatte 15 Register auf einem Manualwerk und Pedal.
Im Jahre 1881 erbaute die Orgelbaufirma E.F. Walcker (Ludwigsburg) eine neue Chororgel. Das Instrument wurde zunächst auf der Gewerbeausstellung in Stuttgart vorgestellt und anschließend im Chor des Münsters aufgestellt. Der vom erzbischöflichen Bauamt entworfene Prospekt fügte sich in das Chorgestühl des unteren Chores ein. Das mechanische Orgelwerk hatte 33 Register (Kegelladen) auf zwei Manualwerken und Pedal und war im romantischen Stil disponiert.
In den Jahren 1929 und 1936 wurde das Instrument durch die Orgelbaufirma M. Welte & Söhne mit elektropneumatischen Trakturen ausgestattet und an den elektrischen Hauptspieltisch zum Zusammenspiel aller Orgeln angeschlossen. Anfang der 1960er Jahre wurde das Instrument abgebaut und ist heute nicht mehr erhalten.
1964 bis 1966 errichtete die Orgelbaufirma Rieger (Schwarzach/Vorarlberg) eine neue Chororgel. Das Instrument stand bis 1990 im ersten Joch der Nordwand des Chores über dem Gestühl des Domkapitels. Im Zuge der Umgestaltung des Chorraumes in den Jahren 1990/91 wurde das Instrument verändert und von der Orgelbaufirma Fischer und Krämer (Endingen) in einem neuen Gehäuse auf der Empore im ersten Joch des Chorraumes auf der Südseite aufgestellt.[3] Das Schleifladen-Instrument hatte 25 Register auf zwei Manualwerken und Pedal und konnte ausschließlich vom elektrischen Hauptspieltisch angespielt werden. Die Rieger-Chororgel wurde 2018 abgebaut und in der Kirche Unserer Lieben Frau in Salem-Mimmenhausen aufgestellt.[4]
An selber Stelle errichtete die Orgelbaufirma Kuhn AG (Männedorf, ZH) die neue Chororgel.
Dispositionen der ehemaligen Chororgeln
Chororgel von 1813
Manualwerk
1.
Principal
8'
2.
Prestant
4'
3.
Cornet (ab c1) V
8'
4.
Viol di Gamba
8'
5.
Bourdon
8'
6.
Nazart
3'
(Fortsetzung)
07.
Flöt
4'
08.
Doublet
2'
09.
Mixtur III
11⁄2′
10.
Fagot (Baß)
8'
11.
Trompeten (Discant)
8'
Pedalwerk
12.
Subbaß
16'
13.
Octavbaß
08'
14.
Trompetenbaß
08'
15.
Flötbaß
04'
Chororgel von 1881
I Hauptwerk C–f3
01.
Principal
16’
02.
Principal
08’
03.
Viola di Gamba
08’
04.
Concertflöte
08’
05.
Dolce
08’
06.
Quintatön
08’
07.
Gedackt
08’
08.
Quinte
051⁄3′
09.
Octav
04’
10.
Spitzflöte
04’
11.
Rohrflöte
04’
12.
Piccolo
02’
13.
Mixtur V
022⁄3′
14.
Cornett V (ab g0)
15.
Trompete
08’
II Schwellwerk C–f3
16.
Bourdon
16’
17.
Principal
08’
18.
Lieblich Gedackt
08’
19.
Salicional
08’
20.
Voix céleste
08’
21.
Aeoline
08’
22.
Fugara
04’
23.
Flauto dolce
04’
24.
Viola tremolo (ab c0)
08’
25.
Clarinette
08’
Tremolo (für Nr. 25)
Pedalwerk C–f1
26.
Principalbaß
16’
27.
Violonbaß
16’
28.
Subbaß
16’
29.
Quintbaß
102⁄3′
30.
Octavbaß
08’
31.
Violoncello
08’
32.
Bombardon
16’
33.
Trompete
08’
Koppeln: II/I, I/P, II/P; Terza Mano (Octavkoppel)
Chororgel von 1966 (bis 2018)
I Hauptwerk C–g3
01.
