Rolf Friedemann Pauls

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Pauls mit Gattin Lilo (links) im Weizmann-Institut bei der Verleihung des Ehrendoktors an Konrad Adenauer, 1966

Rolf Friedemann Pauls (* 26. August 1915 in Eckartsberga; † 4. Mai 2002 in Bonn) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht und Diplomat. Er war von 1965 bis 1968 der erste Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel.

Leben

Rolf Friedemann Pauls wurde 1915 in Eckartsberga als Sohn eines evangelischen Geistlichen geboren. Nachdem er 1934 am Domgymnasium in Naumburg das Abitur abgelegt hatte, wurde er Berufsoffizier bei der Infanterie der Wehrmacht. Aufgrund einer schweren Verwundung, die Pauls als Kompaniechef in Russland erlitt, verlor er 1941 den linken Arm. Pauls war 1942 dem Militärattaché in der Hauptstadt der Türkei Ankara zugeteilt und absolvierte anschließend eine Generalstabsausbildung. Am 1. Februar 1944 wurde er zum Major befördert, und im Dezember 1944 bekam er das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Entsprechend einem späteren Bericht des Generals Hans Speidel war Rolf Friedemann Pauls in die Pläne zum Attentat auf Hitler des 20. Juli 1944 eingeweiht und entging nur wegen des Schweigens anderer einer Verhaftung. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges begann Pauls 1946 ein Studium der Rechtswissenschaft, das er mit einer Promotion über Das Regierungssystem des Bonner Grundgesetzes im Jahr 1949 abschloss. Bevor Pauls als Diplomat im diplomatischen Dienst tätig zu werden begann, arbeitete er im Bundeskanzleramt, bei der Verbindungsstelle zur Alliierten Hohen Kommission sowie als persönlicher Referent von Staatssekretär Walter Hallstein und als Vizekonsul in Luxemburg. Pauls war zweimal verheiratet und hatte zwei Söhne.[1] Rolf Pauls und Lilo Serlo heirateten 1951.

Diplomatischer Dienst

Pauls (rechts) im Gespräch mit Meyer Weisgal beim Besuch Konrad Adenauers in Israel 1966

Von 1956 bis 1960 war er als Botschaftsrat in den Vereinigten Staaten und von 1960 bis 1963 Vertreter des Botschafters in Griechenland. Von 1963 bis 1965 war Pauls Leiter der Unterabteilung für Handel und Entwicklung in der Zentrale des Auswärtigen Amtes in Bonn.[2]

Seine wichtigste diplomatische Mission trat er 1965 an, als er der erste Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel wurde. Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel wurde 1965 (also nur etwa 20 Jahre nach der Shoah) von Teilen der israelischen Gesellschaft abgelehnt, und der Amtsantritt Pauls’ als Botschafter am 19. August 1965 wurde von heftigen Gegendemonstrationen begleitet, deren Wortführer der spätere Ministerpräsident Menachem Begin war.[3] Auch persönlich erschien Pauls zunächst sowohl in Deutschland als auch in Israel vielen für dieses Amt ungeeignet, einerseits wegen seiner Vergangenheit als hochdekorierter Wehrmachtsoffizier und andererseits wegen seiner diplomatischen Tätigkeit in der Türkei während der Zeit des Nationalsozialismus.

Als erste Handlung in Israel, noch vor seiner Akkreditierung durch Staatspräsident Salman Schasar, besuchte er die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.[4] Anlässlich seiner Amtseinführung zitierte die israelische Tageszeitung „Davar“ auf ihrer Titelseite aus seiner Antrittsrede (Rückübersetzung aus dem Hebräischen):[5]

„Ich komme mit dem einen Gedanken in meinem Geist: Deutsche und Juden leben im Angesicht der schrecklichen Vergangenheit, die nicht vergessen werden soll und darf, und die wir nicht vergessen werden. Doch denke ich, dass Juden und Deutsche in die Zukunft blicken sollten und es unserer Generation auferlegt ist, den Weg in eine helle Zukunft in Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit gemeinsam zu ebnen.“

