St. Laurentius ist eine zweischiffige Kirche ohne Querschiff mit Westquerturm und tief herunterhängendem Dach. Das Seitenschiff verfügt über Emporen. In die Außenmauern sind ovale Rundfenster eingebaut. Das Hauptschiff besitzt ein Tonnengewölbe.
Aus der Zeit der Errichtung der Pfarrkirche St. Laurentius (um 1140) ist noch der Westquerturm mit Satteldach weitgehend unverändert erhalten. Er ist romanisch und hat Schallöffnungen in Form einer Doppelarkade mit einer Säule. 1570 wurde das Kirchenschiff nach Osten verlängert, ein dreiseitiger Chorabschluss[1] angebaut und ein hölzernes Tonnengewölbe eingezogen. 1690 erfolgte ein erneuter wesentlicher Umbau mit einer Erweiterung um Seitenkapellen an der Südseite und dem Anbau eines nördlichen Seitenschiffs. 1751 wurde das Seitenschiff durch Einbau von Emporen erhöht.
1984 zerstörte ein Brand die Kirche und beraubte sie großer Teile ihrer Ausstattung. Der Wiederaufbau bis zur erneuten Weihe 1991 erfolgte in schlichter Art und Weise. 1996 wurde durch Orgelbau Reinhard Hüfken wieder eine Orgel eingebaut.
St. Laurentius war ehemals Pfarrkirche der halleschen Vorstadt Neumarkt, ursprünglich ein Dorf, das sich um das ehemalige Kloster Neuwerk der Augustinerchorherren (Gründung des Stiftes 1116, aufgelöst 1531) angesiedelt hatte. Das Kloster ist heute vollständig verschwunden. Die Steine wurden zum Bau der Neuen Residenz verwendet.[1] Heute ist die Kirche von einem alten, an den Botanischen Garten angrenzenden Friedhof umgeben, auf dem u. a. hallesche Universitätsgelehrte und andere Persönlichkeiten beigesetzt wurden. Zum Friedhof gehören einige Ehrengräber und aus anderen Gründen erhaltenswerte Gräber. Dazu gehören u. a. die folgenden Grabstellen:
Neben dem 1116 gegründeten Kloster Neuwerk (Augustiner-Chorherren) entstand eine Siedlung, die 1121 als „Villa Nova“ bezeichnet dem Kloster übereignet wurde und später den Namen Neumarkt trug. Vermutlich um 1140 wurde die Pfarrkirche St. Laurentius geweiht. Bis zur Reformation (1547) hielten die Augustinermönche die heilige Messe ab. Zwischen 1528 und 1531 wurde das Kloster Neuwerk aufgelöst. Der Flecken Neumarkt mitsamt seiner Kirche kam 1530 zum erzbischöflichen Amt Giebichenstein. Dies änderte sich erst mit der Eingemeindung nach Halle im Jahr 1817.
Das früheste Zeugnis einer Orgel in dieser Kirche findet sich in Visitationsakten aus dem Jahre 1696. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits über 100 Jahre alt und reparaturbedürftig. Es handelte sich um ein zweimanualiges Werk mit Pedal. Aufgestellt war sie nicht an der Westseite der Kirche, sondern über dem Altar. Daneben stand für Eheschließungen ein Regal zur Verfügung.
1714 entschloss sich die Gemeinde zum Bau einer neuen Orgel, der Vertrag wurde am 12. September des gleichen Jahres mit dem Orgelbauer Christian Joachim aus Halle geschlossen. 1715 wurde die Orgel fertiggestellt. Sie besaß folgende Disposition:
1860 wurde die Orgel, um den musikalischen Bedürfnissen der Gemeinde nachzukommen, durch einen Neubau romantischen Stils ersetzt. Die Arbeiten führte Orgelbauer August Ferdinand Wäldner aus.[2]
Bereits 1927 wurde durch den Orgelbauer Wilhelm Rühlmann aus Zörbig wieder eine neue Orgel anstelle der alten eingebaut. Sie besaß einen freistehenden Pfeifenprospekt.
Orgel von 1927 (Rühlmann)
I Manual
1.
Bordun
16′
2.
Prinzipal
8′
3.
Rohrflöte
8′
4.
