Rudolf Schwander

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Rudolf Schwander (* 23. Dezember 1868 in Colmar, Elsass; † 25. Dezember 1950 in Oberursel, Taunus) war ein deutscher Politiker und Sozialreformer. Er wirkte u.a. als Bürgermeister von Straßburg und Oberpräsident von Hessen-Nassau.

Leben

Nach dem Besuch der Volks- und Spezialschule arbeitete Schwander zunächst als Schreiber und Bürogehilfe in seiner Geburtsstadt Colmar, holte aber nebenbei das Abitur nach. Zwischen 1897 und 1901 studierte er in Straßburg Rechts- und Staatswissenschaften und wurde mit einer Arbeit über das französische Armenwesen zum Doktor der Politikwissenschaften promoviert.

Er trat 1900 in den städtischen Dienst ein und übernahm dort die Leitung der Armen- und Spitalverwaltung, zwei Jahre später wurde er zudem Beigeordneter von Straßburg. In dieser Zeit führte er bahnbrechende Sozialreformen durch und etablierte im Jahre 1905 das Straßburger System. Kommunale Behörden - sogenannte Armenämter - wurden mit der Aufgabe betraut, Einwohner auf ihre Bedürftigkeit zu prüfen und zu entscheiden, ob ein Anrecht auf staatliche Unterstützung besteht. Während vor allem ehrenamtliche Helfer für die Beratung und Evaluierung vor Ort zuständig waren, oblag die Beurteilung in den Verwaltungsstellen hauptamtlichen Mitarbeitern.

Ein Jahr später wurde Schwander zum Straßburger Bürgermeister ernannt. Einem kurzen Intermezzo als kommissarischer Staatssekretär im Reichswirtschaftsamt 1917 folgte im Juni 1918 die Rückkehr ins Straßburger Rathaus. Im Oktober 1918 wurde er kaiserlicher Statthalter im Reichsland Elsaß-Lothringen, konnte dessen Abspaltung vom Deutschen Reich jedoch nicht mehr verhindern.

Von 1919 bis 1930 lenkte er als Oberpräsident die Geschicke der Provinz Hessen-Nassau. Ministerposten, die ihm in der Weimarer Republik und auch noch nach 1945 angeboten wurden, lehnte er stets ab. In den 30ern war er Administrator des Städelschen Instituts und des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt am Main. Die hessische Landesregierung berief ihn 1948 zum Sachverständigen einer Kabinettskommission, die eine Verwaltungsreform erarbeiten sollte.

Schwander war zeitweise Staatskommissar für die Universität Frankfurt. 1903 trat er dem „Deutschen Verein für Armenpflege und Wohltätigkeit“ bei, der ihm 1930 die Ehrenmitgliedschaft verlieh.

Literatur

  • Max Rehm: Rudolf Schwander und Kurt Blaum: Wegbahner neuzeitlicher Kommunalpolitik aus dem Elsaß. Kohlhammer 1974, ISBN 3170019651