Sea Cloud

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Sea Cloud
Schiffsdaten
Nationalflagge:             thumbs
Konstruktion: Rumpf, große Deckaufbauten mit Schornstein vor dem Großmast; Untermasten mit Mars- / Bramstenge aus Stahl
Rigg: Viermastbark: Fock-, Groß-, Kreuzmast: doppelte Marsrahen, einfache Bramrahen, Royals; Großmast: Skysegel
Anzahl der Decks: 5 Decks: Haupt-, Promenaden-, Kapitäns- und Lidodeck; Spankerdeck (und Back)
Mastfolge: Fock-, Groß-, Kreuz-, Besanmast
Stapellauf: 25. April 1931
Jungfernreise: 1932 New York
Unterscheidungssignal: W C E G (1931-1955)
Bauwerft: Krupp Germaniawerft, Kiel
Konstrukteur: Gibbs & Cox, Arlington (Virginia)
Reederei/Eigner: Edward F. Hutton & Marjorie Post-Hutton, New York
Heimathafen: New York (1931), Santo Domingo (1955), Colón (1966), George Town (1979), Valletta (1994)
weitere Eigner: Marjorie Merriweather Post (1935), Rafael L. Trujillo (1955), Operation Sea Cruises Inc. (1966), Antarna Inc. (1969), Hartmut Paschberg (1978), Hansa Cloud Ltd. (1994)
weitere Namen: Sea Cloud, IX-99, USCGC WPG-284, USS Sea Cloud, Sea Cloud, Angelita, Patria, Antarna, Sea Cloud of Cayman, Sea Cloud
Galionsfigur: Goldener Adler
Länge über alles (Lüa): 109,7 m (360 Fuß)
Rumpflänge: 96,3 m (316 Fuß) (Galion-Heck)
Länge an Deck (LaD): 90,9 m (298 Fuß
Länge in der KWL: 77,2 m (253 Fuß 6 Zoll)
Breite über alles (Büa): 14,9 m (49 Fuß)
Raumtiefe: 6,7 m
Seitenhöhe: 7,1 m
Tiefgang: 5,13 m
Vermessung: 2.523 BRZ, 1.147 NRZ
Verdrängung: 3.430 t (1.742 t ohne Ladung und Besatzung/Passagiere)
Segelfläche: 3.160 m² (1932) (34.020 Quadratuß)
2.973 m² (2006) (32.000 Quadratuß)
Anzahl der Segel: 30 Segel (16 Rahsegel (Fock-, Kreuzmast: 5, Großmast: 6) an 3 Masten, 12 Stagsegel, 2 Besane)
Masthöhe über Deck: 54,20 m (Großmast)
Hilfsantrieb: 2 × 1.500 PS SKL Diesel auf zwei Schrauben
Baukosten: US-$ 900.000 (1932), entspr. US-$ 30.000.000 (2008)
Klassifikation: Lloyd's +100A
Schiffsführer: H. Lawson (1932-1935); Carleton Skinner (1942-1944), Richard T. Shannon (1993-2008)
Besatzung: 72 Mann (1932-1955); 20 Mann (Kapitän, 3 Offiziere, 16 Mann); 60 Personal + 64 Passagiere (1994-)
Höchstgeschwindigkeit: 12 kn (14 kn als Kriegsschiff); 15 kn unter Segel

Die Sea Cloud (seit 2001 auch Sea Cloud I wegen der Reedereischwester Sea Cloud II) ist ein Luxuskreuzfahrtsegelschiff mit Viermastbarkrigg. Im Jahre 1931 wurde sie im Auftrag des amerikanischen Multimillionärs und Börsenmaklers Edward Francis Hutton (1875-1962) als größte und luxuriöseste je gebaute Privatsegelyacht der Welt mit der Takelage einer Viermastbark von der Krupp Germaniawerft Kiel unter dem Namen Hussar II gebaut. Sie war auch in ihrer Zeit die größte und teuerste Yacht überhaupt. Trotz Kriegseinsätzen als US-Küstenwachschiff, mehr als sechsfachem Besitzerwechsel, langen Liegezeiten und drohendem Abbruch sind die Luxusräume dank guter Restaurationsarbeiten in altem Glanz. Heute wird sie unter dem Namen Sea Cloud (Sea Cloud I) von der Firma „Hansa Cloud Ltd.“ auf Malta bereedert und von „Sea Cloud Cruises GmbH“ für Kreuzfahrten betrieben.

