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Papstwappen

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Papstwappen von Leo XIV.[1] (seit 2025)
Papstwappen von Franziskus (2013–2025)
Papstwappen von Benedikt XVI. (2005–2013)
Papstwappen von Johannes Paul II. (1978–2005)

Ein Papstwappen ist das persönliche Wappen eines Papstes, das auch dessen Pontifikat symbolisiert. Das Staatswappen der Vatikanstadt und das Wappen des Heiligen Stuhls sind davon zu unterscheiden.

Der erste Papst, der ein Wappen führt, war Calixtus II. (1119–1124) – es bestand aber lediglich aus einem schlichten Schild. Innozenz III. (1198–1216) fügte seinem Papstwappen erstmals die heute noch gebräuchlichen Prachtstücke hinzu, nämlich die Tiara und die hinter dem Schild gekreuzten Schlüssel Petri als Insignien päpstlicher Macht. Im Laufe der Jahrhunderte unterlag das Papstwappen kaum einer größeren strukturellen Veränderung.

Teilweise wurde auch Päpsten vor dem 12. Jahrhundert ein Wappen zugeschrieben - vom Kirchenhistoriker Alfonso Chacón gar bis zurück zu Petrus. Es handelt sich dabei aber um sogenannte "Fabelwappen" ohne historische Grundlage, wie sie nachträglich auch weltlichen Herrschern, Helden und Persönlichkeiten aus vorheraldischer Zeit untergeschoben wurden[2].

Der Wappenschild weist bei den weitaus meisten Papstwappen die unten spitz zulaufende französische Form auf. Pius XII., Johannes XXIII., Paul VI. und Johannes Paul I. griffen dagegen den traditionell hauptsächlich in Italien verbreiteten Rossstirnschild auf, der den Kopfputz von Pferden nachahmt. Franziskus verwendete erstmals die unten perfekt gerundete iberische Form, die bereits in den Wappen seiner beiden Vorgänger leicht anklingt. Leo XIV. kehrt zum traditionellen französischen Schild zurück.

Die Symbole im Schild legt der Papst zu Beginn des Pontifikats fest. Häufig greifen sie solche aus dem zuvor geführten Bischofs- bzw. Kardinalswappen des Pontifex auf, mitunter werden aber auch neue Elemente hinzugefügt. Verbreitet sind insofern Bezugnahmen auf:

Traditioneller Hut des Papstwappens ist die Tiara. Ursprünglich wies sie nur einen Reif auf, seit Bonifatius VIII. (1294–1303) sind es zwei und seit Johannes XXII. (1316–1334) drei. Benedikt XVI. (2005–2013) ersetzte erstmals die Tiara durch eine Mitra. Allerdings hat er nie auf die traditionelle Darstellung mit der Tiara verzichtet. Das solchermaßen bekrönte Wappen wurde erstmals im Oktober 2010 beim sonntäglichen Angelusgebet gesehen.[6] Auch die Standarte der Schweizergarde zeigte stets Benedikts Wappen mit der Tiara.[7] Seit Johannes Paul II. verschwinden die Infuln der Tiara bzw. Mitra nicht mehr weitgehend hinter dem Wappenschild, sondern ragen seitlich augenfällig hervor.

Anders als beim Staatswappen der Vatikanstadt, zeigt der goldene Schlüssel (heraldisch) nach rechts. Wie im Wappen der Vatikanstadt, jedoch anders als in dem des Heiligen Stuhls, sind die quastenbesetzten Enden der roten Kordel (scheinbar) um den (verdeckten) Kreuzungspunkt der Schlüssel geschlungen und in weiterer Folge durch die Reiden geführt, von wo aus sie lose herunterhängen.

Benedikt XVI. fügte dem Wappen erstmals ein Pallium hinzu.[8], das gewöhnlich Metropoliten verliehen wird um deren Teilhabe an der päpstlichen Hirtengewalt zu verdeutlichen. Da der Papst kraft seines Amtes immer auch Metropolit der Kirchenprovinz Rom ist, ergibt dies Sinn. Trotzdem verzichteten Benedikts Nachfolger Franziskus (2013–2025) und Leo XIV. (amtierend) wieder auf das Pallium.[9]

Die Päpste Franziskus (2013–2025) und Leo XIV. (amtierend) brachten erstmals in der Geschichte unter ihren Papstwappen eine Banderole mit ihrem Wahlspruch an, so z. B. bei Franziskus Miserando atque eligendo (lat. für indem er [Christus] sich erbarmte und auswählte[10]).

