Stammersdorfer Zentralfriedhof

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Stammersdorfer Zentralfriedhof, Verwaltung
Stammersdorfer Zentralfriedhof, Halle 1
Stammersdorfer Zentralfriedhof, Halle 2

Der Stammersdorfer Zentralfriedhof (auch: Friedhof Stammersdorf Zentral) ist ein Friedhof im Bezirksteil Stammersdorf des 21. Wiener Gemeindebezirks Floridsdorf. Er wird von der Friedhöfe Wien GmbH verwaltet.

Der Stammersdorfer Zentralfriedhof liegt im Nordosten des 21. Wiener Gemeindebezirks an der Stammersdorfer Straße 244–260. Der Friedhof wird im Osten von einem Grenzweg zwischen Wien und Niederösterreich und im Norden von der Stammersdorfer Straße begrenzt. Im Westen grenzt er an den Kleingartenverein Stammersdorf, im Süden an Grünflächen, Einfamilienhäuser und einen Acker. Der historische Ortskern von Stammersdorf befindet sich etwa 2 Kilometer westlich des Friedhofs.

Der Stammersdorfer Zentralfriedhof umfasst eine Fläche von 192.970 m² und beherbergt 23.034 Grabstellen.[1] Damit ist er flächenmäßig der fünftgrößte städtische Friedhof Wiens. Trotz seiner Größe ist er aufgrund der Lage direkt an der Stadtgrenze nur durch den Regionalbus Linie 125 an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen.

An der Nordseite des Friedhofs befinden sich der Haupteingang und drei große Gebäude: (I) das im Heimatschutzstil gehaltene und mit Walmdächern versehene Gebäude der Friedhofsverwaltung, in dem auch ein öffentliches WC untergebracht ist; unmittelbar östlich davon steht (II) die in ihren äußeren Formen an eine neugotische Backsteinkapelle erinnernde und für die Aufbahrung Verstorbener genutzte Halle 1; wiederum östlich davon schließt (III) die moderne, aber den Baustil des Friedhofsverwaltungsgebäudes imitierende Halle 2 an, die ebenfalls zur Aufbahrung Verstorbener vorgesehen ist.

Der Stammersdorfer Zentralfriedhof verfügt über eine der acht Filialen der Friedhofsgärtnerei der Friedhöfe Wien GmbH. Im östlichen und westlichen Teil des Friedhofs befindet sich je ein Urnenhain.

In einer anderen Abteilung findet man die Heldengräber der Gefallenen der Roten Armee und der verstorbenen sowjetischen Besatzungssoldaten. Belegt wurde dieser beim Urnenfriedhof gelegene Soldatenfriedhof von 1945 bis 1945 mit Gruppen- und Einzelgräbern. Für 105 Todesopfer des Brünner Todesmarsches 1945 wurde in der Gruppe 3 ein Massengrab angelegt.

Blick über den Stammersdorfer Zentralfriedhof
Urnenfriedhof auf dem Stammersdorfer Zentralfriedhof

Als sich 1894 die Orte Jedlesee, Neu-Jedlersdorf, Donaufeld und Floridsdorf zur Großgemeinde Floridsdorf zusammenschlossen, war eine der von ihren politischen Vertretern gestellten Bedingungen die Auflassung der bisherigen Ortsfriedhöfe. Statt diesem sollte für diese Orte ein zentraler Friedhof in geeigneter Lage abseits der bewohnten Gebiete errichtet werden. Entsprechende Projekte wurden zunächst in Leopoldau und Jedlesee verfolgt, doch scheiterten diese in Leopoldau am geforderten Grundstückspreis und in Jedlesee am Einspruch von Stift Klosterneuburg als Grundbesitzer. Hingegen erklärte sich die Gemeinde Stammersdorf 1901 bereit, zwei Grundstücke in geeigneter Größe und Lage für 66.772 Kronen zur Errichtung des zentralen Friedhofs zu verkaufen. Die Stammersdorfer Bevölkerung hatte ihre Toten ursprünglich am Stammersdorfer Pfarrfriedhof bei der Pfarrkirche beerdigt, ab 1833 hatte der damals neu errichtete Stammersdorfer Ortsfriedhof als Begräbnisstätte gedient.