Gedecktpommer 0
16′
02.
Principal
08′
03.
Hohlflöte
08′
04.
Octave
04′
05.
Spitzgedeckt
04′
06.
Waldflöte
02′
07.
Sesquialter II
022⁄3′
08.
Mixtur IV
011⁄3′
09.
Trompete
08′
II Positiv C–g3 (schwellbar)
10.
Bleigedeckt
08′
11.
Salicional
08′
12.
Principal
04′
13.
Koppelflöte 0000
04′
14.
Octavin
02′
15.
Terz
013⁄5′
16.
Quinte
011⁄3′
17.
Zimbel III
01′
18.
Musette
08′
Tremolo
Pedalwerk C–f1
19.
Subbaß
16′
20.
Octavbaß
08′
21.
Gedecktbaß 00
08′
22.
Choralbaß
04′
23.
Hintersatz III
022⁄3′
24.
Bombarde
16′
25.
Trompete
08′
Koppeln der mechanischen Spielanlage (bis 1990): II/I, I/P, II/P
Orgelwerke auf der Michaelsempore wurden erstmals 1929 aufgestellt, und zwar im Zusammenhang mit dem Ausbau der Langhausorgel. Die Orgelbaufirma M. Welte & Söhne errichtete auf der Turmempore zwei Auxiliar-Werke: ein schwellbares Hochdruckwerk (200 mm Wassersäule) und ein schwellbares Fernwerk. Es handelte sich dabei um unselbständige Werke der Orgelanlage, welche von einem Zentralspieltisch aus angespielt werden konnten.
Die Langschifforgel von 1929 erwies sich klanglich für den Kirchenraum als unzureichend, so dass das Instrument bereits 1936 durch ein neues Instrument ersetzt wurde. Das Welte-Orgelwerk musste anderweitig im Münster untergebracht werden und wurde in Teilen auf der Michaelsempore aufgestellt. Es handelte sich dabei um ein eigenständiges Instrument mit 27 Registern auf zwei Manualwerken und Pedal. Dieses Instrument diente als Begleitorgel für den Chor. Das Fernwerk von 1929 wurde in die Michaelsorgel integriert, das Hochdruckwerk von 1929 blieb zunächst unverändert bestehen, ließ sich aber von einem dritten Manual der Michaelsorgel aus anspielen.
1965 erbaute die Orgelbaufirma Späth (Ennetach und Freiburg) unter Verwendung von Teilen des Prospektes von 1929 ein neues Instrument mit 28 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Dieses Instrument wurde 2008 abgebaut und in der Dreieinigkeitskirche Sarajevo aufgestellt. Im Jahre 2008 errichtete die Orgelbaufirma Metzler die neue Michaelsorgel.
Dispositionen der ehemaligen Michaelsorgeln
Hochdruckwerk und Fernwerk auf der Michaelsempore, 1929, M. Welte und Söhne
I Hochdruckwerk C–c5
1.
Principal
8'
2.
Großflöte
8'
3.
Viola
8'
4.
Quintatön
4'
5.
Oktav
4'
6.
Rauschquinte II
22⁄3' + 2'
7.
Tuba mirabilis
8'
8.
Clairon
4'
Fernwerk C–c5
09.
Hornprincipal
8'
10.
Salicet
8'
11.
Vox angelica
8'
12.
Harmonieflöte
8'
13.
Echobordun
8'
14.
Alphorn
4'
15.
Echo Cornett III
22⁄3'
16.
Trompete
8'
17.
Vox humana
8'
Michaelsorgel 1936, nach dem Umbau der Langschifforgel
I Hauptwerk C–c4
01.
Prinzipal
8'
02.
Flûte harm.
8'
03.
Dolce
8'
04.
Oktav
4'
05.
Traversflöte
4'
06.
Oktav
2'
07.
Mixtur III
22⁄3'
08.
Trompete
8'
09.
Clairon
4'
II Schwellwerk C–c4
10.
Lieblich Gedackt
16'
11.
