Piaseczno (Czaplinek)

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Piaseczno (deutsch Blumenwerder, früher Blumwerder) ist ein Dorf in der Stadt-und-Land-Gemeinde Czaplinek (Tempelburg) im Powiat Drawski (Dramburger Kreis) in der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, in der Hügel- und Seenlandschaft der Pommerschen Schweiz, am Nordufer des Petznick-Sees, eines kleineren Sees westlich des Dratzig-Sees (poln. Jezioro Drawsko), etwa 65 Kilometer südlich von Köslin (Koszalin), 35 Kilometer südwestlich von Neustettin (Szczecinek), acht Kilometer nordwestlich von Tempelburg (Czaplinek) und drei Kilometer nördlich von Heinrichsdorf (Siemczyno).

Dorfpartie

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ältere Ortsbezeichnungen sind Pumward (1361), Plunharter (1510), Plumidal und Blumwerder.[1] 1894 wurde eine etymologisch kommentierte Liste der in dem Gutsbezirk vorkommenden Flurnamen veröffentlicht.[2] Am Hausbackenberg, unweit des auf einer Anhöhe gelegenen Gutshofs, sind Urnengräber aus der Vorzeit gefunden worden.[3]

Blumenwerder bildete früher zusammen mit Warlang, Reppow und Heinrichsdorf eine westpreußische Enklave im Netzedistrikt und kam erst 1816[4] zu Pommern. Im Mittelalter (1321) hatte das herzoglich pommerschen Land Belgard bis zu dem westlich von Reppow in die Drage mündenden Grenzfließ gereicht, früher auch Herzogenfließ genannt, wo die Neumark begann, so dass das Land nördlich der Drage, also Reppow und Warlang, zu Pommern gehörte.[5] Die Lehen Blumenwerder und Keßburg sowie weitere Ortschaften erhielten 1361 Ludwig von der Goltz, Hauptmann des Deutschen Ordens, und dessen Bruder Georg vom Johanniterorden geschenkt.[6] Blumenwerder gehörte danach über vierhundert Jahre lang zum Komplex der sogenannten Goltzschen Güter.[7] Das Landgut war Sitz eines Patrimonialgerichts.[8]

Im Jahr 1786 kaufte der Geheime Finanzrat Schütze im Auftrag des Königs dem Major Leopold Heinrich von der Goltz die Güter Reppow und Blumenwerder für 30.000 Taler ab, um den Tempelburger See bequemer ablassen zu können.[9]

Am 1. Januar 1862 war Theodor Karbe als Besitzer des Ritterguts Blumenwerder eingetragen.[10] Durch Ankauf vom Fiskus hatte Karbe um 1860 die Flächengröße des Gutsbezirks um 129 Morgen und 166 Quadratruten Land erweitern können, das durch Absenkung des Dratzig-Sees entstanden war.[11] Im Jahr 1865 erhob der preußische Fiskus im Gut Blumenwerder eine Grundsteuer in Höhe von 163 Reichstalern, 20 Silbergroschen und 10 Pfennigen.[12] Um 1880 saß Theodor Karbe weiterhin auf dem 698 Hektar großen Rittergut Blumenwerder mit Dampfbrennerei.[13] Um 1896 gehörte das Gut Blumenwerder mit Branntweinbrennerei einem Dr. Karbe.[14]

Am 14. September 1900 wurde das Gut Blumenwerder in eine Landgemeinde gleichen Namens umgewandelt.[15]

Die Gemarkung der Landgemeinde Blumenwerder hatte Anfang der 1930er Jahre eine Flächengröße von 6,9 km², und auf ihr standen insgesamt 53 bewohnte Wohnhäuser an einem einzigen Wohnort.[16] Um 1933 gab es in Blumenwerder einen Gasthof, eine Bäckerei und eine Schmiede.[17]

