Propstei Rheinhessen und Nassauer Land

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Propstei Rheinhessen und Nassauer Land ist eine der fünf Propsteien (Regionalgliederungen) der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Die Propstei koordiniert und unterstützt die Arbeit der evangelischen Dekanate und Gemeinden in ihrem Zuständigkeitsbereich und wird durch einen Propst geleitet.[1]

Geografische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Propstei Rheinhessen und Nassauer Land umfasst das linksrheinisch gelegene Rheinhessen und einen Teil des rechtsrheinischen ehemaligen Herzogtums Nassau und damit weitestgehend die in Rheinland-Pfalz gelegenen Teile der EKHN. Die beiden Gebiete bilden keine zusammenhängende Fläche.

Aufgaben und Struktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die EKHN ist in fünf Propsteien eingeteilt. Die Pröpste sind Mitglieder der Kirchenleitung und nehmen in ihrer Region die bischöflichen Aufgaben wahr. Dazu zählen[2]:

  • Sorge für die öffentliche Verkündigung,
  • Ordination der Pfarrpersonen
  • Organisation der Stellenbesetzung
  • Amtseinführungen
  • Organisation theologischer Fortbildungen
  • Seelsorge für Pfarrpersonen
  • Dienstaufsicht über die Dekanate

Zur Propstei gehören fünf Dekanate:

Amtssitz der Propstei ist in Mainz. Pröpstin ist seit 2022 Henriette Crüwell.[3] Die Propstei umfasst rund 200 Gemeinden mit insgesamt 250.000 Mitgliedern.[4]

Historische Entwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der südliche Teil der Propstei ist weitgehend mit der ehemaligen Provinz Rheinhessen des Großherzogtums Hessen identisch. Dieses Gebiet gelangte mit dem Wiener Kongress 1816 an das Großherzogtum.

Alle lutherischen und reformierten Gemeinden in Rheinhessen wurden in die Evangelische Landeskirche in Hessen eingegliedert. Die große Mehrheit der Gemeindeglieder entschied sich in zwei Abstimmungen 1817/18 und 1819/20 für die Union der lutherischen und reformierten Gemeinden, die am 25. Dezember 1822 umgesetzt wurde.[5] Gleichzeitig wurde bei der Provinzialregierung in Mainz ein Kirchen- und Schulrat geschaffen und Mainz der Sitz der Superintendentur für Rheinhessen.

1874 erhielt die Landeskirche des Großherzogtums nach dem Vorbild der Rheinisch-Westfälischen Kirchenordnung von 1835 eine Verfassung mit presbyterial-synodalen Elementen, die nach Wegfall des Großherzogs als „summus episcopus“ 1918 durch eine neue Kirchenverfassung 1922 ersetzt wurde.[6]

Bei der Neugliederung der 1934 durch Fusion von drei Kirchen entstandenen Evangelischen Landeskirche Nassau-Hessen wurde die Superintendentur Rheinhessen als Propstei Rheinhessen zu einer von damals fünf Propsteien der Landeskirche.[7]

Das Dekanat Nassauer Land, das selbst erst zum 1. Januar 2016 durch Fusion der drei Dekanate Diez, Nassau und St. Goarshausen entstanden war[8] und bis September 2017 zur Propstei Süd-Nassau gehört hatte, wurde zum 1. Oktober 2017 im Zuge der Neuordnung der Propsteibereiche der EKHN der Propstei Rheinhessen angeschlossen.[9] Dieses Gebiet, der mittlere Teil des ehemaligen Herzogtums Nassau, das 1866 von Preußen annektiert worden war, ist nahezu deckungsgleich mit dem heutigen Rhein-Lahn-Kreis. Als Name der Propstei war zunächst „Rheinhessen und Rhein-Lahn“ vorgesehen; noch vor dem Inkrafttreten des Propsteibereichegesetzes wurde aber durch ein neues Gesetz der jetzige Name beschlossen.[10]

  • 1934–1945: Otto Colin (ab 1945 bis 1949 suspendiert)[11]
  • 1945–1956: Reinhard Becker (ab 1945 zunächst kommissarischer Superintendent, 1950 zum Propst gewählt)[12]
  • 1956––000: Karl Trabandt
  • 1973–1991: Helmut Kern
  • 1991–2000: Hermann Petersen
  • 2000–2022: Klaus-Volker Schütz
  • 2022––000: Henriette Crüwell

Das Dekanat Nassauer Land pflegt seit 1981 eine Partnerschaft mit dem Kirchendistrikt Mabira im Nordosten von Tansania. Die Dekanate der ehemaligen Propstei Rheinhessen sind seit 1986 mit der Evangelischen Kirche der Minahasa, Gereja Masehi Injili di Minahasa (GMIM), in Indonesien verbunden.[13]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Die Propstei Rheinhessen und Nassauer Land auf der Homepage der EKHN; abgerufen am 1. November 2024.
  2. Propsteibereiche in der EKHN auf der Homepage der EKHN; abgerufen am 1. November 2024.
  3. Die Evangelische Propstei Rheinhessen und Nassauer Land auf der Homepage der Propstei; abgerufen am 1. November 2024.
  4. Biografie von Pröpstin Henriette Crüwell auf de Homepage der EKHN vom 16. Mai 2024; abgerufen am 1. November 2024.
  5. Hermann Vogt: Die kleinen Unionen in Deutschland. In: John Webster Grant (Hrsg.): Die unierten Kirchen. Evangelisches Verlagswerk Stuttgart, Stuttgart 1973, ISBN 3-7715-0141-5, S. 141–144.
  6. Karl-Heinz Fix, Carsten Nicolaisen und Ruth Pabst (Bearb.): Handbuch der deutschen evangelischen Kirchen 1918 bis 1949: Organe – Ämter – Verbände – Personen, Bd. 2: Landes- und Provinzialkirchen = Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte, Reihe A, Quellen, Bd. 20. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010. ISBN 978-3-525-55794-5, S. 222.
  7. Heinrich Steitz: Geschichte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Vierter Teil. Marburg 1971, S. 561 f.
  8. Über uns auf der Website des Dekanat Nassauer Land, abgerufen am 2. November 2024.
  9. Hessen Nassau zieht Propsteigrenzen neu auf der Homepage des Stadtjugendpfarramts Gießen.
  10. Synode der EKHN, Drucksache Nr. 62/17.
  11. Karl-Heinrich Melzer: Der geistliche Vertrauensrat. Geistliche Leitung für die Deutsche Evangelische Kirche im Zweiten Weltkrieg? Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1991, ISBN 3-525-55717-5, S. 364
  12. Reinhard Becker auf der Website des Helmut-Hild-Hauses.
  13. Partnerkirchen auf der Homepage der Propstei Rheinhessen und Nassauer Land; abgerufen am 1. November 2024.