Lieblich Gedackt (Ext. Nr. 10)
08'
12.
Querflöte
08'
13.
Salicional
08'
14.
Vox angelica
08'
15.
Weitprincipal
04'
16.
Gemshorn
04'
17.
Quinte
022⁄3'
18.
Waldflöte
02'
19.
Terz
013⁄5'
20.
Quintzimbel III
022⁄3'
21.
Oboe
08'
Pedal C–f1
22.
Principal
16'
23.
Stillgedackt (= Nr. 10)
16'
24.
Subbaß
16'
25.
Oktavbaß
08'
26.
Choralbaß
04'
27.
Posaune
16'
Michaelsorgel von 1936 bis 1964
I Hauptwerk C–c4
01.
Prinzipal
8'
02.
Weitgedackt
8'
03.
Flöte
8'
04.
Gemshorn
8'
05.
Oktave
4'
06.
Rohrflöte
4'
07.
Nasat
22⁄3‘
08.
Oktave
2'
09.
Mixtur IV-VI
2'
10.
Trompete
8'
11.
Clairon
4'
II. Manual C–c4
12.
Singend Principal
8'
13.
Rohrgedackt
8'
14.
Praestant
4'
15.
Nachthorn
4'
16.
Superoctave
2'
17.
Sifflöte
2'
18.
Quintzymbel III
1'
19.
Krummhorn
8'
III Schwellwerk C–c4
20.
Lieblich Gedackt
16'
21.
Principal
08'
22.
Flûte harmonique
08'
23.
Lieblich Gedackt (Ext. Nr. 18)
08'
24.
Salicional
08'
25.
Weitprincipal
04'
26.
Querflöte
04'
27.
Spitzquinte
022⁄3'
28.
Octavin
02'
29.
Terz
013⁄5'
30.
Kleinmixtur
011⁄3'
31.
Oboe
08'
32.
Clairon
04'
Pedalwerk C–f1
33.
Principal
16'
34.
Subbaß
16'
35.
Zartbaß
16'
36.
Oktavbaß
08'
37.
Gedacktbaß
08'
38.
Choralbaß
04'
39.
Flachflöte
02'
40.
Posaune
16'
41.
Trompetbaß
08'
42.
Clairon
04'
Instrument von 1965 bis 2008 (Orgelbauer Gebr. Späth)
Erste Überlegungen, im Querschiff eine Hauptorgel aufzustellen, gab es bereits Mitte des 19. Jahrhunderts. 1856 plante man ein Instrument im südlichen Querhaus mit 36 Registern auf drei Manualwerken und Pedal. Erst 1936 wurde im nördlichen Querhaus die erste Orgel aufgestellt; es handelte sich dabei um das Orgelwerk der 1929 von M. Welte & Söhne errichteten Langhausorgel, welches größtenteils als neue Hauptorgel im Querhaus aufgestellt wurde. Das Instrument wurde 1964 abgebaut. An dessen Stelle erbaute die Firma Rieger Orgelbau 1965 die heutige Marienorgel.
Dispositionen der ehemaligen Querhausorgeln
Geplante Hauptorgel im südlichen Querhaus (Jacob Forrell, 1856, nicht realisiert)
Die Orgelanlage des Münster besteht aus fünf Instrumenten. Hauptorgel ist die Marienorgel an der Ostwand im nördlichen Querhaus, 1965 erbaut von der Orgelbaufirma Rieger. Die Langhausorgel in Form einer der Schwalbennestorgel wurde 1965 von der Orgelbaufirma Marcussen erbaut. Die Michaelsorgel auf der Empore unter dem Turm (Michaelskapelle) wurde 2008 von der Orgelbaufirma Metzler errichtet. Diese drei Instrumente verfügen jeweils über eigene Spielanlagen. Hinzu kommen seit 2019 zwei Instrumente ohne eigene Spielanlagen: Die Chororgel und das Turmwerk.
