Simon of Faversham

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Simon of Faversham (* um 1260 in Faversham; † zwischen 24. Mai und 19. Juli 1306[1]) war ein englischer scholastischer Philosoph.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Simon of Faversham studierte in Oxford mit dem Abschluss des Magister Artium. Er lehrte wahrscheinlich in Paris, bevor er 1289 nach Oxford zurückkehrte. Darauf weisen Erwähnungen in Manuskripten in Kontinentaleuropa hin, teilweise unter dem Namen Simon Anglicus (einmal als Symone Anglico Parisius in seinen Quaestiones) und der Einfluss von Petrus de Alvernia und dessen Schriften aus den 1270er und frühen 1280er Jahren hin, dessen Schüler er wahrscheinlich war. 1290 wird er von Erzbischof Peckham zum Diakon geweiht und wurde Rektor in Preston bei Faversham (eine Pfründe, die zur Unterstützung seines Gelehrtenlebens diente). In Oxford lehrte er vor allem in der Artisten-Fakultät. Er wurde niemals zum Priester geweiht und nahm erst den Grad eines Doktors der Theologie an, als er 1304 Kanzler der Universität Oxford wurde, wozu der Doktorgrad Voraussetzung war. Er starb schon 1306, als er auf dem Weg zu Papst Clemens V. war. Ein Grund der Reise war, dass er September 1305 Erzdiakon von Canterbury wurde, der Papst aber einen anderen Kandidaten ernannte, was Simon of Faversham mit Unterstützung des Königs rückgängig machen wollte. Sein genauer Todestag steht nicht fest, die von König Eduard I. für ihn unterzeichneten „letters of protektion“ (Schutzbriefe), die er für seine Reise nach Rom benötigte, datieren auf den 24. Mai 1306, so dass davon ausgegangen werden kann, dass er zu diesem Zeitpunkt noch lebte. Der nächste Vermerk ist eine Nachricht vom 19. Juli, in der Papst Clemens der Diözese Hereford den Tod des Simon of Faversham mitteilte. Kurz darauf ernannte der König am 23. August den Physiker Nicholas of Tingewick zum Nachfolger Favershams als Rektor der Church of Reculver.[1]

Er ist bekannt als Kommentator von Aristoteles, insbesondere dessen Logik und psychologische Schriften, wobei die Kommentare meist aus seiner Lehrtätigkeit entstammten. Früher wurde er als Thomist gesehen (Etienne Gilson), er wich aber auch von ihm ab (John Longeway),[2] so folgte er eher Albertus Magnus in seinen Ansichten über die Seele und später dem Augustinismus von Heinrich von Gent in Fragen des Unterschieds von Essenz und Existenz. In seiner Interpretation der Analytica posteriora folgte er eher Thomas von Aquin als Robert Grosseteste oder Aegidius Romanus (die ihn auch beeinflussten).

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Magistri Simonis Anglici sive de Faverisham Opera Omnia. Band 1, Herausgeber Pasquale Mazzarella, Padua 1957.
  • Sten Ebbesen, Thomas Izbicki, John Longeway, Francesco del Punta, Eileen Serene, Eleonore Stump (Hrsg.): Quaestiones super libro Elenchorum. Toronto 1984.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • F. M. Powicke: Master Simon of Faversham. In: Ways Of Medieval Life And Thought. Odhams Press, London 1949, S. 230–238 (englisch, Textarchiv – Internet Archive).
  • Wolf Friedrich Antonius: Die Intellektslehre des Simon von Faversham nach seinem De-anima-Kommentaren. Dissertation, Bonn 1966.
  • S. F. Brown: Faversham, Simon of. In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X (doi:10.1093/ref:odnb/25572 Lizenz erforderlich), Stand: 2004
  • Alice Margaret Cooke: Simon of Faversham. In: Sidney Lee (Hrsg.): Dictionary of National Biography. Band 52: Shearman – Smirke. MacMillan & Co, Smith, Elder & Co., New York City / London 1897, S. 263 (englisch, Volltext [Wikisource]).
  • Martin Grabmann: Die Aristoteleskommentare des Simon von Faversham: Handschriftliche Mitteilungen. Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie des Wissenschaft, Philosophisch-historische Abteilung, Jahrgang 1933, Heft 3.
  • John Longeway: Simon of Faversham’s questions on the posterior analytics: a thirteenth-century view of science. Dissertation, Cornell University 1977.
  • John Longeway: Simon of Faversham. In: Stanford Encyclopedia of Philosophy. 2006 (englisch, stanford.library.sydney.edu.au).
  • John Longeway: Simon of Faversham. In: Encyclopedia of Medieval Philosophy. Springer, Dordrecht 2011, ISBN 978-1-4020-9729-4, S. 1200–1202, doi:10.1007/978-1-4020-9729-4_467.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b F. M. Powicke: Master Simon of Faversham. In: Ways Of Medieval Life And Thought. Odhams Press, London 1949, S. 230–238, hier S. 234 (englisch, Textarchiv – Internet Archive).
  2. John Longeway: Simon of Faversham. In: Stanford Encyclopedia of Philosophy. 2006 (englisch, stanford.library.sydney.edu.au).