Tijucas do Sul

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Município de Tijucas do Sul
Tijucas do Sul

Stadttor
Tijucas do Sul (Brasilien)
Tijucas do Sul (Brasilien)
Tijucas do Sul
Koordinaten 25° 56′ S, 49° 11′ WKoordinaten: 25° 56′ S, 49° 11′ W
Lage des Munizips im Bundesstaat Paraná
Symbole
Wappen
Flagge
Gründung 14. Dezember 1952Vorlage:Infobox Ort in Brasilien/Wartung
Basisdaten
Staat Brasilien
Bundesstaat Paraná
Região intermediária Curitiba (seit 2017)
Região imediata Curitiba (seit 2017)
Mesoregion Metropolitana de Curitiba (1989–2017)
Mikroregion Rio Negro (1989–2017)
Höhe 927 m
Klima gemäßigt warm (Cfb)
Fläche 672 km²
Einwohner 17.295 (IBGE-Schätzung zum 30. Juni 2021)
Dichte 25,7 Ew./km²
Gemeindecode IBGE: 4127601
Politik
Stadtpräfekt José Altair Moreira (2021–2024)
Partei PP
Wirtschaft
BIP 328,4 Mio. R$Vorlage:Infobox Ort in Brasilien/Wartung
19.467 R$ pro Kopf
(2019)
HDI 0,636 (mittel) (2010)
Karte

Tijucas do Sul ist ein brasilianisches Munizip im Südosten des Bundesstaats Paraná. Es hatte 2021 geschätzt 17.295 Einwohner, die sich Tijucaner-do-Sul nennen. Seine Fläche beträgt 672 km². Es liegt 927 Meter über dem Meeresspiegel.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name geht auf das Vorhandensein von Tümpeln und schlammigen Gebieten mit schwarzem Lehm zurück, die von den Ureinwohnern Tijuca genannt wurden.

Im Jahr 1882 wurde unter Anrufung der Nossa Senhora das Dores eine Pfarrei mit der Bezeichnung Ambrósios als Bezirk des Munizips São José dos Pinhais gegründet.

Nach Ende der Föderalistischen Revolution entstand dort eine neue Siedlung. Sie erhielt 1938 den Namen Tijucas. Im Dezember 1943 wurde sie in Aruatã umbenannt. Mit der Erhebung zum Munizip wurde sie wieder Tijucas genannt, wobei der Zusatz do Sul der Unterscheidung von dem gleichnamigen Munizip in Santa Catarina diente.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Urbevölkerung und Goldsucher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor der Ankunft der Europäer war das Gebiet von Tijucas do Sul von Kaingang und Tupi-Guarani bewohnt. Nach der Entdeckung Brasiliens ließen sich Leute aus São Paulo, São Vicente und Portugal auf ihrer Suche nach Gold in kleinen Ansiedlungen nieder. Im Laufe der Zeit wurden diese zu Dörfern und Städten. Arraial Grande war eine der von Goldsuchern gegründeten Siedlungen, aus denen die Stadt Curitiba (1693), die Stadt São José dos Pinhais (1853) und die Stadt Tijucas do Sul (1951) hervorgingen.[2]

Tropeiros[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Region diente als direkter Verbindungspunkt zwischen Curitiba und São Francisco do Sul. Her verlief der Caminho dos Ambrósios, ein Teil des Caminho das Tropas, der von den Tropeiros für den Transport von Waren genutzt wurde.[2]

Europäische Einwanderung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Unterzeichnung der Lei Áurea 1888, mit der die Sklaverei abgeschafft wurde, bestand die Lösung für die Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft darin, die Einwanderung für Europäer zu öffnen, die als freie Arbeitskräfte kamen. Diese Einwanderer kamen auf der Flucht vor der Armut, die in Europa immer mehr um sich griff. Sie wurden gruppenweise in Kolonien untergebracht. Einige Familien konnten sich in ihren ursprünglichen Kolonien nicht anpassen und verließen diese auf der Suche nach neuen Orten. Das waren die Einwanderer, die nach Tijucas do Sul kamen. Die meisten von ihnen waren Polen, die in Lagoinha, Rio Abaixo, Rio de Una und Saltinho neue Orte zum Sich-Niederlassen fanden.[2]

