Podgórki (Świerzawa)

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Podgórki
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Podgórki (Polen)
Podgórki (Polen)
Podgórki
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Złotoryjski
Gmina: Świerzawa
Geographische Lage: 50° 57′ N, 15° 51′ OKoordinaten: 50° 57′ 24″ N, 15° 51′ 12″ O
Höhe: 400–520[1] m n.p.m.
Einwohner: 458 (31. Dezember 2011[2])
Telefonvorwahl: (+48) 75
Kfz-Kennzeichen: DZL



Podgórki (deutsch Tiefhartmannsdorf, früher auch Hartmannsdorf) ist eine Ortschaft der Gemeinde Świerzawa im Powiat Złotoryjski der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt im Bober-Katzbach-Gebirge am Rand zum Hirschberger Tal in den westlichen Sudeten, etwa elf Kilometer nordöstlich von Jelenia Góra (Hirschberg) und acht Kilometer südsüdwestlich von Świerzawa (Schönau an der Katzbach). Das Dorf liegt in einem Tal, das von einem Bach durchflossen wird.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsansicht 2010
Sanierte Kirchenruine heute

Im 14. Jahrhundert gehörte die Ortschaft zum Besitz der reichsgräflichen Familie Schaffgotsch; 1595 wurde Tief Hartmannsdorf den Brüdern Georg und Heinz von Elbel verkauft,[3] die es an Johann von Zedlitz und Balzer Reder verpfändeten. Letzterer veräußerte seinen Anteil am 25. August 1597 an Bernhard von Zedlitz. Tiefhartmannsdorf war damit einer der ältesten Besitze des in Schlesien seit dem 13. Jahrhundert angesessenen Familienzweigs der Herren von Zedlitz. Zu Tiefhartmannsdorf gehörten auch ein Marmorbruch sowie Kalköfen und mehrere Wassermühlen. Am Anfang des Jahres 1874 wurde als Besitzer des Ritterguts Tiefhartmannsdorf der königliche Schlosshauptmann zu Liegnitz, Hugo Freiherr von Zedlitz und Neukirch (1816–1893) angegeben.[4][5]

Besitzer des Ritterguts Tiefhartmannsdorf war am Ende des 19. Jahrhunderts der Kunstmaler und Hochschullehrer Ferdinand Graf von Harrach, der es 1874 nach einer Erbschaft gekauft hatte.[6] Am 1. April 1927 betrug die Flächengröße des Ritterguts 467 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 87 Einwohner.[7]

Im Jahr 1945 gehörte Tiefhartmannsdorf zum Kreis Schönau des Regierungsbezirks Liegnitz in der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reichs. Das Dorf war Sitz des 1874 gegründeten preußischen Amtsbezirks Tief-Hartmannsdorf, gebildet aus den Landgemeinden Ratschin und Tief Hartmannsdorf sowie dem Gutsbezirk Tief Hartmannsdorf.[4]

Nach Besetzung gegen Ende des Zweiten Weltkriegs durch die Rote Armee im Frühjahr 1945 wurde die Region seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Tiefhartmannsdorf vertrieben.

Die alte Dorfkirche, die Anfang des 19. Jahrhunderts ausgebrannt war, sie ist heute als Ruine saniert, der Kirchturm wird als Aussichtsturm genutzt.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 1152 Dorf mit Mutter- und Tochterkirche, Filiale von Kühnhausen, adlige Besitzung[8]
1825 1231 darunter eine katholische Person; Dorf mit 229 Häusern, einem herrschaftlichen Schloss, drei Vorwerken, einer evangelischen Kirche (Bethaus), zwei evangelischen Schulen und einer katholischen Mutterkirche, im Besitz des Otto von Zedlitz befindlich[9]
1840 1350 darunter 27 Katholiken; Dorf mit 224 Häusern, einem Schloss, drei Vorwerken, einer evangelischen Pfarrkirche, gestiftet 1743, und einer evangelischen Haupt- und Nebenschule, im Besitz des Landschaftsdirektors Otto von Zedlitz befindlich[10][11]
1852 1333 [12]
1855 1300 [13]
1867 1096 am 3. Dezember; davon 1038 in der Landgemeinde und 58 im Gutsbezirk[14]
1871 1049 am 1. Dezember; davon 990 in der Landgemeinde (941 Evangelische, 49 Katholiken) und 59 im Gutsbezirk (Evangelische, Katholiken)[14]
1905 947 am 1. Dezember; davon 877 in der Landgemeinde, darunter 830 Evangelische (sämtlich mit deutscher Muttersprache) und 47 Katholiken (30 mit deutscher Muttersprache, sieben mit polnischer Muttersprache, zehn Katholiken sprechen eine andere Sprache), sowie 70 im Gutsbezirk, darunter 55 Evangelische (sämtlich mit deutscher Muttersprache) und 15 Katholiken (acht mit deutscher Muttersprache und sieben mit polnischer Muttersprache)[15]
1910 979 am 1. Dezember, davon 898 in der Landgemeinde und 81 im Gutsbezirk[16]
1933 1115 [17]
1939 1083 [17]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt an der Woiwodschaftsstraße 365 von Jelenia Góra (Hirschberg) nach Jawor (Jauer).