Die Marienorgel im nördlichen Seitenschiff wurde 1965 von der Orgelbaufirma Rieger (Schwarzach, Vorarlberg) erbaut. Das Instrument hängt an der Ostwand des nördlichen Querhauses; es wurde nicht auf der Nordempore aufgestellt, um die Glaskunst der Nordwand nicht zu verbauen und eine bessere Klangabstrahlung in das Hauptschiff zu gewährleisten. Um Letztere zu begünstigen, sind die Seitenwände der Pfeifentürme um 30° hin zum Hauptschiff gedreht.[5]
Das Orgelwerk ist in einem Eichenholzgehäuse mit insgesamt 9 Türmen untergebracht. Inmitten des Instruments befindet sich eine Nische mit der mechanischen Spielanlage. Das Schleifladen-Instrument hat 61 Register (4204 Pfeifen) und ein Glockenspiel auf vier Manualwerken und Pedal. Die Teilwerke sind rings um die Spielanlage der Orgel angeordnet: in den linken beiden Türmen das Pedalwerk, unterhalb der Spielanlage das Positiv, rechts seitlich davon das Hauptwerk, oberhalb der Spielanlage das Brustwerk und darüber in 3 Türmen das Schwellwerk. Die Spiel- und Registertrakturen sind als Doppeltrakturen mechanisch und elektrisch angelegt, da die Marienorgel zudem an den Generalspieltisch im Chorraum angebunden ist.
In den Jahren 2000 und 2001 wurde das Instrument durch die Orgelbaufirma Caspar Glatter-Götz (Owingen) generalüberholt und durch den Intonateur Beat Grenacher (Luzern) nachintoniert.[6] Ziel war es u. a., dem Instrument mehr Grundtönigkeit zu verleihen. In diesem Zuge wurden im Schwellwerk drei Register ausgetauscht; ferner wurden die Mixtur-Chöre in Haupt- und Schwellwerk reduziert und teilweise umdisponiert. Außerdem wurden zwei Register hinzugefügt: auf dem Dach des Instruments wurde ein Glockenspiel installiert, und das Pedalwerk wurde um einen Untersatz 32' erweitert; mangels ausreichenden Platzes wurde dieses Pedal-Register allerdings nicht in der Marienorgel untergebracht, sondern auf der Michaelsempore, liegend unter der Michaelsorgel. Im Jahre 2008 wurde das Register aus der Marienorgel entfernt: die Pfeifen des Untersatz 32′ wurden zum Grand Bourdon 32′ umgearbeitet, auf neue Windladen gestellt und in die Michaelsorgel einbezogen; der Untersatz 32' ist damit nicht mehr von der Marienorgel aus anspielbar.
Im Jahre 2017 wurde die Marienorgel durch die Erbauerfirma Rieger erneut renoviert und technisch überarbeitet. Die große Zahl der Besucher des Münsters und der damit verbundene Schmutzeintrag, Kerzenruß und Temperaturschwankungen erforderten eine gründliche Ausreinigung, Wartung und Stimmung.[4] 2021 wurden durch die Förderung einer Stiftung 4 Zungenregister im Pedal- und im Hauptwerk durch Ekkehard Fehl Orgelbau ersetzt.[7]
Die Registerbezeichnungen im Folgenden entsprechen der Schreibweise am mechanischen Spieltisch der Orgel.
Die Michaelsorgel befindet sich im Westwerk auf der Westempore (Turmkapelle). Ihre wesentliche Aufgabe ist es, den hinteren Bereich des Münsters zu beschallen. Das Instrument wurde 2008 von der Orgelbaufirma Metzler (Dietikon, Schweiz) neu erbaut. Es ersetzt eine Orgel (28 Register) aus dem Jahre 1965, erbaut von der Orgelbaufirma Späth (Ennetach und Freiburg), die den technischen und klanglichen Anforderungen nicht mehr genügte.
