Schlossgut Groß Schwansee

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Schlossgut Groß Schwansee, das Herrenhaus am Ende des früheren Wirtschaftshofs

Das Schlossgut Groß Schwansee ist eine im 18. Jahrhundert im barocken Stil errichtete und im klassizistischen Stil umgebaute Gutsanlage im Ortsteil Groß Schwansee der Gemeinde Kalkhorst in Mecklenburg-Vorpommern. Das Herrenhaus dient seit 2004 als Hotel und Tagungszentrum.

Geschichte

Gut Groß Schwansee

1745 erbaute Freiherr Wilhelm Ludwig Hartwig von Both, dessen Familie aus Westfalen stammte, das elfachsige, spätbarocke Hauptgebäude in unmittelbarer Nähe zur Lübecker Bucht. Im Jahr 1780 ging es in den Besitz der Grafen von Brockdorff über. 1850 erwarb der Hamburger Kaufmann Johann Heinrich Schröder das Gut. Bis 1945 blieb es im Besitz dieser später in den Freiherrnstand erhobenen Familie.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Gutswirtschaft aufgelöst und das Herrenhaus in der DDR-Zeit unterschiedlich genutzt. Zunächst waren darin Flüchtlinge untergebracht, später befanden sich darin eine Schule und ein Internat. Wegen seiner nur 300 Meter von der Ostsee entfernten Lage gehörte das Gut zum Sperrgebiet der DDR-Grenze. Zum Strand erstreckt sich eine 300 Meter lange Lindenallee; ein Kolonnenweg zur Überwachung des Küstenstreifens führte hinter dem Dünengürtel am Grundstück entlang. Nach der Wende stand das Gebäude zunächst leer.

Nutzung nach 1999

1999 kaufte die Silvius Dornier GmbH & Co KG den Komplex. 2002 wurde das Schlossgut als Hotel eröffnet. 2005 Jahr wurden im Schlossgut Aufnahmen für den Kinderfilm Paulas Geheimnis gedreht.[1]

Bei der Bundesgartenschau 2009 war Groß Schwansee einer von drei Außenstandorten im Kreis Nordwestmecklenburg.

Gebäude

Der Hof, das Herrenhaus und eine zur Ostsee führende Sichtachse sind nach Nordwesten ausgerichtet, die Anlage ist bis in die Gegenwart in ihren barocken Grundzügen erhalten. Groß Schwansee ist in seinem symmetrischen Aufbau verwandt mit den benachbarten Anlagen von Schloss Johannstorf und Schloss Bothmer.[2] Der Hof wurde ursprünglich von typischen Gebäuden einer Gutswirtschaft, wie Scheunen und Stallungen gesäumt, von denen bis auf das Reithaus keines mehr erhalten ist. 2008 wurde mit dem Bau eines zweigeschossigen Bettenhauses begonnen, das als neues Hofgebäude seit Sommer 2009 fertiggestellt ist und das mit dem gegenüberliegenden Reithaus die einstige Symmetrie der Anlage erneuert.[3]

Herrenhaus

Die Hoffassade des Herrenhauses

Das Herrenhaus wurde 1745 im Stil des Barock errichtet und später im Stil der Klassizismus umgebaut. Es handelt sich um einen schlossartigen Bau von elf Fensterachsen in der Breite und vier Achsen in der Tiefe. Das Haus besteht aus einem niedrigen Unter- und zwei Vollgeschossen, bedeckt ist es mit einem großen Walmdach. Das Herrenhaus, das möglicherweise nach dem Vorbild des Corps de Logis auf Schlosses Bothmer gestaltet wurde[2], war ursprünglich backsteinsichtig[2] und erhielt den heutigen, weißen Verputz erst bei der klassizistischen Umgestaltung.

Über dem Eingang im Giebelfeld des Mittelrisalit erinnert ein Allianzwappen an den Bauherrn, seine schon 1724 verstorbene Frau Marie Amalie von Plessen und seine zweite Frau Dorothea Margarete von Dorne. Das Wappenband enthält die Initialen der Vorgenannten und die Devise Deo Duce (lat. mit Gott als Führer). Die Steinplatte darunter enthält als Chronogramm „Favente • Iehova • Erexi • Faveat • Dominvs • Iehova • Cvstos • Erecti •“ (lat.: Durch Gottes Gunst habe ich [das Haus] errichtet; möge der Herrgott [weiterhin] günstig sein [und] Wächter des Errichteten) das Baujahr 1745.

Das Gebäude wurde ab 1999 saniert und durch die Architekten Thomas van den Valentyn und Matthias Dittmann zum Hotel umgebaut.[4] Dabei wurden Küchen-, Lager- und Technikräume unterirdisch untergebracht.

Ehemaliger Reitstall

Der ehemalige Reitstall

Der ehemalige Pferdestall ist ein zweiflügeliges Gebäude, das dem Herrenhaus südlich vorangestellt ist und zu den einstigen Wirtschaftsbauten des Gutshofs gehörte. Es diente seit der Sanierung dem Hotelbetrieb, unter anderem wurde hier eine Gastronomie eingerichtet. Das Land Mecklenburg-Vorpommern unterstützte das Bauvorhaben mit einem Investitionszuschuss.[5]

Weitere Nutzung

Das Standesamt Klütz bietet Trauungen im Gutshaus an.[6] Im ehemaligen Trafohaus befindet sich eine Wetterstation des Schweizer Meteorologie-Unternehmers Jörg Kachelmann.

2005 wurde das Schlossrestaurant mit 14 Punkten in den Restaurantführer Gault-Millau aufgenommen; 2007 erhielt es mit Küchenchef Ulf Klünder 14 Punkte und wurde zu den besten Restaurants in Mecklenburg-Vorpommern gezählt.[7] [8] Im Schlemmer Atlas ist es mit zwei Löffelpaaren verzeichnet.[9]

Literatur

  • Friedrich Schlie: Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin. Band 2, Schwerin 1898, S. 391 ff.
Commons: Schlossgut Groß Schwansee – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sylvia Kartheuser: Filmarbeiten für „Paulas Geheimnis“ im Schlossgut Groß Schwansee In: Lübecker Nachrichten vom 12. August 2005
  2. a b c F. Burmeister, C. Mark: Schloss Bothmer in Mecklenburg, Seite 24, 25. Nordwestmedia Verlag, 2006
  3. Jürgen Adamek: Ein Neubau für Groß Schwansee In: „Lübecker Nachrichten“ von 19. November 2008
  4. Schlossgut Groß Schwansee auf der Seite Van den Valentyn (mit Foto der Anlage aus dem Jahr 1900)
  5. Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Otto Ebnet besuchte das Schlossgut im August 2006
  6. Standesamt Klütz
  7. 14 Gault-Millau-Punkte für das Schlossrestaurant (PDF-Datei)]
  8. Gault-Millau-Restaurants in Mecklenburg-Vorpommern
  9. Schlemmer-Atlas

Koordinaten: 53° 59′ 30,8″ N, 11° 0′ 41″ O