Raguinit

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Raguinit
Gestreifte grau-metallische Raguinitkristalle auf Realgar aus der Typlokalität Allchar, Mazedonien
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1968-022[1]

IMA-Symbol

Rgu[2]

Chemische Formel TlFeS2
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/C.05
II/C.05-010

2.CB.60
02.09.09.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe C2/mVorlage:Raumgruppe/12
Gitterparameter a = 11,68 Å; b = 5,32 Å; c = 10,53 Å
β = 144,60°[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte Bitte ergänzen!
Dichte (g/cm3) gemessen: 6,4(2); berechnet: 6,29[4]
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Farbe bronzefarben
Strichfarbe Bitte ergänzen!
Transparenz opak
Glanz Metallglanz

Raguinit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung TlFeS2 und bildet pseudohexagonale bronzefarbene Platten, die aus eng mit Pyrit verwachsenen Fasern bestehen.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Mineral wurde erstmals 1969 von Yvette Laurent, Paul Picot, Roland Pierrot, Francois Permigneat und T. Iwanow in Allchar in Mazedonien gefunden. Sie benannten es nach dem französischen Mineralogieprofessor E. Raguin.[5]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Raguinit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te ≈ 1 : 1“, wo er zusammen mit Picotpaulit die unbenannte Gruppe II/C.05 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Raguinit ebenfalls in die Abteilung der „Metallsulfide mit dem Stoffmengenverhältnis M : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Zink (Zn), Eisen (Fe), Kupfer (Cu), Silber (Ag) usw.“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Raguinitgruppe“ mit der System-Nr. 2.CB.60 und dem weiteren Mitglied Picotpaulit bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 02.09.09 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Selenide und Telluride – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=1:1“ zu finden.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Raguinit bildet sich unter hydrothermalen Bedingungen Es ist vergesellschaftet mit Pyrit, Lorandit, Auripigment, Realgar und Vrbait.

Vom sehr seltenen Mineral sind nur wenige Fundorte bekannt. Neben der Typlokalität fand man Raguinit nur noch in Xingren in China und im Oquirrh-Gebirge im US-Bundesstaat Utah.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Raguinit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit den Gitterparametern a = 11,68 Å, b = 5,32 Å, c = 10,53 Å und β = 144,60° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Raguinite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 439 kB; abgerufen am 9. Mai 2018]).
  • D. Welz, P. Deppe, W. Schaefer, H. Sabrowsky, M. Rosenberg: Magnetism of iron-sulfur tetrahedral frameworks in compounds with thallium I. Chain structures. In: Journal of Physics and Chemistry of Solids. Band 50, Nr. 3, Dezember 1989, S. 297–308, doi:10.1016/0022-3697(89)90492-7.
  • Johan Zdenek, Paul Picot, Roland Pierrot: Nouvelles donnees sur la raguinite. In: Bull. Soc. Fr. Mineral. Cristallogr. Band 92, 1969, S. 237.
  • Michael Fleischer: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 54, 1969, S. 1737–1742 (minsocam.org [PDF; 439 kB; abgerufen am 9. Mai 2018]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Raguinite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b D. Welz, P. Deppe, W. Schaefer, H. Sabrowsky, M. Rosenberg: Magnetism of iron-sulfur tetrahedral frameworks in compounds with thallium I. Chain structures. In: Journal of Physics and Chemistry of Solids. Band 50, Nr. 3, Dezember 1989, S. 297–308, doi:10.1016/0022-3697(89)90492-7.
  4. Raguinite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 439 kB; abgerufen am 9. Mai 2018]).
  5. Yvette Laurent, Paul Picot, Roland Pierrot, Francois Permigneat und T. Iwanow: La raguinite, TlFeS2, une nouvelle espece minerale et le probleme d'allcharite. In: Bull. Soc. Franc. Mineral., Cristallogr. 1969, 92, S. 38–48 (Abstract in American Mineralogist; PDF; 323 kB).