Ab 1902 führte Karl Frömmel die Bauten für den neuen zentralen Friedhof nach Plänen von Oskar Mratschek aus. Am 27. Mai 1903 wurde die Anlage kirchlich geweiht und am 1. Juni 1903 offiziell eröffnet, gleichzeitig wurden der Floridsdorfer Ortsfriedhof, der Jedleseer Friedhof und der Donaufelder Friedhof geschlossen.

In den Jahren nach der Eröffnung des Friedhofs wurde zunächst der mittlere Teil des Areals bei der neugotischen Halle 1 mit Grabstätten belegt. Mit 1. Jänner 1906 übernahm die Gemeinde Wien die Verwaltung des Friedhofs und benannte ihn in Friedhof in Stammersdorf um, 1920 wurde er als Stammersdorfer Friedhof neben dem Wiener Zentralfriedhof zum zweiten Hauptfriedhof der Stadt bestimmt. 1925 wurde das Friedhofsareal wesentlich vergrößert und die Halle 2 hinzugefügt, gleichzeitig erfolgte die Rückbenennung in Stammersdorfer Zentralfriedhof.

Mit wachsender Beliebtheit der Feuerbestattung wurde 1928 auch auf dem Stammersdorfer Zentralfriedhof eine Urnennischenanlage sowie eine Urnenbegräbnisstätte errichtet, die ab dem 2. Jänner 1929 belegt wurden.

In den Jahren 1964 bis 1966 wurde die Halle 2 umgebaut und mit einer eigenen Feuerbestattungsanlage ausgestattet, welche bis 1981 im Regelbetrieb war (siehe unten). Ende der 1980er Jahre wurden beide Aufbahrungshallen des Stammersdorfer Zentralfriedhofs nach Plänen von Christof Riccabona saniert und umgebaut, unter anderem wurde die Altarwand in der Halle 2 mit einem Goldmosaik von Hermann Bauch junior ausgestaltet. In den Jahren 2001 bis 2002 wurde die Feuerbestattungsanlage entfernt und die bisher dafür genutzten Räumlichkeiten in der Halle 2 für das Personal der Friedhofsgärtnerei adaptiert.

Heute verfügt die Halle 1 über eine Nutzfläche von 130 m², die Halle 2 über eine Nutzfläche von 145 m². Durch ihre flexible Ausstattung können Verabschiedungszeremonien sowohl für die Erd- als auch für Feuerbestattungen abgehalten werden.

Das an die Halle 2 angebaute ehemalige Krematorium auf dem Stammersdorfer Zentralfriedhof

Das Krematorium auf dem Stammersdorfer Zentralfriedhof wurde von 1964 bis 1966 als Anbau an die bestehende Halle 2 errichtet und verfügte über zwei mit Gas betriebene Verbrennungsöfen. Es war seinerzeit das siebte Krematorium, das in Österreich in Betrieb genommen wurde. Die Änderungen im katholischen Kirchenrecht bezüglich Feuerbestattungen 1963 sowie die zunehmende Besiedlung der Bezirke am linken Donauufer hatten die Wiener Stadtregierung zu dieser Entscheidung veranlasst. Es sollte damit eine Möglichkeit geschaffen werden, Feuerbestattungen auch in dem am linken Donauufer gelegenen und an Bevölkerung wachsenden Teil Wiens durchzuführen, da dies bislang nur in der Feuerhalle Simmering beim Wiener Zentralfriedhof möglich war.

Neben der Errichtung der eigentlichen Einäscherungsanlage als Anbau an die bestehende Halle 2 wurde auch die Halle selbst so umgebaut, dass dort Trauerfeiern sowohl für Erd- als auch für Feuerbestattungen stattfinden konnten. Die technische Planung dieser Umbauten erfolgte durch Josef Strelec, die künstlerische Gestaltung durch Erich Boltenstern, der zuvor bereits die Pläne für die Feuerhalle Graz und die Feuerhalle Villach erstellt hatte. Ein Beton-Dickglasfenster an der Stirnseite des Vorraums wurde von Hermann Bauch geschaffen, ein großes Stahlkreuz außerhalb der Halle von Walter Schulz.