Mit großem Engagement und viel Behutsamkeit gelang es Pauls bald, sowohl in der israelischen Öffentlichkeit als auch bei der Regierung Respekt und Vertrauen zu gewinnen. Als einer von nur wenigen Botschaftern in Israel hielt er auch Reden auf Hebräisch. Ein herzliches Verhältnis verband ihn mit dem vormaligen Premierminister David Ben-Gurion. Pauls pflegte auch enge Kontakte mit Verteidigungsminister Mosche Dajan, der ihn während des Sechs-Tage-Krieges regelmäßig und eingehend über den Stand der militärischen Operationen ins Bild setzte.

Nach seiner Zeit in Israel war Pauls Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in den Vereinigten Staaten (1968–1973), in der Volksrepublik China (1973–1976) und bei der NATO (1976–1980).

Über die Triebfedern seiner diplomatischen Tätigkeit sagte Pauls:

„[Ich bin] überzeugt, dass es in der deutschen Außenpolitik zwei entscheidende Elemente gegeben hat und gibt: Das ist die deutsch-französische Verständigung und der Versuch, das Verhältnis zwischen den Deutschen und den Juden zu heilen, und dass das zwei tragende Pfeiler unserer ganzen Außenpolitik sind – politisch und moralisch.“

Rolf Pauls (in einem Fernsehinterview)

Ehrungen

Veröffentlichungen

  • Bonner Grundgesetz und politische Form. Verfassungsrechtliche Betrachtungen unter Berücksichtigung von Materialien und Eindrücken aus den Verhandlungen des Parlamentarischen Rates. Dissertation, Universität Hamburg, Rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät, 17. Januar 1951
  • Die sicherheitspolitische Herausforderung der achtziger Jahre (Vortrag, gehalten am 28. Oktober 1980 vor Mitgliedern d. Industrie-Clubs Düsseldorf), Düsseldorf: Industrie-Club, 1980
  • Die atlantische Allianz: Zukunftsaufgaben, Möglichkeiten, Gefährdungen. Bachem, Köln 1982, ISBN 3-7616-0662-1
  • Rettet uns die Rüstungspolitik? Sicherheit am Ende eines unsicheren Jahrhunderts. Fromm, Osnabrück 1982, ISBN 3-7201-5152-2; 2. Auflage, Edition Interfrom, Zürich 1983
  • Deutschlands Standort in der Welt. Beobachtungen eines Botschafters. Seewald, Stuttgart und Herford 1984, ISBN 3-512-00693-0

Einzelnachweise

  1. ´Pauls, Rolf. In: Munzinger CD-ROM Archiv 4.2: Personen
  2. Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit. Karl Blessing Verlag, München 2010, S. 500.
  3. Stichtag 11. August 1965 - Erster bundesdeutscher Botschafter in Israel. WDR, 11. August 2015, abgerufen am 28. Mai 2021.
  4. Igal Avidan: Diplomatische Beziehungen Deutschland-Israel: Jubiläum einer Vernunftehe. In: Deutschlandfunk Kultur. 24. April 2015, abgerufen am 3. Dezember 2017.
  5. Schreiben des ersten deutschen Botschafters, Rolf Pauls, an Eva Steinitz (Buber). Erläuterungen. In: nli.org.il. The national library of Israel, abgerufen am 28. Mai 2021 (Offizielle israelische Rückübersetzung aus dem Hebräischen ins Deutsche).
VorgängerAmtNachfolger
---Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel
1965–1968
Karl Hermann Knoke
Karl Heinrich KnappsteinBotschafter der Bundesrepublik Deutschland in den Vereinigten Staaten
1968–1973
Berndt von Staden
Heinrich RöhrekeBotschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Volksrepublik China
1973–1976
Erwin Wickert
Franz KrapfStändiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei der NATO
1976–1980
Hans-Georg Wieck