Panzerdenkmal Kleinmachnow

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Koordinaten: 52° 24′ 43,1″ N, 13° 11′ 52,7″ O

Sockel des ehemaligen sowjetischen Ehrenmals mit Schneelader (Foto: 2013)

Im Sommer 1945 ließ die sowjetische Militärverwaltung in Berlin-Zehlendorf ein Panzerdenkmal errichten, das später noch zwei Mal umgesetzt wurde. Als Folge des Zwei-plus-Vier-Vertrags baute die sowjetische Armee den Panzer am 20. Dezember 1990 ab. Seit 1992 befindet sich auf dem Sockel ein rosafarbener Schneelader vom Typ S-4M, ein Sonderfahrzeug, das technisch auf dem sowjetischen Lastwagen GAZ-51 basiert. Bildhauer Eckhardt Haisch erinnert damit an die Friedliche Revolution von 1989. Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege stellte Panzersockel und Kunstinstallation unter Schutz. Die Bezeichnung „Panzerdenkmal“ hat sich bis heute erhalten.

Erster Standort ab 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Panzerdenkmal in Berlin-Zehlendorf erinnerte an die Gefallenen der Panzerarmee des Generals Dmitri D. Leljuschenko (1901–1987). Als Bauplatz wurde der Mittelstreifen der Potsdamer Chaussee gewählt. Sie war Teil der 1.392 Kilometer langen Verbindung zwischen Aachen und Königsberg, die die NationalsozialistenReichsstraße 1“ nannten. Das Denkmal zerteilte damit ein Symbol für die einstige territoriale Größe des Deutschen Reiches. Auf den neu errichteten Marmorsockel stellten die Sowjets einen „Stalin-Panzer“ IS-2. Das Denkmal in Höhe der Autobahn AVUS (Dreilinden) wurde am 17. Oktober 1945 feierlich eingeweiht.[1]

Gedenkstätte 17. Juni 1953 (Foto: 2007)

Während der Berlin-Blockade wurde das Kriegsdenkmal Ziel von aufgebrachten West-Berlinern, die antisowjetische Losungen an den Sockel schrieben und den Panzer in Brand setzten. Dies löste politischen Streit zwischen der Sowjetischen Kontrollkommission und dem amerikanischen Stadtkommandanten aus, der mehrmals eine Verlegung des Denkmals in die DDR vorschlug, was die sowjetischen Vertreter aber ablehnten. Die Amerikaner lehnten ihrerseits die Forderung des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Ernst Reuter, kategorisch ab, sie mögen das Denkmal doch selbst abbauen.[2] Die Amerikaner schützten das Denkmal daraufhin mit einem stabilen Drahtkäfig gegen weitere Übergriffe.

Als Reaktion auf die Juni-Revolution errichten Jugendliche unmittelbar vor der Panzerkanone ein mächtiges Holzkreuz, das an die Opfer des DDR-Volksaufstandes erinnerte.[3] Die Gedenkstätte 17. Juni 1953 ist bis heute erhalten.

Zweiter Standort ab 1954[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schließlich entschlossen sich die Sowjets, den Panzer doch abzubauen.[4] 1954 begannen Sowjetische Pioniere, auf dem Gebiet der DDR ein neues Postament zu errichten. Bereits im Oktober 1954 war dort ein sowjetischer Panzer T-34 zu sehen und am 7. Oktober 1955 wurde das neue Denkmal eingeweiht. Auf einer Metalltafel waren unter der Losung „Ewiger Ruhm den im Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit unserer Heimat gefallenen Helden“ zehn Namen gefallener Soldaten der Roten Armee aufgeführt. Eine Verbindung zwischen Panzerdenkmal und den Namen der Gefallenen, zum Teil am sowjetischen Ehrenmal Berlin-Tiergarten bestattet, kann nicht hergestellt werden. Die SED pflegte den Mythos, der Panzer habe 1945 als erster die Reichshauptstadt erreicht.

Panzerdenkmal an der Grenzübergangsstelle Drewitz (Foto: 1987)

Dritter Standort ab 1969[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Neubau der DDR-Grenzübergangsstelle Drewitz wurde das Denkmal 1969 erneut umgesetzt. Der Entwurf des Sockels stammte vom Oberkommando der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte. Alfred Neumann, Erster Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates, gab den neuen ideologischen Deutungsrahmen für das Denkmal vor:

„1. Mit der Erinnerung an den heldenhaften Kampf der Sowjetarmee zur Befreiung des deutschen Volkes vom Faschismus soll das Denkmal die Stärke und den Sieg des Sozialismus dokumentieren, 2. Das neu zu errichtende Denkmal soll die unverbrüchliche Freundschaft zwischen dem deutschen Volk und den Völkern der Sowjet-Union zum Ausdruck bringen.“[5]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das umgestaltete Denkmal von Kleinmachnow ist in seiner Art deutschlandweit einzigartig. Es verweist auf ähnliche Aktionen Anfang der 1990er Jahre. Auf dem Kinsky-Platz in Prag stand seit 1945 der sowjetische Panzer Nummer 23 auf einem Denkmal. Der Prager Kunststudent David Černý malte mit Freunden am 28. April 1991 den Panzer rosa an. Das geschah einen Monat nach dem Abzug der Roten Armee aus der Tschechoslowakei.[6] Er steht jetzt als Rosa Panzer im Museum. Andere poststalinistische Denkmale wurden aus dem öffentlichen Raum entfernt oder in Skulpturenparks aufgestellt.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Boeger, Alexander Dowe: Panzerdenkmal Berlin-Dreilinden. Geschichte und Hintergründe, Berlin 2014 (ISBN 978-3-86331-167-4).
  • Thomas Drachenberg: Konversion statt Konservieren? Der Versuch einer Klärung, ob die aktuelle Denkmalpflege ein schlechtes Gewissen haben muss, in: Konversionen. Denkmal – Werte – Wandel, Jahrestagung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland, Hamburg 2012, Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Hamburg, Nr. 28, 2014 (ISBN 978-3-922857-64-8), S. 268–274.
  • Dauerausstellung „Siegeszeichen – Symbol des Kalten Krieges – Erinnerungsort“ am Panzerdenkmal, Kleinmachnow 2014.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Panzerdenkmal Kleinmachnow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Denkmaleinweihung in Zehlendorf“, in: Neue Zeit, Tageszeitung der Christlich Demokratischen Union, Jg. 1, Nr. 77, 19. Oktober 1945. - „Russisches Denkmal eingeweiht“, in: Der Tagesspiegel, 17. Oktober 1945.
  2. „Panzerdenkmal soll nach Ostberlin“, in: Der Tagesspiegel, Nr. 1761, 28. Juni 1951.
  3. Kommando der Schutzpolizei, Ereignismeldungen (25. Juni 1953), Berlin 26. Juni 1953, S. 2 (Polizeihistorische Sammlung des Polizeipräsidenten Berlin).
  4. „Sowjet-Panzer wird abgebaut“, in: Berliner Morgenpost, 3. Mai 1955.
  5. Minister für Verkehrswesen (DDR): Ministerratsvorlage über die Verlegung und Neubau des sowjetischen Panzerdenkmals Klein-Machnow, 28. Februar 1969 (Bundesarchiv, VA -07, Aktenbestand 8446, Bd. 3, S. 126–130). – „Ehrung für Panzersoldaten“ in: Neues Deutschland, 6. Oktober 1969.
  6. Solveig Grothe: Ein Bild und seine Geschichte: Der rosarote Panzer. In: Der Spiegel. 28. April 2021, abgerufen am 27. Mai 2021.