Da in den folgenden Jahrzehnten die Zahl der Feuerbestattungen in Wien nicht im erwarteten Umfang anstieg, erwies sich der Betrieb von zwei Krematorien in der Stadt aus wirtschaftlichen Gründen als nicht sinnvoll. Der Betrieb des Krematoriums auf dem Stammersdorfer Zentralfriedhof wurde deshalb zunächst probeweise am 7. September 1981 eingestellt und lediglich während der Jahre 1984 bis 1986, als die Feuerhalle Simmering neue Verbrennungsöfen erhielt, wieder aufgenommen.

In den Jahren 2001 bis 2002 wurde die inzwischen stillgelegte und seit Jahren nicht mehr gewartete Feuerbestattungsanlage schließlich ganz entfernt und die bis dahin von den beiden Verbrennungsöfen belegten Räumlichkeiten als Arbeits- und Waschräume für das Personal der Friedhofsgärtnerei adaptiert. Heute erinnern in der Halle 2 nur mehr einige technische Details wie die Dimensionierung der Gashauptleitung und eigene Gaszähler an die frühere Verwendung.

Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten

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Grabmal von Alfred Ebenbauer

Ehrenhalber gewidmete Gräber

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Der Stammersdorfer Zentralfriedhof weist fünf ehrenhalber gewidmete Gräber auf.[2]

Name Lebensdaten Tätigkeit
Anton Anderer 1857–1936 Letzter Bürgermeister von Floridsdorf
Alfred Ebenbauer 1945–2007 Germanist und Literaturwissenschaftler
Franz Hoß 1866–1947 Vizebürgermeister von Wien
Johann Pospischil 1883–1934 Opfer des Februaraufstands von 1934
Emil Scholz 1852–1930 Bezirksvorsteher-Stellvertreter

Gräber weiterer Persönlichkeiten

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Weitere bedeutende Persönlichkeiten, die am Stammersdorfer Zentralfriedhof begraben sind:

Name Lebensdaten Tätigkeit
Friedrich Beyer 1929–2010 Jazzmusiker
Otmar Emerling 1924–2015 Politiker
Ernst Fiala 1940–2006 Fußballspieler
Karl Friedl 1884–1955 Politiker
Friedrich Gschweidl 1901–1970 Fußballspieler
Rudolf Hiden 1909–1973 Fußballspieler
Viktor Hierländer 1900–1981 Fußballspieler
Egon von Jordan 1902–1978 Schauspieler
Peter Jung 1955–2003 Militärhistoriker und Staatsarchivar
Wanda Kuchwalek 1947–2004 Zuhälterin
Erna Musik 1921–2009 Sozialdemokratin, Holocaust-Überlebende
Ernst Ogris 1967–2017 Fußballspieler
Anton Polaschek 1855–1912 Gymnasialprofessor in Czernowitz und Wien
Johann Riegler 1929–2011 Fußballspieler
Walter Rirsch 1918–1982 Fußballspieler
Hermine Riss 1903–1980 Gerechte unter den Völkern
Ernst Rudelitsch 1940–2007 Miliz-Vizeleutnant
Kurt Schaffer 1928–2013 Volksmusiker[3]
Helmut Schicketanz 1930–1975 Kabarettist
Rudolf Schwaiger 1924–1979 Bildhauer
Hans Seper 1924–2004 Technikhistoriker
Karl Stoiber 1907–1994 Fußballspieler
Toni Strobl 1925–2006 Kabarettist
Karl Stuhlpfarrer 1941–2009 Historiker
Willy Meerwald 1924–2005 Musiker
Karl Wörister 1946–2016 Soziologe
Hilde Zimmermann 1920–2002 Widerstandskämpferin und politische Aktivistin
Rudolf Zöhrer 1911–2000 Fußballspieler
  • Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Falter Verlag, Wien 2004, ISBN 3-85439-335-0.
Commons: Stammersdorfer Zentralfriedhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Stammersdorfer Zentralfriedhof@1@2Vorlage:Toter Link/www.friedhoefewien.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf den Seiten der Friedhöfe Wien GmbH, abgerufen am 28. Jänner 2009
  2. Friedhöfe Wien GmbH – Ehrenhalber gewidmete Gräber des Stammersdorfer Zentralfriedhofs (PDF; 66 kB), April 2008 (abgerufen am 28. Jänner 2009)
  3. Bekanntmachung des Begräbnisses (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive)

Koordinaten: 48° 17′ 42″ N, 16° 26′ 12,8″ O