Entstehung als Hussar II

Datei:MMP in 1929.jpg
Marjorie Merriweather Post, 1929
Edward Francis Hutton ca. 1920

Edward Francis Hutton war ein erfolgreicher Börsenmakler an der Wall Street. Nach Plänen des amerikanisches Konstruktionsbüros Gibbs & Cox, New York, ließ er die Bark als Hochzeitsgeschenk für seine Ehefrau Marjorie Merriweather Post (1887-1973) aus Kostenersparnis in Deutschland bauen (deutsche Löhne wahren nur 46% der US-Löhne). Majorie M. Post kam durch eine Erbschaft zu einem erheblichen Vermögen und war selbst eine erfolgreiche Geschäftsfrau.

Edward F. Hutton, der bis nach der Scheidung offizieller Eigner der Yacht war, benannte die Bark Hussar II nach seiner eigenen Luxusyacht Hussar. Ebenso wie die Hussar erhielt auch die Hussar II einen schwarzen Rumpf mit langem, flachem Yachtheck (Plattgatt). Das Schiff war ein absoluter Superlativ. Niemand sonst hatte eine solch riesige Segelyacht mit Viermastbarktakelage. Alle obersten Decks waren mit Teakholz beplankt. Vier Dieselelektroaggregate mit 3.200 PS trieben die beiden Schrauben an, um jederzeit windunabhängig zu reisen. Das Viermastbarkrigg war kein Standardrigg mit sechs Rahen pro Mast, sondern mit nur fünf Rahen an Fock- und Kreuzmast. Neben geteilten Marssegeln führte die Yacht einfache Bramsegel und Royalsegel. Der Großmast hatte ursprünglich geteilte Bramsegel und ein Royalsegel (Standardrigg). Heute führt er auch einfache Bramsegel wie an Fock- und Kreuzmast, dazu ein Skysegel über dem Royalsegel, was von weitem kaum einen Unterschied ausmacht. Das Schiff diente ausschließlich den standesgemäßen Reisen, Treffen und Feierlichkeiten der Eigner.

Seine Frau kümmerte sich in den ersten Jahren intensiv darum, die Yacht nach ihrem Geschmack einzurichten. Die Kabinen wurden mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet. Dazu mietete sie ein Lagerhaus in Brooklyn und baute die Innenausrichtung zunächst dort maßstabsgerecht auf. Unter anderem wurden dabei Badewannen aus Carraramarmor, Armaturen aus massivem Gold und offene Marmorkamine in die Luxuskabinen eingebaut, dazu kostbare Wandverkleidungen, Möbel aus edlen Stoffen und Edelhölzern sowie die kostbarsten Accessoirs. Die Hussar II war die größte und luxuriöseste Privatyacht, die es jemals gab. Zwischen 1932 und 1935 unternahmen die Huttons zahlreiche private Kreuzfahrten mit prominenten Gästen aus Hochadel, Film- und Geschäftswelt. Bevorzugte Ziele waren das Mittelmeer, Monaco, die Galápagos-Inseln und Hawaii.

In diplomatischen Kreisen als Sea Cloud

Im August 1935 ließ sich das Paar scheiden. Einen Tag nach der Scheidung überschrieb Edward Hutton die Hussar II auf den Namen seiner Ex-Frau, die das Schiff über alles liebte.[1] Da Edward den Namen Hussar für seine nächste Yacht verwenden wollte, benannte Marjorie die Hussar II, deren Eigner sie nun offiziell war, in Sea Cloud um und ließ den Rumpf weiß streichen.[2]

Noch im gleichen Jahr heiratete sie den amerikanischen Anwalt Joseph Davies. Joseph E. Davies, der auch Wirtschaftsberater von US-Präsident Woodrow Wilson war, wurde zum Botschafter in Moskau ernannt. Liegeplatz der Sea Cloud wurde Leningrad. Marjorie knüpfte in dieser Zeit viele Kontakte zu Diplomaten, die die abhörsichere Sea Cloud gerne für Treffen benutzten. Diese Zeit wurde in dem Hollywood-Film Botschafter in Moskau verfilmt. Später wurde Jos. E. Davies nach Belgien versetzt und die Sea Cloud nach Antwerpen verlegt.