Auch Papstwappen unterliegen den Regeln der Heraldik, die im Interesse der Klarheit und Erkennbarkeit nur eine eng begrenzte Farbpalette zulassen, nämlich Rot, Blau, Schwarz sowie die Metalle Gold (gelb) und Silber (weiß). Bei großzügiger Auslegung wird überdies noch Grün anerkannt, andere "Naturfarben" werden heraldisch indes nur bei Vorliegen zwingender Gründe geduldet[11]..

Während sich die bisherigen Papstwappen im Allgemeinen an diese Vorgaben hielten, erscheint das von Leo XIV. insofern problematisch, als das rechte untere Feld ein braunes Buch auf beigem Grund zeigt - im Kardinalswappen war zumindest die Grundfarbe noch silber. Experten erwarten hierzu eine Erläuterung oder Korrektur[12].

Präfekten des Päpstlichen Hauses

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Erzbischofswappen Gänswein im Pontifikat Franziskus’

Präfekten des Päpstlichen Hauses können das Papstwappen als Teil ihres eigenen Wappens führen. So zeigte das Erzbischofswappen Georg Gänsweins bis 2013 das Wappen von Papst Benedikt XVI., danach bis 2023 das Wappen von Papst Franziskus.

  • Ursula Nilgen, Schlüssel II. Ikonographie, Symbolik, in Lexikon des Mittelalters VII, Sp. 1493
  • Václav Vok Filip, Einführung in die Heraldik, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2000, S. 84 (Historische Grundwissenschaften in Einzeldarstellungen 3) ISBN 3-515-07559-3
Commons: Papstwappen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Papstwappen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Das Wappen des neuen Papstes - Vatican News. 10. Mai 2025, abgerufen am 16. Mai 2025.
  2. Bruno Bernhard Heim: Wappenbrauch und Wappenrecht in der Kirche. Walter, Olten 1947. S. 128–132
  3. Einheit in Christus – Das neue Wappen von Papst Leo XIV. In: Vaticannews. Abgerufen am 15. Mai 2025.
  4. Manfred Dreger: Ein Stern macht Schlagzeilen. In: Günzburger Zeitung, 25. Dezember 2013, abgerufen am 15. Januar 2025.
  5. Wappen von Papst Franziskus. Bistum Limburg, 19. März 2013, abgerufen am 15. Januar 2025.
  6. Katholisches-Magazin für Kirche und Kultur: Die Tiara ist zurückgekehrt – Die drei Gewalten des Papstes (13. Oktober 2010, abgerufen am 19. März 2013)
  7. Standarte Schweizergarde (Memento vom 8. April 2014 im Internet Archive) unter Benedikt XVI.
  8. https://w2.vatican.va/content/benedict-xvi/de/elezione/documents/stemma-benedict-xvi.html
  9. Erläuterung des Papstwappens Franziskus'. In: Radio Vatikan. Abgerufen am 18. März 2013.
  10. Übertragung nach Radio Vatikan; andere Übertragungen lauten sinngemäß: „Er erbarmte sich seiner und erwählte ihn“, oder: „Bemitleidenswert und doch auserwählt“ (vgl. Angelika Franz: Franziskus’ Motto ist harte Nuss für Lateinschüler. In: Der Spiegel, 24. März 2013; Tilmann Kleinjung: Ein Papst, der in keine Schublade passt. In: tagesschau.de, 14. März 2013; Christian Bauer: Aus Barmherzigkeit erwählt? Eine biographische Spurensuche bei Papst Franziskus. In: Feinschwarz.net, 7. Dezember 2015; alle abgerufen am 16. Januar 2025).
  11. Farben in der Heraldik. In: Pro Heraldica. Abgerufen am 16. Mai 2025.
  12. Heraldische Kontinuität. In: Domradio.de. Abgerufen am 16. Mai 2025.