Rostocker Kinos

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Die Rostocker Kinos blicken zum Teil auf eine lange Geschichte zurück. Die ersten der sechs noch in der DDR betriebenen Lichtspielhäuser gingen bereits während der Stummfilm-Zeit an den Start. Bis heute überlebt haben nur zwei der alten Kinos. Arthouse-Filme können im Programmkino Lichtspieltheater Wundervoll (Li.Wu.) mit den beiden Spielstätten Metropol und Frieda23, Mainstream-Filme in den CineStar-Kinos Capitol und Multiplex angeschaut werden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theater des Friedens (1953)

Ende des 19. Jahrhunderts erlebten die Rostocker auf dem Pfingstmarkt erstmals Lebende Bilder. Dort bot ein Schausteller kinematographische Vorstellungen an, das Spektakel kostete 10 Pfennig Eintritt. Schausteller Orth benutzte zur Vorführung das Bioskop der Brüder Skladanowsky. Die schnell populär werdenden Vorstellungen mobiler Kinematographen verlangten bald nach größeren Vorführstätten. Dazu wurden in Rostock bekannte Lokalitäten zu Kinosälen umfunktioniert, darunter der große Saal im Mahn & Ohlerichs Keller, im Tivoli am Rosengarten, Ecke Lindenstraße oder im Belle-vue an der Alexandrinenstraße.[1] In der Langen Straße 49 im neu eröffneten Hansa-Theater befand sich ab 1905 der erste fest installierte Kinematograph.[2] Der 1836 eröffnete Apollosaal des Hotels Sonne musste im Januar 1902 aufgrund mehrerer Sicherheitsmängel schließen. Doch er wurde umgebaut, 1907 als Apollo-Theater für lebende Bilder wiedereröffnet und nach einem erneuten Umbau ab 1926 als Kammerlichtspiele Sonne betrieben.[3] 1909 eröffnete das Thalia-Theater (ab 1927 Schauburg) in der Kröpeliner Straße 12, der Besitzer des Apollo-Theaters baute im selben Jahr das Metropol-Theater im Barnstorfer Weg. In der Doberaner Straße öffnete 1912 das von Walter Butzek entworfene Palast-Theater zum ersten Mal seine Pforten. Einige Hotelbesitzer im Seebad Warnemünde nutzen ihre Säle und Restaurants ebenfalls für Kinovorstellungen: die Börsen-Lichtspiele im Hotel Zur Börse wurden 1913, das Kino Seestern des gleichnamigen Hotels 1916 eröffnet.

Mit deutlichem Abstand folgte 1924 die Eröffnung der Park-Lichtspiele Warnemünde in der Wachtlerstraße (heute Dänische Straße), in Rostock erst 1937 die Lichtspielhäuser Hansa-Theater in der Maßmannstraße und 1938 das von Karl Boldt errichtete Capitol in der Breiten Straße, das zwei Jahre später seinen Namen in UFA-Palast änderte.[4][5]

Von insgesamt neun Lichtspieltheatern in Rostock und Warnemünde überlebten nur sechs den Zweiten Weltkrieg. Die Kammerlichtspiele Sonne und die Schauburg wurden Opfer der Luftangriffe im April 1942, wobei letzteres ab 1943 noch bis Ende der 1960er Jahre in der Ulmenstraße neben dem Tanzlokal Schwedt existierte. Zwischen September 1944 und Mai 1945 diente auch die Philharmonie im Patriotischen Weg als Kino.[6]

Kino Café Camera 1992

Hansa-Theater, Metropol und Parklichtspiele wurden unter diesen Namen auch in der DDR betrieben. Unter der Leitung des Filmverleihs Sovexport hieß das Capitol zwischen 1947 und 1952 DEFA-Palast. Kurz nach Gründung des VE Kreislichtspielbetrieb im Frühjahr 1953 erhielt das Palast-Theater den Namen Theater des Friedens. Auf der Freilichtbühne im Barnstorfer Wald fanden im Juli 1962 die ersten Sommerfilmtage statt. In Warnemünde richtete sich 1968 im Kino Seestern das Volkstheater Rostock mit der Kleinen Komödie ein. Das Union-Theater in der Kröpeliner Straße 21 hieß nach einem Umbau in den 1980er Jahren Kino Café Camera und zeigte neben Filmklassikern auch Kunst- und Autorenfilme.[7][8]

Situation heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Capitol im Sommer 1992

Kurz nach der deutschen Wiedervereinigung übernahm die Lübecker Kieft & Kieft Filmtheater GmbH die Kinos Hansa-Theater, Capitol und Park-Lichtspiele, stieß das Kino in Warnemünde aber bereits 1995, das Hansa-Theater dann 2012 als unrentabel ab.[9] Das Theater des Friedens wurde nach 1990 zum beliebten Veranstaltungsort für Konzerte und Tanzveranstaltungen, das Kino Café Camera und die Parklichtspiele wichen einem Neubau, das Metropol musste schließen und stand lange leer, die Freilichtbühne wurde abgerissen. Somit existierte eine Weile nur eines der alten Kinos: das CineStar Capitol, mit heute 1089 Sitzplätzen in 4 Kinosälen.[10] Für die Vorführung kommerziell geprägter Blockbuster wurde 1996 im Ortsteil Lütten Klein das erste CineStar Multiplex-Kino Mecklenburg-Vorpommerns mit 7 Leinwänden und 1996 Sitzplätzen errichtet.

