Porzellanmanufaktur Augarten

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Neue Wiener Porzellanmanufaktur Augarten GmbH

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Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1923
Sitz Wien
Mitarbeiterzahl 60 (2016), 30 in der Produktion (15 Maler und 15 in der Weißproduktion)[1]
Branche Keramik
Website www.augarten.com
Wiener Porzellanmanufaktur Augarten
In der Manufaktur
Filiale am Stock-im-Eisen-Platz in Wien 1

Die Porzellanmanufaktur Augarten ist eine Wiener Porzellanmanufaktur; gegründet wurde sie in ihrer heutigen Form 1923.

Benannt ist sie nach dem Augarten, jenem Park, in dem ihre Manufakturgebäude (Schloss Augarten und ein in der Zweiten Republik errichteter Erweiterungsbau) Nachbarn des Palais Augarten der Wiener Sängerknaben sind.

Von der kunsthistorischen Bedeutung her ist Augarten Porzellan mit Meißen und der Porzellanmanufaktur Nymphenburg vergleichbar. Die Stücke werden in der Manufaktur im 2. Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt händisch hergestellt. Die Produkte von Augarten sind das teuerste österreichische Porzellan und werden auch für Staatszwecke wie in der Hofburg, dem Bundeskanzleramt und österreichischen Botschaften, sowie als Staatsgeschenke verwendet. Die Produktpalette umfasst Vasen, Speise-, Tee- und Kaffeeservices, Figuren, Lampen und Geschenke. Die Entwürfe entstammen verschiedenen Epochen und umfassen unterschiedliche Motive. Neben Chinoiserien, Blumen-Buketts, Jagd- und Naturmotiven stehen Klassizismus, Biedermeier, Art déco und Moderne zur Auswahl.

Nach dem Ende der Donaumonarchie und der Stabilisierung der Nachkriegswirtschaft wurde am 2. Mai 1923 im Schloss Augarten die „Wiener Porzellanmanufaktur Augarten“ (Porzellanfabrik Augarten A.-G.) im Beisein von Bundespräsident Michael Hainisch eröffnet.[2] Das Unternehmen bezieht sich auf die Tradition der ehemaligen, 1864 geschlossenen Wiener Porzellanmanufaktur und verwendet teilweise deren Designs.

Das Art déco war in dieser Zeit sehr beliebt und die Produkte wurden von Künstlern wie Albin Döbrich[3], Franz von Zülow, Josef Hoffmann, Michael Powolny und Ida Schwetz-Lehmann entworfen. Die Manufaktur produziert nach wie vor Altbewährtes aus allen Zeitrichtungen. Künstler wie Friedrich Ludwig Berzeviczy-Pallavicini, Thomas Feichtner, Walter Bosse, Yu Feng, Joseph Nigg, Gottfried Palatin, Ena Rottenberg, Claudia Stuhlhofer Mayr und Robert Ullmann sorgen für immer neue Entwürfe.

2003 wurde die Manufaktur wegen Konkurs geschlossen und das gesamte Personal gekündigt. Im September 2003 kaufte[4] eine Investorengruppe um den Unternehmer und Sanierer Erhard Grossnigg (VMS Value Management Services GmbH) die Konkursmasse und gründete ein neues Unternehmen namens Neue Porzellanmanufaktur Augarten. Die Porzellanmanufaktur Augarten sei das einzige Investment (neben dem Linzer Fußballclub Lask), das Grossnigg „aus reiner Leidenschaft und ohne Profitinteresse“[5] betreibe.[6]

In einem Seitenflügel befindet sich seit dem Jahr 2011 das Porzellanmuseum im Augarten.[7]

Im Jahr 2014 gab die Manufaktur in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Post die erste Porzellan-Briefmarke der Welt heraus.