Föderalistische Revolution 1893 bis 1895[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 19. Jahrhundert war Tijucas do Sul Schauplatz der föderalistischen Revolution von 1893 zwischen Pica-Paus (Legalisten, deutsch: Buntspechte) und Maragatos (Revolutionären aus Rio Grande do Sul), die als der gewalttätigste Bürgerkrieg Brasiliens gilt. Das 8. Kavallerie-Bataillon kam im Oktober 1893 von Curitiba an die Grenze zu Santa Catarina. Es kampierte in Povoação, wo es die Häuser verlassen vorfand, weil die Bewohner am Vortag aus Angst geflohen waren. Es entbrannten heftige Kämpfe, die acht Tage lang andauerten, bis sich die Pica-Paus im Januar 1894 zurückzogen. Der Widerstand in Tijucas do Sul und in Lapa war entscheidend für den schlussendlichen Sieg der Legalisten und die Konsolidierung der neu gegründeten Republik.[2]

Erhebung zum Munizip[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tijucas do Sul wurde durch das Staatsgesetz Nr. 790 vom 14. November 1951 aus São José dos Pinhais ausgegliedert und in den Rang eines Munizips erhoben. Es wurde am 14. Dezember 1952 als Munizip installiert.[1]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fläche und Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tijucas do Sul liegt auf dem Primeiro Planalto Paranaense (der Ersten oder Curitiba-Hochebene von Paraná).[3] Seine Fläche beträgt 672 km².[4] Es liegt auf einer Höhe von 927 Metern.[5]

Vegetation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Biom von Tijucas do Sul ist Mata Atlântica.[4]

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Klima ist gemäßigt warm. Es werden hohe Niederschlagsmengen verzeichnet (2012 mm pro Jahr). Im Jahresdurchschnitt liegt die Temperatur bei 17,2 °C. Die Klimaklassifikation nach Köppen und Geiger lautet Cfb.[6]

Gewässer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tijucas do Sul liegt im Einzugsgebiet des Rio Iguaçu und des Atlantik. Der linke Iguaçu-Nebenfluss Rio Negro bildet die südliche Grenze des Munizips. Er entspringt im Südosten des Munizips auf 1324 m Höhe am Westhang des Morro do Munhoz (1423 m). Die nordwestliche Grenze bildet der rechte Negro-Nebenfluss Rio da Várzea. Entlang der nordöstlichen Grenze fließt der Rio São João von der Serra do Mar zum Rio Cubatão, der wiederum direkt zum Atlantik fließt. Der São João wird im Nordosten des Munizips mit der Talsperre Votorossa aufgestaut.

Straßen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tijucas do Sul ist über die PR-281 an die BR-376 angebunden, die das Munizip im Norden durchquert.

Nachbarmunizipien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mandirituba São José dos Pinhais
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Guaratuba
Agudos do Sul Campo Alegre (Santa Catarina)

Stadtverwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister: José Altair Moreira, PP (2021–2024)

Vizebürgermeister: Claudemir Pereira da Rocha, PROS (2021–2024)[7]

Demografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner Stadt Land
1960 12.751 8 % 92 %
1970 7.848 5 % 95 %
1980 8.001 10 % 90 %
1991 10.224 12 % 88 %
2000 12.260 15 % 85 %
2010 14.537 16 % 84 %
2021 17.295

Quelle: IBGE, bis 2010: Volkszählungen[8] und für 2021: Schätzung[4]

Ethnische Zusammensetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gruppe* 1991 2000 2010 wer sich als …
Weiße 89,7 % 82,9 % 71,7 % weiß bezeichnet
Schwarze 1,8 % 4,3 % 4,1 % schwarz bezeichnet
Gelbe 0,3 % 0,0 % 0,6 % von fernöstlicher Herkunft wie japanisch, chinesisch, koreanisch etc. bezeichnet
Braune 8,1 % 12,6 % 23,2 % braun oder als Mischung aus mehreren Gruppen bezeichnet
Indigene 0,1 % 0,1 % 0,5 % Ureinwohner oder Indio bezeichnet
ohne Angabe 0,1 % 0,0 % 0,0 %
Gesamt 100,0 % 100,0 % 100,0 %
*) Das IBGE verwendet für Volkszählungen ausschließlich diese fünf Gruppen. Es verzichtet bewusst auf Erläuterungen. Die Zugehörigkeit wird vom Einwohner selbst festgelegt.[9]

Quelle: IBGE (Stand: 1991, 2000 und 2010)[10]

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An Naturschönheiten finden sich in der Region die Quellen des Rio Negro und des Rio da Várzea mit mehreren Wasserfällen sowie Gebirgszüge, Täler und Stauseen. Das subtropische Klima und die Landschaft begünstigen die Zucht von Pferden verschiedener Rassen und fördern den ländlichen und ökologischen Tourismus. Derzeit gibt es vier ausgewiesene Rundwanderwege: Circuito Cachoeiras do Saltinho, Circuito Orgânicos da Serra, Caminho dos Ambrósios und Circuito do Cogumelo Champignon. Die Naturspaziergänge bieten den Besuchern die Möglichkeit, die landschaftlichen Schönheiten kennen zu lernen und Produkte und Kunsthandwerk der Gemeinde zu erwerben.