Bis 1945 bildete Blumenwerder eine Landgemeinde im Landkreis Neustettin in der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Blumenwerder war 1874 dem Amtsbezirk Heinrichsdorf zugeordnet worden,[18] dem es bis 1945 angehörte.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Blumenwerder zusammen mit Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Von der polnischen Behörde wurde das Dorf nun unter der Ortsbezeichnung „Piaseczno“ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben. Im Ort siedelten sich zugewanderte Polen an.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783 adeliges Dorf mit einer evangelischen Kirche, zu Reppow gehörig, zwölf Feuerstellen (Haushaltungen), im Netzedistrikt, Westpreußen[19]
1818 134 Dorf, adelige Besitzung[20]
1825 261 Dorf mit den Vorwerken Neu-Herzberg und Strümmelkamp sowie dem Raddatzenkrug[21]
1852 427 [22]
1864 162 am 3. Dezember, Gutsbezirk[23]
1867 172 am 3. Dezember, Gutsbezirk[24]
1871 150 am 1. Dezember, Gutsbezirk, sämtlich Evangelische[24]
1885 129 am 1. Dezember, Gutsbezirk, sämtlich Evangelische[25]
1910 293 Dorf, am 1. Dezember[26]
1925 306 darunter 304 Evangelische und eine katholische Person;[16] nach anderen Angaben 312 Einwohner[27]
1933 283 [27]
1939 256 [27]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Piaseczno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gustav Brümmer-Milkow: Ueber die alten Ortsnamen der Gegend bei Deutsch Krone und Tempelburg. In: Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins, Heft XVI, Danzig 1886, S. 107–118, insbesondere S. 114 (Google Books).
  2. Ulrich Karbe: Pommersche Flurnamen. – 3. Blumenwerder. In: Blätter für Pommersche Volkskunde, III. Jahrgang, Nr. 3, Stettin, 1. Dezember 1894, S. 44–47 (Google Books),
  3. Hugo Schuhmann: Urnenfriedhöfe in Pommern. In: Baltische Studien, 39. Jahrgang, Stettin 1889, S. 81–255, insbesondere S. 103–104 (Google Books).
  4. Leman: Entwurf des bestehenden Westpreußischen Provinzial-Rechts, Berlin 1837, S. VI (Google Books).
  5. Arthur Zechlin: Der Neustettiner Kreis, in: Baltische Studien, Jahrgang 36, Stettin 1886, S. 1–54, insbesondere S. 40 (Google Books).
  6. Friedrich von der Goltz: Nachrichten über die Familie der Grafen und Freiherrn von der Goltz. R. Schultz & Comp., Straßburg 1885, S. 39–49 (Google Books).
  7. Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Deutsch-Croner Kreises. Thorn 1867, S. 242–247 (Google Books)
  8. Johann Friedrich Kratzsch: Darstellung der Gerichtsverfassung in dem Preußischen Staate. Erster Theil, enthaltend das Addreßbuch der sämmtlichen Gerichts-Behörden in dem Preußischen Staate, Zeitz 1833, S. 20 (Google Books).
  9. Friedrich von der Goltz, 1885, ebenda, S. 196 (Google Books).
  10. Robert Klempin und Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX Jahrhundert, Berlin 1863, S. 617 (Google Books).
  11. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, Nr. 14, vom 4. April 1860, S. 115 (Google Books).
  12. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, No. 41, vom 11. October 1865, S. 362, Ziffer 29 (Google Books).
  13. P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band II: Provinz Pommern. Zweite Auflage, Berlin 1884, S. 52–53 (Google Books).
  14. C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. Band 12: Pommern, Nürnberg 1896, S. 334 (Google Books).
  15. Amtsbezirk Heinrichsdorf (Territorial.de)
  16. a b Die Gemeinde Blumenwerder im ehemaligen Kreis Neustettin in Pommern (Gunthard Stübs und die Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  17. Klockhaus' Kaufmännisches Handels- u. Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 995 (Google Books).
  18. Extra-Beilage zum Königlichen Amtsblatt der Regierung zu Cöslin, vom 10. Februar 1874, S. 7 (Google Books).
  19. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Anhang (mit neu beginnender Seitenzählung): Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, Marienwerder 1789, S. 24 (Google Books).
  20. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 1: A–F, Halle 1821, S. 131, Ziffer 3152134 (Google Books).
  21. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 304, Ziffer 4 (Google Books).
  22. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.), Berlin 1856, S. 53 (Google Books).
  23. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (6. Kreis Neustettin). Berlin 1866, S. 2–9, Ziffer 29 (Google Books).
  24. a b Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 100–101, Ziffer 143 (Google Books).
  25. Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Aufgrund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer Quellen. Band IV: Provinz Pommern, Berlin 1888, S. 112–113, Ziffer 142 (Google Books).
  26. Landkreis Neustettin - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  27. a b c Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Neustettin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

Koordinaten: 53° 35′ N, 16° 8′ O