Kriegseinsatz

Während des Zweiten Weltkriegs versuchten die Davies die Yacht zu veräußern, fanden aber keinen Käufer. Als die Vereinigten Staaten 1941 in den Krieg eintraten, requirierten sie auch Privatyachten. Davies bot auch die Sea Cloud dem Präsidenten Franklin D. Roosevelt zum Kriegsdienst an. Dieser lehnte das Angebot zunächst ab, ging 1942 aber doch darauf ein.

Zum symbolischen Charterpreis von „US-$ 1“ übernahm die US-Küstenwache am 7. Januar 1942 die Sea Cloud. Für mehr als US-$ 341.000 wurde die gesamte Takelage samt Masten (bis auf den Großuntermasten), Bugspriet und Galionsfigur abgenommen, das kostbare Mobiliar an Land untergebracht und der Rumpf grau gestrichen. Das Schiff kam unter dem Namen IX-99, dann USCGC WAG-284 (USCGC=US Coast Guard Cutter – Vereinigte Staaten Küstenwachkutter) und zuletzt als USS Sea Cloud mit zwei 3-Zoll-Geschützen und Waffen zur U-Boot-Bekämpfung ausgerüstet an der amerikanischen Ostküste zum Einsatz. Eine Besatzung von 72 Soldaten bekämpfte südlich Grönlands und dem Gebiet der Azoren Unterwasserstreitkräfte und sammelte Wetterdaten.

Nach dem 4. November 1944 (milit. Außerdienststellung) erhielt Marjorie Post Davies die Sea Cloud zusammen mit einer Summe von $175.000,00 zur Wiederherstellung des ursprünglichen Aussehens zurück. 1946 wurde der Rumpf wieder weiß gestrichen und der goldene Adler am Galion angebracht. Noch ohne Masten und Segel wurde das Schiff als Motoryacht vom Ehepaar Davies mit Freunden wieder für Kreuzfahrten genutzt. 1947 wurde die Takelage wiederhergestellt, und zwei Jahre später erhielt die Yacht einen vollständigen Satz neuer Segel. In diesen Jahren wuchsen Marjorie Post Davies die Kosten für die 72-köpfige Besatzung und den Unterhalt immer mehr über den Kopf. Auch die Ehe mit Joseph geriet in eine Krise, woraufhin die Sea Cloud nach 1952 zum Verkauf angeboten wurde. Diese dritte Ehe endete schließlich 1955 mit der Scheidung.

Als Angelita und Patria in der Dominikanischen Republik

Joseph Davies war mit dem Diktator der Dominikanischen Republik Rafael Trujillo befreundet. Trujillo war in den letzten Jahren regelmäßiger Gast auf der Sea Cloud. Als die Bark zum Verkauf stand, erwarb er das Schiff 1955 und nannte sie nach seiner Tochter Angelita, genau Yate Angelita (Yacht Angelita). Einige Quellen nennen eine Reederei aus Jacksonville, Florida, als Käufer, von der dann Trujillo die Yacht übernahm. Er benutzte sie als schwimmende Regierungszentrale. Auch Trujillios Sohn Ramfis Trujillo (Rafael Leónidas Trujillo Martínez) und andere prominente Personen hatten sie in diesen Jahren für ihre Zwecke in Gebrauch. Nach mehreren erfolglosen Umsturzversuchen wurde Trujillo am 30. Mai 1961 in einen Hinterhalt gelockt und erschossen. Seine Familie brach mit der Angelita, Trujillos Leichnam und einem beträchtlichen Vermögen in Bargeld in Richtung Cannes auf. Auf Höhe der Kanarischen Inseln erreichte sie ein Funkspruch der neuen dominikanischen Regierung, der sie wieder zurückbeorderte. Dort in Patria umbenannt, aufgelegt und zum Verkauf angeboten, fand sich schließlich erst fünf Jahre später ein Käufer.