Die Michaelsorgel hat heute 40 Register, zusätzlich einen Vorabzug, vier Transmissionen und ein Effektregister auf drei Manualwerken und Pedal (mechanischen Schleifladen). Untergebracht sind die Werke in den beiden vom Kirchenraum aus sichtbaren Pfeifentürmen aus unbehandelter Eiche und einem weiteren, nicht sichtbaren Schwellwerk, welches sich unter dem Westfenster befindet. Der Spieltisch befindet sich mittig zwischen den beiden sichtbaren Pfeifentürmen. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen und Koppeln sind elektrisch. Zusätzlich wurden die Spieltrakturen elektrisch angelegt, damit das Instrument auch von den Generalspieltischen aus angespielt werden kann.
Seit 2008 sind die Pfeifen des vormaligen Untersatzes 32′ (2001 als Teil der Marienorgel liegend unter der Michaelsorgel untergebracht) nun Bestandteil der Michaelsorgel, wo sie als Grand Bourdon 32′ umgearbeitet auf neuen Windladen aufgestellt sind. Die Pfeifen stehen an den Seitenwänden der Turmkapelle. Im Jahr 2023 wurde über dem Spieltisch der Michaelsorgel ein Chamadenwerk aus 168 liegenden Pfeifen von Orgelbauer Ekkehard Fehl eingebaut, das durch die Zuwendung einer Stiftung ermöglicht wurde. Es ist spielbar auf allen Manualen und dem Pedal.[8]
Die Langhausorgel (fälschlicherweise auch Langschifforgel genannt) ist eine Schwalbennestorgel und hängt an der nördlichen Langschiffwand. Das Instrument wurde 1965 von der Orgelbaufirma Marcussen & Søn (Apenrade/Dänemark) erbaut und im Jahre 2010 durch die Orgelbaufirma Metzler (Schweiz) renoviert.
Das Orgelgehäuse wurde in Anlehnung an die historische Ebert-Orgel von 1545 angelegt/rekonstruiert. Da das ursprüngliche Rückpositiv nicht mehr vorhanden war, wurde es von der Firma Marcussen neu erbaut und stellt eine Kopie des Hauptgehäuses im Maßstab 1:4 dar. Die Orgelkanzel stammt vermutlich noch aus der Zeit des Instruments von Ebert und wurde im Laufe der Zeit nur geringfügig verändert. Erhalten sind vor allem die beiden historischen Skulpturen, die von Sixt von Staufen geschaffen wurden: ein Rohraffe aus dem Jahr 1530 und eine Marienstatue aus dem Jahr 1545 mit einer im Jahre 1929 ergänzten Strahlenmandorla; außerdem wurden weitere Zierfiguren und Schleierbretter aus verschiedenen Jahrhunderten in das Gehäuse integriert.
Das Schleifladen-Instrument hat 21 Register (1.615 Pfeifen) auf zwei Manualwerken und Pedal. Das Instrument ist nach barocken Klangvorstellungen disponiert. Die Spieltrakturen am Spieltisch der Langhausorgel sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch.[9]
Auf der südlichen Chorempore befindet sich die Chororgel. Sie wurde von Orgelbau Kuhn aus Männedorf (Schweiz) im Münster aufgestellt und wurde Ostern 2019 geweiht und erstmals gespielt.[10][11] Das Instrument hat einen Doppelprospekt, wie bereits die Chororgel von E. F. Walcker (von 1881 bis 1964). Der Hauptprospekt ist gegen den Chorraum ausgerichtet, der Seitenprospekt gegen den Chorumgang. Die Chororgel kann vom Hauptspieltisch oder einem Midi-Spieltisch, der frei platzierbar ist, angespielt werden. Die Orgel hat 24 klingende Register, drei Transmissionen und fünf Extensionen.[12][13]
Mit dem Neubau der Chororgel im Jahre 2019 hat die Orgelbaufirma Kuhn (Männedorf) ein Auxiliarwerk zur Ergänzung der Orgelanlage eingebaut. Das unselbständige Instrument dient der Unterstützung insbesondere der Marienorgel und der neuen Chororgel; es soll ihnen in den tieferen und mittleren Lagen mehr Klangfülle und Klangwärme geben und die Disposition um einige Zungenstimmen ergänzen. Das Turmwerk verfügt über keine eigene Spielanlage, sondern ist nur von den Generalspieltischen aus spielbar.
