Sommerkoog

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Ein Sommerkoog, auch Sommerpolder oder gelegentlich Sommergroden genannt, ist ein lediglich durch einen Sommerdeich geschütztes Deichvorland. Beispiele hierfür sind u. a. der ehemalige Blomen-Sommerkoog, der Nordgrovener Sommerkoog, der Preiler Sommerkoog, der Neue Meldorfer Sommerkoog, der Wöhrdener Sommerkoog von 1854[1][2] und der Sommergroden vor dem Langwarder Groden.[3][4] Der Sommerdeich schützt in der Regel vor einer Überflutung in den Sommermonaten, so dass in dieser Zeit der Koog, Polder oder Groden (diese drei Begriffe sind de facto Synonyme, die lediglich regional unterschiedlich benutzt werden) als Weide für Rinder bzw. insbesondere für Schafe oder zur Heuernte genutzt werden kann. Gleichzeitig dienen sie dem Küstenschutz, da sie bei Sturmfluten einen Teil der Kraft der Wellen absorbieren, wobei die Stärke und Höhe der Brandung reduziert wird, was zu einer Entlastung des Hauptdeichs führt.[5]

Früher war neben der landwirtschaftlichen Nutzung auch die Neulandgewinnung durch Eindeichung mehrerer Sommerköge mittels eines neu errichteten Winterdeichs zu einem neuen Koog oder Polder der Hauptgrund für die Anlage von Sommerkögen oder -poldern. Diese Funktion ist durch die Einbeziehung in die Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer, Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Hamburgisches Wattenmeer, die heute Bestandteil des UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer sind, entfallen.

Mittlerweile ist der Schutz von Flora und Fauna der nicht eingedeichten Salzwiesen deutlich höher angesiedelt als die Erschließung neuer landwirtschaftlicher Nutzflächen, so dass praktisch keine neuen Sommerköge oder -polder mehr eingedeicht werden.

Während einige Sommerköge im Zuge von Küstenschutzprojekten wie beispielsweise der Barlter Sommerkoog in der Meldorfer Bucht oder die Hauener Hooge nahe Greetsiel bei der Errichtung der Leyhörn mittels eines vorgelagerten Hauptdeichs "landfest" gemacht wurden, wurde an anderen Stellen der Sommerdeich teilweise oder in Gänze abgetragen, damit sich die Flächen durch regelmäßige Überflutung und dem damit verbundenen Salzeintrag wieder renaturieren können.[6] Beispielhaft sei hier die Renaturierung des Langeooger Sommerpolders erwähnt.[7][8] Als weitere Beispiele für den Rückbau bestehender Sommerdeiche sind u. a. Maßnahmen beim Lütetsburger Sommerpolder, dem Sommergroden/-polder vor Cappel-Neufeld im Land Wursten/Niedersachsen oder am Langwarder Groden (Halbinsel Butjadingen) zu nennen.[9][10][11][12][13]

Gelegentlich werden auch als Überschwemmungsgebiete ausgewiesene Flächen im Binnenland an Flüssen offiziell als Sommerpolder bezeichnet. Diese Benennung ist insofern irreführend, da Hochwasser an Flüssen sich nicht auf bestimmte Jahreszeiten beschränkt. Sinnvoller wäre hier die Bezeichnung Über-/ Flutungspolder.[14]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fachpläne Küstenschutz-Glossar Küstenschutz (Memento vom 18. Juli 2012 im Internet Archive) auf der Homepage des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein
  2. Satzung (Memento vom 27. September 2011 im Internet Archive) des Deich- und Hauptsielverbands Dithmarschen (online), §2
  3. Webseite des niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN)
  4. Homepage des Gewerbe- und Handelsvereins der Gemeinde Elsfleth e.V.
  5. Die Funktion von Sommerpoldern aus der Sicht des Küstenschutzes Veröffentlichung von Nicole von Lieberman und Stephan Mai, PDF-Datei
  6. Naturschutzgebiet Leyhörn auf der Homepage des NLWKN
  7. Beschreibung der Maßnahme. (PDF) In: www.icbm.de. Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 6. März 2023.@1@2Vorlage:Toter Link/www.icbm.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  8. Vegetationskundliche und paläoökologische Untersuchungen im Sommerpolder auf Langeoog. (PDF) In: eagle.icbm.uni-oldenburg.de. Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 6. März 2023.@1@2Vorlage:Toter Link/eagle.icbm.uni-oldenburg.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  9. Homepage des NLWKN
  10. Mareike Steffens und Jan Barkowski: Meeresstation Wilhelmshaven, Vegetationskundliche und paläoökologische Untersuchungen im Sommerpolder auf Langeoog. (PDF) In: eagle.icbm.uni-oldenburg.de. Institut für Geobotanik der Universität Hannover, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 6. März 2023.@1@2Vorlage:Toter Link/eagle.icbm.uni-oldenburg.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  11. [1] Dokumentation: SKN – 14 M Ausbau der Außenweser- vegetationskundliche Begleituntersuchung: Kompensationsmaßnahme "Cappel-Süder-Neufeld 2007" von Dr. Hans-Gerhard Kulp im Auftrag des Wasser- und Schifffahrtsamts Bremerhaven, November 2007, PDF-Datei
  12. Renaturierung an der Wurster Küste auf der Homepage des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer
  13. Butjenter kämpfen um ihren Deich ein Beispiel für den Widerstand der Bevölkerung gegen eine Renaturierung auf Ndr.de
  14. Pressemitteilung. (PDF) In: ewww.mugv.brandenburg.de. Ministerium für ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz (MUGV), ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 6. März 2023.@1@2Vorlage:Toter Link/www.mugv.brandenburg.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)