Auf jedem Produkt von Augarten wird der blaue Bindenschild aufgestempelt. Außerdem wird jedem Porzellanobjekt eine Maler-, Dekor- und Formnummer aufgetragen.[8]

Augarten unterhält Filialen in Wien, Linz und Salzburg. Das Schloss selbst steht zur Besichtigung offen. Besucher können dort bei täglichen Führungen einen Einblick in die Produktionsweise von Augarten Porzellan gewinnen. Im neu gestalteten Porzellanmuseum können Besucher anhand repräsentativer Exponate die Geschichte des Wiener Porzellans erleben. Die Produkte sind nicht nur in Österreich begehrt, auch bei Japanern finden sie großen Absatz. Im Flagshipstore in der Spiegelgasse 3 gibt es extra eine japanische Kundenbetreuerin. Im Kaiserpalast von Tokio wurde Augarten-Porzellan ebenfalls gesichtet.[9]

  • Reinhard Engel, Marta S. Halpert: Luxus aus Wien. = Luxury from Vienna. Band 2: Von der Designerlampe bis zum Konzertflügel – Traditionelles und Modernes aus Meisterhand. Czernin, Wien 2002, ISBN 3-7076-0142-0.
  • Waltraud Neuwirth: Markenlexikon für Kunstgewerbe. Band 4: Österreich. Wiener Porzellan. Malernummern, Bossiererbuchstaben und -nummern, Weissdreher- und Kapseldrehernummern. 1744–1864. Neuwirth, Wien 1978, ISBN 3-900282-11-0.
  • Waltraud Neuwirth: Porzellan aus Wien. Von du Paquier zur Manufaktur im Augarten. Jugend u. Volk, Wien u. a. 1974, ISBN 3-8113-6084-1.
  • Waltraud Neuwirth: Wiener Porzellan. Original, Kopie, Verfälschung, Fälschung. Neuwirth, Wien 1979, ISBN 3-900282-08-0.
  • Waltraud Neuwirth, Alfred Kölbel, Maria Auböck: Die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten. Jugend u. Volk, Wien 1992, ISBN 3-85058-067-9.
  • Wilfried Seipel (Hrsg.): Weißes Gold aus Europa. Die Geschichte des Porzellans am Beispiel der großen europäischen Manufakturen. Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien. Wien, Palais Harrach, 24. November 1997 – 1. Februar 1998. Skira, Mailand 1997, ISBN 3-900325-79-0.
  • Wilhelm Siemens (Hrsg.): Impulse. Europäische Porzellanmanufakturen als Wegbereiter internationaler Lebenskultur (= Schriften und Kataloge des Deutschen Porzellanmuseums. 44). Zweckverband Dt. Porzellanmuseum, Hohenberg/Eger 1995, ISBN 3-927793-43-4.
Commons: Wiener Porzellanmanufaktur Augarten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Wiener Porzellanmanufaktur Augarten
  • Eintrag zu Wiener Porzellanmanufaktur Augarten Ges. m. b. H. im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
  • Eintrag zu Augartenporzellan im Austria-Forum (im Heimatlexikon)
  • Augarten Japan. Archiviert vom Original am 5. März 2008; abgerufen am 22. November 2009.

Einzelnachweise

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  1. Augarten Porzellan Homestory. In: The Guesthouse Vienna, 22. Dezember 2016, Interview mit Kurt Darmohray (Weißproduktion).
  2. Eröffnung der Porzellanfabrik im Augarten. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt, Nr. 21424, 3. Mai 1924, S. 8, Mitte unten. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  3. Albin Döbrich. Biography. In: Olympedia. International Olympic Committee, abgerufen am 2. Juli 2023 (englisch).
  4. Augarten: Leben nach Konkurs - Archiv | Wiener Zeitung. Abgerufen am 2. Februar 2024.
  5. Daniel Nutz: Erhard Grossnigg: Der Sanierer. In: Die Zeit, 31. Oktober 2016, Nr. 45.
  6. Erhard Grossnigg: „Ich wollte zuerst nicht, aber als ich sah, wie dort gearbeitet wird, war ich überzeugt, dieses Unternehmen muss erhalten werden“. In: Augarten-Porzellan als „Hobby“. In: wien.orf.at, 2. Januar 2013.
  7. Augarten Museum. Abgerufen am 2. Februar 2024.
  8. Signierung. (Memento vom 14. Januar 2013 im Webarchiv archive.today). In: augarten.at; vgl.: Signierung. In: augarten.com, aufgerufen am 18. März 2018.
  9. Frau im Spiegel, 1. März 2007, Nr. 10.
  10. Lautsprecher-Boxen. In: augarten.at, aufgerufen am 18. März 2018.

Koordinaten: 48° 13′ 25,3″ N, 16° 22′ 42,5″ O