Rudolf Hindemith

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. August 2019 um 19:32 Uhr durch NicholasNotabene (Diskussion | Beiträge) (Rudolf Hindemith: Das Klavierwerk (Stephanie Timoschek) > URL). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Rudolf Hindemith (seit 1951 amtlich Paul Quest, Pseudonym Hans Lofer; * 9. Januar 1900 in Frankfurt am Main; † 7. Oktober 1974 bei München) war ein deutscher Komponist und Dirigent mit Wurzeln in Schlesien, da sein Vater von dort stammte. Er stand meistens im Schatten seines berühmteren Bruders Paul, wurde jedoch in den letzten Jahren wiederentdeckt.

Kindheit und Jugend zweier ungleicher Brüder

In der Kindheit waren die beiden hochmusikalischen Brüder Paul und Rudolf das Aushängeschild der Familie. In ihrer Jugend begannen sie, auch professionell zusammen zu musizieren, im Amar-Quartett, einer der führenden Gruppen der Neue Musik-Szene der 1920er Jahre, wo Rudolf das Cello spielte. Er stieg aber bald aus, weil er sich oft hinter Paul zurückgesetzt sah, und wechselte ins Genre von Blasmusik und Jazz. Als der Bruder Paul 1938 aus dem nationalsozialistischen Deutschland in die Schweiz emigrierte, blieb er als Dirigent in Deutschland. Er wurde Dirigent des Sinfonieorchesters des Generalgouvernements im südpolnischen Krakau. Dieses Orchester war ein Projekt des Gauleiters Hans Frank, den man später wegen seiner zahlreichen Verbrechen 1946 in Nürnberg henkte.

Pseudonyme nach 1945 und Wiederentdeckung

Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Rudolf Hindemith ein unstetes Leben als Komponist, Dirigent und auch Pädagoge und wich aus o.a. Grund in zahlreiche Pseudonyme aus. Als er 1974 völlig vereinsamt bei München starb, erhielt sein Grabstein die Inschrift „Hans Lofer“ – womit das Kapitel Rudolf Hindemith abgeschlossen schien.

Doch in den 1990ern begannen sich einige seiner Schüler vermehrt an ihn zu erinnern, obwohl er als schlechter und skurriler Lehrer galt. Über den Komponisten Rudolf Hindemith gab ein Musikwissenschaftler der Universität Münster, Gerd Brill, eine Broschüre heraus; eine erweiterte Mono- bzw. Biografie ist in Arbeit. In Bremen fand sogar im Februar 2002 ein dreitägiges Hindemith-Festival statt, das die dortige Philharmonische Gesellschaft einiger Klavier- und Kammermusik widmete. Neben einem Workshop fand sogar eine Uraufführung eines Klavierkonzertes aus den 1960er Jahren statt. In seiner kauzigen Art hatte Rudolf Hindemith es als „Suite für Klavier und Orchester“ betitelt.

In einer weiteren wissenschaftlichen Arbeit widmete die Pianistin Stephanie Timoschek ihre Diplomarbeit im Jahre 2005 an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Graz der Person Rudolf Hindemiths und besonders dessen Klavierwerken. Das Klavierwerk von Rudolf Hindemith umfasst 6 Tänze für Klavier, 7 Sonatinen, 5 Klavierstücken, 7 Präludien und Fugen, 13 Schulfugen, 27 Zweistimmigen Schulfugen sowie einem Walzer aus der Oper „Des Kaisers Neue Kleider“.

Rudolf Hindemith war verheiratet mit Prof. Maria Landes-Hindemith (1901–1987) Professorin an der Musikhochschule in München.

Rudolf Hindemith-Festival

In einer Rezension (siehe Weblinks) heißt es: Kolja Lessing als Solist und George Alexander Albrecht am Dirigentenpult des Philharmonischen Staatsorchesters Bremen präsentierten eine nur etwa 16 Minuten lange, fünfsätzige und sehr kurzweilige Komposition, die zwischen Bitonalität und dem Neoklassizismus des älteren Bruders anzusiedeln ist, die Einflüsse von spanischer Folklore und Jazz verrät und in allen unterschiedlichen Genre- und Satztypen stets durch lakonische Kürze gekennzeichnet ist. Wo der ältere Paul gelegentlich zum Pathos neigt, ist bei Rudolf bezüglich „Ausdruck“ so gut wie Fehlanzeige: Er versteckt sich hinter Ironie und Sarkasmus, lässt sein Innerstes nicht heraus, maskiert sich, springt innerhalb seiner ohnehin extrem kurzen Sätze von einer Genre-Intonation zur kontrastierenden anderen.

Man kann keineswegs sagen, dass Rudolf Hindemith ein schlechter Komponist oder seine Musik ein „Abklatsch“ sei; er offenbart eine durchaus verblüffende Originalität und ein sprühendes Temperament – in den charakteristischen Grenzen, die seiner Persönlichkeit entsprachen. Das betrifft auch die humorvolle Kammermusik wie den gerade eine Minute dauernden Satz für Streichquartett „Der Spiegel oder Hin und zurück“, der nur bis zu einem gehaltenen Akkord notiert ist, weil danach die Musik exakt krebsgängig zum Anfang zurückläuft...

Weitere Werke

Hindemith nahm von einigen Konzerten, die Ende der 1820er von Georg Goltermann komponiert wurden, eine Neuedition in Angriff.

  • Concerto I. A moll, Opus 14
  • Concerto III. H moll, Opus 51 [1829]
  • Concerto IV. G dur, Opus 65 [1829]
  • Concerto VI. D dur, Opus 100

Siehe auch: Zwölftonmusik, Moderne, Musikschule, Streichquartett, Sinfonie

Tonträger

  • Das Label Dreyer-Gaido[1] hat zwischen 2003 und 2010 eine 3 CDs umfassende Rudolf Hindemith Edition veröffentlicht.
  • Stephanie Timoschek hat im Jahr 2008 erstmals sämtliche Klavierwerke auf 2 CDs beim ORF aufgenommen.[2]
  • Das Amar-Quartett mit Rudolf Hindemith am Violoncello ist auf einer CD der Firma Arbiter zu hören (erschienen 2011).[3]

Einzelnachweise

  1. Dreyer Gaido Musikproduktionen, Münster
  2. Hindemith: Das Klavierwerk (Seite im ORF-Shop)
  3. Hindemith as Interpreter: The Amar Hindemith String Quartet