Antarna

John Blue, Präsident der „Operation Sea Cruises Inc.“ kaufte die Patria 1966, registrierte sie in Panama und ließ sie 1967–1968 in Neapel gründlich überholen und für Charter-Reisen ausrüsten. 1969 wurde sie an die Firma Antarna Inc., Miami, verkauft und in Antarna umbenannt. Bei der Überführung in die USA gab es aufgrund unbezahlter Rechnungen Probleme und die Antarna wurde von der Behörde an die Kette gelegt.

Die damals 26-jährige Stephanie Gallagher entwickelte mit ihrem Mann Charles die Idee, die Antarna als Ergänzung der Hochschulausbildung für Studenten einzusetzen. Das Projekt sollte den Namen „Oceanic Schools“ tragen. Sie bezahlte alle offenen Rechnungen und Gebühren und nahm die Antarna in Besitz. John Blue besaß aber immer noch die Schiffspapiere. Gallagher lief mit der Antarna trotzdem aus und wurde von Blue über mehrere Anlaufstationen verfolgt. Im Heimathafen Colón in Panama gelang es John Blue schließlich, die Antarna wieder in seinen Besitz zu bringen. Dort lag sie dann acht Jahre unbenutzt und rottete vor sich hin.

Restaurierung der Sea Cloud

Der deutsche Kapitän Hartmut Paschberg entdeckte die Bark in Colón und bildete mit einer Gruppe Hamburger Kaufleute ein Syndikat, das das Schiff 1978 erwarb. Die Yacht wurde wieder in Sea Cloud umbenannt. Paschberg sammelte eine 40-köpfige Mannschaft um sich und setzte die Sea Cloud mehrere Monate lang in Colón provisorisch in Stand, sodass das Schiff über den Atlantik nach Hamburg überführt werden konnte. Dort wurde sie von der „Scheel & Joehnk Werft“ überholt und um ein achterliches Deckhaus (Spankerdeck) sowie ein zusätzliches Stockwerk auf dem mittleren Deckhaus und insgesamt 22 zusätzliche Kabinen erweitert (Kapitäns- und Lidodeck). Die ursprüngliche Einrichtung der Kabinen unter Deck mit den marmornen Badewannen und Wandverkleidungen, goldenen Wasserhähnen und Kaminen war immer noch erhalten. Im folgenden Jahr wurde die Sea Cloud durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Kiel zur ihrem Entstehungsort verholt, um weitere Arbeiten durchzuführen. Die Germaniawerft ist inzwischen in der Howaldtswerke-Deutsche Werft AG aufgegangen. Im gleichen Jahr wurde die Sea Cloud of Cayman, wie sie kurzfristig hieß, unter der Flagge der Kaimaninseln mit George Town als Heimathafen wieder für Passagierkreuzfahrten eingesetzt.

Seit 1994 gehört die Sea Cloud einer Gruppe Hamburger Kaufleute und wird von der Firma „Sea Cloud Cruises.“ in Hamburg betrieben.

Quellen

  1. Geschichte der Sea Cloud
  2. Hans-Jörg Furrer: Die Vier- und Fünfmast-Rahsegler der Welt. Koehlers Verlagsg., Herford 1984, S. 106 (Hussar)

Literatur

  • Eric C. Abranson, Frank William Beken: Segelschiffe der Welt. Ed. Maritim Delius Clasing Verlag, 2. Aufl., Hamburg 1999; ISBN 3-89225-314-5.
  • Hans-Jörg Furrer: Die Vier- und Fünfmast-Rahsegler der Welt. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1984, S. 106 (Hussar); ISBN 3-7822-0341-0
  • Kurt Grobecker, Peter Neumann Sea Cloud – Legende unter weißen Segeln. Edition Die Barque/DSV-Verlag, Hamburg 1991; ISBN 3-45508-692-6