Lichtspieltheater Wundervoll im ehemaligen Metropol (2021)

Das 1993 in der Stephanstraße gegründete Lichtspieltheater Wundervoll (Li.Wu.) ist ein Programmkino, das „künstlerisch und politisch ambitionierte Filme“ zeigt.[11] Die Spielstätten mit inzwischen drei Sälen in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt sind das komplett umgebaute, 2012 wieder eröffnete Metropol und ein Anbau neben einer ehemaligen Schule in der Friedrichstraße, der 2014 als Kino Frieda23 öffnete.[12] Die Frieda23 ist außerdem zentrale Spielstätte des Rostocker Filmfestivals, dem Festival im Stadthafen (FiSH), das vom Institut für neue Medien (IfnM) organisiert wird. Das Li.Wu. ist Mitglied in den Netzwerken AG Kino – Gilde Deutscher Filmkunsttheater und Europa Cinemas; Förderer sind die Hansestadt Rostock und die Filmförderungsanstalt FFA.[13]

Liste der Rostocker Kinos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name Adresse Sitze Öffnung – Schließung
Hansatheater, Kammerlichtspiele Lange Str. 49 300 1905–1920
Apollo-Theater, Kammer-Lichtspiele Sonne Steinstr. 10 (Hotel zur Sonne) 650 1907–1945
Kinematographisches Theater Hopfenmarkt 14 1908–1911
Thalia-Theater, Schauburg Kröpeliner Str. 12,

Ulmenstraße 22

500 1909-Anfang der 1970er
Metropol-Theater Barnstorfer Weg 4 578 1910–1996
Palasttheater, Theater des Friedens Doberaner Str. 5 273 seit 1912
Börsen-Lichtspiele Warnemünde Am Strom 69–70 (Hotel Zur Börse) 300 1913–1921
Union-Theater, Kino Cafe Camera Kröpeliner Str. 48 450 1914–1994
Seestern-Lichtspiele Warnemünde Am Strom 38 (Hotel Seestern) 200 1916–1968
Park-Lichtspiele Warnemünde Wachtlerstr. 7/8

(heute Dänische Straße)

260 1924–1995
Hansa-Filmpalast Maßmannstr. 14–15 950 1937–2012
Capitol, UFA-Palast, DEFA-Palast Breite Str. 3–5 1100 seit 1938
Freilichtbühne (Sommerfilmtage) Platz der Jugend 1962–1995
Zeltplatzkino Seestern Markgrafenheide Zeltplatz Markgrafenheide seit 1977
Lichtspieltheater Wundervoll

Stephanstraße 7, Barnstorfer Weg 4, Friedrichstraße 23

88 seit 1993
Cinestar Sankt-Petersburger-Str. 18b 2167 seit 1996
Ostsee-Welten 5D Warnemünde Am Leuchtturm 15 200 seit 2008

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kinos in Rostock – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kathrin Möller: Für fünf Pfennig ins Kino in Rostocker Blitzlichter 1900/ 2000, Verlag Redieck & Schade, Rostock 1999, Seite 191
  2. Vgl. Adressbuch Rostock ab 1904
  3. Puls/Staszak: Von der Bürgerkapelle zur Norddeutschen Philharmonie, Verlag Redieck & Schade, Rostock 1997, Seite 75
  4. Der Kinematograph. Kinolisten 1917–1950. Theater des Friedens – Location
  5. Zu den Kinematographen und Lichtspielhäusern Vgl. Adressbuch Rostock ab 1905
  6. Pichulek/Weber: Die Kröpeliner-Tor-Vorstadt in Rostock, Wartenberg Verlag 2001, Seite 31
  7. Vgl. Wolfhard Eschenburg und Horst D. Schulz: Straßen in Warnemünde - Namen, Geschichte und Geschichten. Redieck & Schade, Rostock 2011, Seite 134.
  8. Vgl. Peter Staben: Wenn das Licht ausgeht - Rostocker Kinos in Rostocker Zorenappels 15, Redieck & Schade, Rostock 2021, Seite 131 ff
  9. Kino Hansa-Filmpalast schließt. In: Rostock-Heute. 10. Juli 2012, abgerufen am 15. Februar 2021.
  10. CineStar Capitol – Übersicht
  11. Förderverein des li.wu. – Über uns
  12. Lichtspieltheater Wundervoll – Unsere Kinos
  13. Lichtspieltheater Wundervoll