Quadermauerwerk

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Romanischer Kirchenbau in Sandsteinquadermauerwerk: St. Brigida (Legden)

Quadermauerwerk oder Quadersteinmauerwerk ist im Bauwesen ein Mauerwerk, das als Natursteinmauerwerk aus massiven Quadern aus Kalkstein, Tuff, Marmor, Sandstein oder anderem Material in horizontalem Mauerwerksverband mit oder ohne Einsatz von Mörtel errichtet wird. Die Quadersteine aus Naturstein sind dabei oft auf allen sechs Flächen präzise bearbeitet. Je nach Ausmaß der steinmetzmäßigen Steinbearbeitung ergeben sich unterschiedliche Kategorien: u. a. grobes oder feines Quaderwerk, Bossenwerk oder Rustika.

Das Quadermauerwerk wurde bereits in der griechischen und römischen Antike zu hoher Blüte entwickelt. Nach Vitruv bilden Quader gleicher Höhe in einem Mauerverband isodomes Mauerwerk (lat. opus isodomum); hat das Quadermauerwerk ungleich hohe Schichten, so ist es ein pseudoisodomes Mauerwerk (lat. opus pseudoisodomum).[1] Eine Besonderheit antiker Quaderbearbeitung ist die sparsamere Bearbeitung der Lagerflächen, bei denen vielfach nur ein vorderer schmalen Randstreifen bearbeitet wurde (siehe Anathyrosis).

Erst im Frühmittelalter beginnt die Verwendung von Quadermauerwerk wieder, zuerst im repräsentativen Sakralbau, z. B. an der Pfalzkapelle Karls d. Gr. in Aachen oder am Speyerer Dom. In romanischer Zeit erfährt diese Technik wieder eine hohe Perfektion. Im Historismus des 19. Jahrhunderts wurde sie weit verbreitet wieder aufgenommen und teilweise auch durch Quaderputz imitiert.

Abgrenzung von anderen Mauerwerken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wegen der vom Quader abweichenden Geometrie ist kein Quadermauerwerk:

  • Bruchsteinmauerwerk, hergestellt aus unregelmäßigen und mehr oder weniger unbearbeiteten Natursteinen.
  • Trapezoidales Mauerwerk mit waagrechten Lagerfugen und schräg verlaufenden Stoßfugen.
  • Polygonales oder Zyklopenmauerwerk, zugerichtet aus besonders großen unregelmäßigen Natursteinen.

Werden im Mauerwerk keine Natursteine, sondern gebrannte Mauerziegel verwendet, so ist es ein Backsteinmauerwerk.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 10. Januar 2024), S. 324 ff.
  • Lexikon der Kunst, Band IV: Kony–Mosa. E. A. Seemann Verlag, Leipzig 1992, ISBN 3-363-00047-2, S. 617 ff.
  • Angela Weyer, Pilar Roig Picazo, Daniel Pop, JoAnn Cassar, Aysun Özköse, Jean-Marc Vallet, Ivan Srša (Hrsg.): EwaGlos, European Illustrated Glossary Of Conservation Terms For Wall Paintings And Architectural Surfaces. English Definitions with translations into Bulgarian, Croatian, French, German, Hungarian, Italian, Polish, Romanian, Spanish and Turkish. (= Series of publications by the Hornemann Institute. Band 17). Michael Imhof, Petersberg 2015, ISBN 978-3-7319-0260-7, S. 26 (elearn.hawk-hhg.de).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vitruv. Zehn Bücher über Architektur. Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Curt Fensterbusch. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 4. Auflage 1987, ISBN 3-534-01121-X, S. 105/107.