Otto Wacker (Kunsthändler)

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Otto Wacker (* 11. August 1898 in Düsseldorf; † 1970) war ein deutscher Kunsthändler. Er war in den 1920er-Jahren in einen aufsehenerregenden Prozess um gefälschte Bilder Vincent van Goghs verwickelt.

Otto Wacker war ein Sohn des Kunstmalers Hans Wacker (1868–1958). Nachdem er in verschiedenen anderen Berufen erfolglos blieb, u.a. als Tänzer unter dem Pseudonym Olinto Lovaël, wurde Otto Wacker 1925 Kunsthändler. Er verkaufte schwerpunktmäßig Gemälde van Goghs und galt als zuverlässig in Kunstkreisen.

Im Januar 1928 fand im Kunstsalon Cassirer eine van-Gogh-Ausstellung statt, die von Otto Wacker beliefert wurde. Wacker behauptete, die Bilder stammten aus einer russischen Privatsammlung und wies Expertisen von de la Faille und Meier-Graefe vor. Grete Ring und Walter Feilchenfeldt, die Organisatoren der Ausstellung, erkannten jedoch, dass ein Teil der Bilder Fälschungen waren. Weitere Nachforschungen ergaben 33 verdächtige Bilder, die alle von Wacker geliefert worden waren. Viele Berliner Kunsthändler nahmen Bilder, die von Wacker stammten, wieder von ihren Kunden zurück.

Der Prozess gegen Wacker begann am 6. April 1932. Vincent Wilhelm van Gogh, ein Neffe des Malers, wurde zuerst befragt und erklärte, dass die Familienüberlieferung keinen Russen kenne, der Gemälde gekauft hätte. De La Faille dagegen äußerte die Meinung, dass fünf von den Bildern echt wären. Schließlich wurde Wacker zu 19 Monaten Gefängnis und 30.000 Reichsmark Geldstrafe verurteilt. Da er die Geldstrafe nicht zahlen konnte, wurde die Gefängnisstrafe um 300 Tage erhöht. Wacker kam erst 1935 wieder frei.

Der vor und während des Wacker-Prozesses geführte Expertenstreit um die Echtheit der Bilder wurde von Kurt Tucholsky im April 1932 in der Weltbühne parodiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte Wacker – nach einem kurzen Intermezzo als Tänzer in Erfurt und Weimar – in Ost-Berlin, wo er eine Tanzschule betrieb. Auf dem Kunstmarkt betätigte er sich nicht mehr. Einige der von ihm angebotenen Gemälde sind inzwischen verschwunden, aber die Experten sind sich einig, dass keines von ihnen echt ist.

Die gefälschten van Goghs waren wahrscheinlich das Werk seines Vaters oder seines Bruders Leonhard Wacker (* 1895), der ebenfalls Maler (und Restaurator) war.

Literatur

  • Grete Ring: Der Fall Wacker. In: Kunst und Künstler, Mai 1932, S. 153–165.
  • Stefan Koldehoff: The Wacker forgeries: a catalogue. In: Van Gogh Museum Journal, 2002, S. 139 ff. (online)
  • Nora Koldehoff: Die Wacker-Prozesse. Eine Rekonstruktion. In: Stefan Koldehoff: Van Gogh. Mythos und Wirklichkeit. Köln 2003, ISBN 3-8321-7267-X.
  • Susanna Partsch: Tatort Kunst. München 2010, ISBN 978-3-406-60621-2.
  • Modris Eksteins: Solar Dance. Genius, Forgery, and the Crisis of Truth in the Modern Age. Harvard University Press, Cambridge MA, 2012.