Das Instrument ist in einem kleinen Raum oberhalb der Nikolauskapelle im südlichen Hahnenturm eingebaut und trägt aus diesem Grund den Namen „Turmwerk“; der Raum diente bis Anfang des 20. Jahrhunderts als städtisches Archiv. Der Klang strahlt durch ein Fenster des Archivraumes in das Langhaus ab.[10][13] Das Orgelwerk hat 7 Register (416 Pfeifen) und zwei Extensionen, welche in drei Sektionen aufgeteilt und registrierbar sind (elektrische Einzeltonsteuerung).
Die Michaels-, die Marien- und die Langhausorgel verfügen jeweils über eigene Spieltische, die Chororgel und das Turmwerk nicht. Sämtliche Instrumente lassen sich von zwei Generalspieltischen spielen, sowohl einzeln, als auch zusammen als Orgelanlage.
Einer der Generalspieltische befindet sich am Eingang zum Hochchor in der Nähe des Zelebrationsaltars. Er wurde im Dezember 2013 von der Orgelbauwerkstatt Johannes Klais aus Bonn erbaut, finanziert durch die Eugen-Martin-Stiftung und die Erzdiözese, und 2019 im Zuge des Einbaus der Chororgel und des Turmwerkes angepasst. Der bogenförmig angelegte Spieltisch hat vier Manuale und bietet dem Organisten die Möglichkeit, Klangfarben vorzudefinieren und während des Spiels zu wechseln; über den neuen Walzenlimiter lassen sich die Maximalwerte des Crescendo- und Decrescendorades begrenzen. Zusammen mit dem Einbau des neuen Spieltisches wurde die Elektrik der Orgeln mit auf den aktuellen Stand gebracht.[14] Die Spiel- und Registertrakturen sind elektrisch.
Sämtliche Werke der Instrumente können allen Manualen und dem Pedal frei zugeordnet werden. In der Standardeinstellung sind die einzelnen Werke auf die vier Manuale (linke Spalte) wie folgt verteilt:[15]
Im Zuge des Neubaus der Chororgel erhielt das Münster einen weiteren Generalspieltisch. Es handelt sich dabei um einen Spieltisch, der von der Firma August Laukhuff entwickelt wurde und der über eine Midi-Schnittstelle die Orgelanlage steuert. Der Zusatzspieltisch kann an diversen Orten des Münsters aufgestellt werden und dient vor allem zur Begleitung der wöchentlichen Vespern und anderer Gottesdienste im Hochchor. Die Register und Spielhilfen der Orgeln werden über zwei große Touch-Monitore angesteuert.[16]
Außerhalb der Gottesdienste kann man die Orgeln bei verschiedenen Konzertreihen hören. Während der Sommermonate gibt es am Dienstagabend die Internationalen Orgelkonzerte mit vielen Gastorganisten. Zwischen April und Dezember erklingen die Orgeln samstags während einer 25-minütigen Matinée wie auch während der Fastenzeit freitagabends. Etwa monatlich gibt es unter dem Namen Orgeldialog die Möglichkeit, an einer Führung zu den vier Münsterorgeln teilzunehmen.[17]
Jan Kühle: Die Orgeln im Freiburger Münster. Geschichte und Konzept der Orgelanlage im Freiburger Münster Unserer Lieben Frau, Freiburg, 2019.
Die neue Michaelsorgel im Freiburger Münster. Festschrift zur Orgelweihe. 2008.
Christoph Schmider (Hrsg.): Musik am Freiburger Münster. Rombach, Freiburg 2002.
Carl Winter, Ludwig Doerr, Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i. Br. (Hrsg.): Das Orgelwerk des Freiburger Münsters. 2. aktualisierte Auflage, Freiburg 1990.
Karl-Heinz Göttert, Eckhard Isenburg: Orgelführer Deutschland. 3. revidierte und aktualisierte Auflage, Bärenreiter, 2001, S. 192–195.