Schloss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Podgórki heute
Das Schloss in Tiefhartmannsdorf nach Duncker

Das erste Schloss in Tiefhartmannsdorf wurde 1728 von Carl Gottlieb von Zedlitz erbaut.

Die Herren von Zedlitz und Neukirch waren noch bis zum Jahre 1874 Besitzer von Tiefhartmannsdorf. Erst der königliche Zeremonienmeister Freiherr Hugo Konrad von Zedlitz und Neukirch (er war der Letzte seines Geschlechts), der das alte Familiengut 1849 übernommen hatte, veräußerte es nach 25 Jahren an den Grafen Ferdinand von Harrach. Dieser ließ das in dem Dorf gelegene Schloss durch den Berliner Architekten Martin Gropius grundlegend umbauen.[18]

Nach Harrachs Tod war dessen Schwiegersohn Christoph Johann Friedrich Graf Vitzthum von Eckstädt (1863–1944), 1909 bis 1918 sächsischer Innen- und Außenminister, Besitzer des Schlosses. Nach dem Tod seines Sohnes ging das Schloss auf Ursula Gräfin Vitzthum von Eckstädt über, die bis zur Vertreibung in den 1940er Jahren in der Region wohnte.

In den 1960er Jahren brannte das Schloss teilweise aus. Es wurde später privatisiert.

In Tiefhartmannsdorf geboren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Tiefhartmannsdorf, Dorf und Rittergut, Kreis Schönau, Regierungsbezirk Liegnitz, Provinz Schlesien. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von TiefhartmannsdorT (meyersgaz.org).
  • Siegismund Justus Ehrhardt: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Teil III, Erster Hauptabschnitt, Pappäsche, Liegnitz 1783, S. 336–349 (Google Books).
  • Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß sämmtlicher Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke, sowie solcher größeren Güter, welche innerhalb des Gemeindeverbandes mit einem Reinertrag von etwa 1500 Mark und mehr zur Grundsteuer veranlagt sind. Fünfte Ausgabe. Verlag Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1894, Seite 336, Ziffer 2991 (Google Books).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Podgórki – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Website der Gemeinde Świerzawa, Sołectwa (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swierzawa.pl, abgerufen am 7. August 2013
  2. Website der Gemeinde Świerzawa, Świerzawa w liczbach, abgerufen am 7. August 2013
  3. Siegismund Justus Ehrhardt: Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, Teil III, Erster Hauptabschnitt, Pappäsche, Liegnitz 1783, S. 336–349 (Google Books).
  4. a b Außerordentliche Beilage zu Nr. 5 des Amtsblattes der Königlichen Regierung zu Liegnitz, ausgegeben am 31. Januar 1874, S. 10 (Google Books).
  5. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. Fünfzigster Jahrgang, Perthes, Gotha 1900, S. 878 (Google Books).
  6. Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß sämmtlicher Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke, sowie solcher größeren Güter, welche innerhalb des Gemeindeverbandes mit einem Reinertrag von etwa 1500 Mark und mehr zur Grundsteuer veranlagt sind. Fünfte Ausgabe. Verlag Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1894, Seite 336, Ziffer 2991 (Google Books).
  7. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 420 (Google Books).
  8. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 23, Ziffer 822 (Google Books).
  9. Johann Georg Knie: Alphabethisch-Statistisch-Topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, mit Einschluß des jetzt ganz zur Provinz gehörenden Markgrafthums Ober-Lausitz und der Grafschaft Glatz; nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung. Breslau 1830, S. 783 (Google Books).
  10. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage, Breslau 1845, S. 685 (Google Books).
  11. Messow: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Barusch, Magdeburg 1854, S. 357 (Google Books).
  12. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.), Berlin 1856, S. 626 (Google Books).
  13. Tiefhartmannsdorf (Hartendorf), Lexikoneintrag in: Pierer's Universal-Lexikon, Band 17, Altenburg 1863, S. 591 (Zeno.org).
  14. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 238–239, Ziffer 11 (Google Books), und S. 240–241, Ziffer 47 (Google Books).
  15. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen. Heft VI: Provinz Schlesien, Berlin 1908, S. 326–327, Ziffer 35 (Google Books), und S. 326–327, Ziffer 69 (Google Books).
  16. Kreis Schönau (Schlesien) - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2022)
  17. a b Michael Rademacher: Goldberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  18. J. E. Jacobsthal: Martin Gropius (Schluss). In: Deutsche Bauzeitung, No. 57, Berlin, 16. Juli 1881, S. 323–325 (Google Books).