Die Gemeinde wurde von dem aus Österreich stammenden Künstler Sergius Erdelyi zu seinem Wohnsitz erkoren. Seit Mitte der 1970er Jahre lebte er in Tijucas do Sul, wo er mehr als 4000 katalogisierte und registrierte Werke hinterlassen hat. Mehrere dieser Werke sind in Kirchen, Kapellen, öffentlichen Einrichtungen und Museen zu sehen.[2]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landwirtschaft und Extrativismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wirtschaft des Ortes basiert auf Landwirtschaft und Viehzucht, insbesondere auf dem Anbau von Mais, Kartoffeln, Sojabohnen, Bohnen, biologischem Anbau, Champignons und Erdbeeren. Hinzu kommt der Abbau von Ton und Kaolin sowie die Gewinnung von Holz und Mate. Die Industrialisierung ist zwar gering, aber sie entwickelt sich langsam.[2]

Kennzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner von 19.467,06 R$ (rund 4.300 €)[11] lag Tijucas do Sul 2019 an 350. Stelle der 399 Munizipien Paranás.[12]

Sein mittelhoher Index der menschlichen Entwicklung von 0,636 (2010) setzte es auf den 376. Platz der paranaischen Munizipien.[13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tijucas do Sul – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b História Tijucas do Sul PR. In: @Cidades. IBGE, abgerufen am 20. Juli 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  2. a b c d e f Cidade / Panorama do Município. In: Offizielle Website. Prefeitura Municipal de Tijucas do Sul, abgerufen am 20. Juli 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  3. Reinhard Maack, Marcos Augusto Enrietti: Mapa Geolôgico do Estado do Paraná. JOINT RESEARCH CENTRE der Europäischen Kommission / European Soil Data Centre (ESDAC), 1953, abgerufen am 11. Januar 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  4. a b c Panorama Tijucas do Sul. In: @Cidades. IBGE, abgerufen am 20. Juli 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  5. Google Maps Koordinaten einfach und schnell finden. mapccordinates.net (Service der Vivid Planet Software GmbH Internet Agentur und Webdesign Salzburg), abgerufen am 20. Juli 2022.
  6. Klima Tijucas do Sul: Wetter, Klimatabelle & Klimadiagramm. In: climate-data.org. de.climate-data.org, abgerufen am 1. Juli 2022.
  7. Prefeito e vereadores de Tijucas do Sul tomam posse; veja lista de eleitos. In: g1. Globo, 1. Januar 2021, abgerufen am 20. Juli 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  8. Evolução da divisão territorial do Brasil 1872–2010 / População por município - 1872-2010 (= IBGE [Hrsg.]: Documentos para disseminação. Memória institucional. Nr. 17). 2013, ISBN 978-85-240-4208-9, ISSN 0103-6459, Evolução da população, segundo os municípios – 1872/2010, S. 232 (brasilianisches Portugiesisch, gov.br [MS Excel; 3,1 MB; abgerufen am 7. April 2022]).
  9. IBGE: Manual do Recenseador. Rio de Janeiro 2009, S. 152 (brasilianisches Portugiesisch, 254 S., gov.br [PDF; 7,0 MB; abgerufen am 17. Oktober 2022] Anweisung an den Zähler: „Falls die Aussage nicht einer der in der Frage genannten (fünf) Alternativen entspricht, lesen Sie die Optionen noch einmal vor, damit die Person sich in diejenige einordnen kann, die sie für am geeignetsten hält. Sie sollten zu keinem Zeitpunkt die Antwort des Befragten beeinflussen … Indigen wird angekreuzt für die Person, die sich selbst als indigen oder indianisch (portugiesisch: índia) bezeichnet.“).
  10. IBGE: Sistema IBGE de Recuperação Automática – SIDRA: Tabela 2093. Abgerufen am 22. April 2021 (brasilianisches Portugiesisch, "Download" anklicken (ca. 116.000 Werte) oder: Datenbankabfrage, Suchbegriffe Tijucas do Sul und Cor ou raça).
  11. Euro - Real. finanzen.net GmbH, Karlsruhe, 31. Dezember 2019, abgerufen am 20. Juli 2022 (Kurs 2019 bei 4,50 R$/€).
  12. Produto Interno Bruto dos Municípios / PIB per capita / Série revisada / 2019. In: Pesquisas. IBGE, abgerufen am 20. Juli 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
  13. Índice de Desenvolvimento Humano. In: Pesquisas / IDH (2010). IBGE, abgerufen am 20. Juli 2022 (brasilianisches Portugiesisch).