Gambe
8′
5.
Oktave
4′
6.
Flauto harmonique
4′
7.
Hohlflöte
8′
8.
Kornett III
9.
Mixtur III-IV
10.
Trompete
8′
II Manual
11.
Lieblich Gedackt
16′
12.
Gemshorn
8′
13.
Flauto traverso
8′
14.
Aeoline
8′
15.
Vox coelestis
8′
16.
Geigenprinzipal
8′
17.
Fugara
4′
18.
Flauto amabile
4′
19.
Sesquialtera II
20.
Cello
8′
21.
Mixtur III
22.
Oboe
8′
Pedal
23.
Violon
16′
24.
Subbass
16′
25.
Zartgedackt
16′
26.
Prinzipalbass
8′
27.
Oktave
4′
28.
Flautino
2′
29.
Fagott
16′
30.
Clairon
4′
1934 wurde die Orgel umgebaut.
Disposition nach dem Umbau von 1934
I Manual
1.
Bordun
16′
2.
Prinzipal
8′
3.
Rohrflöte
8′
4.
Quintadena
8′
5.
Oktave
4′
6.
Flauto harmonique
4′
7.
Flachflöte
2′
8.
Kornett III
9.
Mixtur III-IV
10.
Trompete
8′
II Manual
11.
Lieblich Gedackt
16′
12.
Gemshorn
8′
13.
Flauto traverso
8′
14.
Aeoline
8′
15.
Vox coelestis
8′
16.
Geigenprinzipal
4′
17.
Flauto amabile
4′
18.
Sesquialtera II
19.
Sifflöte
1′
20.
Mixtur III
21.
Oboe
8′
22.
Krummhorn
4′
Pedal
23.
Violon
16′
24.
Subbass
16′
25.
Zartgedackt
16′
26.
Prinzipalbass
8′
27.
Oktave
4′
28.
Flautino
2′
29.
Fagott
16′
30.
Clairon
4′
1962 war die Kirchenmusikschule Halle auf der Suche nach Übeinstrumenten für ihre Studenten, die Kirche eignete sich wegen ihrer Lage abseits von Wohnungen für eine Nutzung, die Orgel aber nicht. Am 10. April 1962 schlossen Gemeinde und Musikschule einen Vertrag. Darin wurde ein Orgelneubau beschlossen. Die Orgel sollte der Musikschule gehören, der Gemeinde aber für Gottesdienste und Veranstaltungen kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Sie wurde am 31. Oktober 1964 fertiggestellt.
Die Orgel wurde im Brand des Jahres 1984 mit der Kirche zerstört. Nach dem Wiederaufbau der Kirche erfolgte der Neubau der Orgel durch Orgelbau Reinhard Hüfken. Die neue Orgel wurde am 1. Mai 1994 eingeweiht. Zu diesem Zeitpunkt waren die Register des Rückpositivs und des Pedales fertiggestellt. 1997 wurde die gesamte Orgel in Dienst genommen, einige Register der alten Orgel wurden in das Rückpositiv der neuen Orgel integriert.[3]
Bei einer Brandstiftung 1984 wurden die beiden Glocken aus den Jahren 1467 und 1602 beschädigt. Sie stehen heute in der Kirche. Die Glocke aus dem Jahr 1467 wiegt 1.100 kg, ist ungewöhnlich schlank und hat eine außergewöhnlich große, aus sechs Henkeln bestehende Krone. Die Glocke stürzte beim Brand der Kirche aus dem Glockenstuhl. 2001 wurde versucht sie zu restaurieren, jedoch stellte sich heraus, dass sie irreparabele Schäden erlitten hatte. Am Ostermontag 2002 konnten die neuen Glocken geweiht werden.[4] Im Turm hängt heute ein dreistimmiges Geläut im Holzglockenstuhl an Holzjochen.[5]
↑Hans-Joachim Falkenberg: Zwischen Romantik und Orgelbewegung – Die Rühlmanns. Ein Beitrag zur Geschichte mitteldeutscher Orgelbaukunst 1842–1940. Hrsg.: Hans-Joachim Falkenberg. Orgelbau-Fachverlag Rensch, Lauffen 1995, ISBN 3-921848-19-9, S.11.