Sally Epstein

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Stolperstein, Max-Beer-Straße 45, in Berlin-Mitte

Sally Epstein (* 3. Februar 1907 in Jastrow/Westpreußen; † 10. April 1935 in der Justizvollzugsanstalt Plötzensee, Berlin-Plötzensee) war ein jüdischer Malergehilfe. Seine Verurteilung im Zusammenhang mit dem Tod von Horst Wessel wurde 2009 aufgehoben.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sally Epstein war ein Sohn des Tabakarbeiters Jakob Epstein und dessen Frau Jenny (geborene Katzenstein). Von seiner gesamten, vielzähligen jüdischen Verwandtschaft konnte der Historiker Daniel Siemens keine Überlebenden des Holocaust ausfindig machen. Seine Eltern starben im KZ Theresienstadt, eine Schwester starb 1941, ein Bruder wurde „nach Osten deportiert“, wo er umkam, und ein weiterer Bruder starb bereits Anfang 1939 in Jastrow unter ungeklärten Umständen.[1]

Der Malergehilfe Sally Epstein und Hans Ziegler wurden 1934 in einem zweiten Prozess[2] im Zusammenhang mit dem Attentat[3] 1930 auf den Nationalsozialisten Horst Wessel zum Tode verurteilt. Sie sollen Schmiere gestanden haben, als die Täter in Wessels Wohnung eindrangen.

Die Fürsprache der Generalstaatsanwaltschaft beim Berliner Kammergericht und beim Landgericht Berlin sowie der Schwurkammer an das Reichsministerium der Justiz, die sich in einer Petition für eine Umwandlung der Todesstrafe in eine lebenslängliche Zuchthausstrafe aussprachen, war vergeblich; ebenso ein Brief des Verteidigers im ersten Wesselprozess 1930, Alfred Apfel, an Hermann Göring. Am 23. März 1935 lehnte Adolf Hitler eine Begnadigung ab.[4]

Epstein wurde am 10. April 1935 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee mittels Handbeil[5] hingerichtet. Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee. Auf Antrag von Daniel Siemens kassierte die Berliner Staatsanwaltschaft am 9. Februar 2009[6] die nationalsozialistischen Unrechtsurteile gegen Epstein und Ziegler.[7]

Im August 2011 wurde vor seinem ehemaligen Wohnort in Berlin-Mitte, Max-Beer-Straße 45, ein Stolperstein verlegt (siehe Liste der Stolpersteine in Berlin-Mitte).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sally Epstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Daniel Siemens: Horst Wessel. Tod und Verklärung eines Nationalsozialisten. Siedler, München 2009, ISBN 978-3-88680-926-4, S. 275–277 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Daniel Siemens: Horst Wessel. Tod und Verklärung eines Nationalsozialisten. Siedler, München 2009, ISBN 978-3-88680-926-4, S. 6 u. ö. (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Daniel Siemens: Horst Wessel. Tod und Verklärung eines Nationalsozialisten. Siedler, München 2009, ISBN 978-3-88680-926-4 (Vorwort in der Google-Buchsuche). – Daniel Siemens spricht daneben von einem „Überfall auf Wessels Wohnung durch Angehörige des ‚Kulturvereins Centrum‘, einer Einheit des illegalen Rotfrontkämpferbundes, am 14. Januar 1930 und sein[em] Tod in Folge einer Schussverletzung […]. Die Quellenlage spricht für eine spontane Tat, bei der sowohl politische als auch private und finanzielle Motive eine Rolle gespielt haben. Für einen geplanten politischen Mord, so wie es die NSDAP darstellte, war die Vorgehensweise der Rotfrontkämpfer zu dilettantisch gewesen. Für einen Streit unter Zuhältern, so die Version der KPD, war zuviel Politik im Spiel.“ (so Christian Saehrendt, 2009, Zusammenfassung der These Siemens’, siehe Weblinks).
  4. Daniel Siemens: Horst Wessel. Tod und Verklärung eines Nationalsozialisten. Siedler, München 2009, ISBN 978-3-88680-926-4 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Daniel Siemens: Horst Wessel. Tod und Verklärung eines Nationalsozialisten. Siedler, München 2009, ISBN 978-3-88680-926-4 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Daniel Siemens: Horst Wessel. Tod und Verklärung eines Nationalsozialisten. Siedler, München 2009, ISBN 978-3-88680-926-4 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Dies zeige, so Siemens, „dass die deutsche Justiz inzwischen nicht nur zu einer kritischeren Sicht auf die eigene Geschichte bereit, sondern auch zu einer faktischen Korrektur früherer Fehlurteile in der Lage ist.“ Siemens, 1996, S. 277; siehe auch Christian Saehrendt, 2009.