Tilman und Karl-Friedrich König

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Tilman König (* 6. Oktober 1979 in Erfurt) und Karl-Friedrich König (* 14. September 1982 in Erfurt) sind deutsche Filmregisseure und Filmproduzenten, die häufig im Bereich des Independent-Films arbeiten. In ihren Spiel- und Dokumentarfilmen führen sie oft gemeinsam Regie.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tilman und Karl-Friedrich König sind Söhne des Jugendpfarrers Lothar König und Brüder der Politikerin Katharina König-Preuss. Als Stipendiat an der Waseda-Universität Tokio drehte Tilman König 2001 und 2002 mehrere Filme mit der SHINAKEN Filmgruppe. 2002 gründeten Tilman und Karl-Friedrich König an der Universität Leipzig die Filmgruppe Cinemabstruso, über die sie eine Reihe von Filmen drehten, die auf Festivals liefen und mehrere Preise gewannen.[1]

Im Zuge der Bildungsstreiks 2003/2004 an verschiedenen deutschen Universitäten drehten sie 2004 bei einer Performance öffentlich unter dem Karl-Marx-Relief mit Studierenden einen „Streikporno“, der national und international für Aufsehen sorgte.[2]

Von 2006 bis 2013 kuratierten sie das internationale Filmfestival Nacht des radikalen Films, bei dem experimentelle und politische Kurzfilme gezeigt wurden.[3]

Beide Brüder absolvierten das von der Mitteldeutschen Medienförderung und dem Freistaat Thüringen geförderte Nachwuchsprogramm TP2 Talentpool für angehende Regisseure, Drehbuchautoren und Produzenten. Karl-Friedrich König arbeitete bei dem Programm auch als Tutor.[4]

In ihren Filmen beschäftigen sich die Brüder häufig mit den Themen Migration, Rassismus, Einsamkeit und Individualität. Teil ihrer künstlerischen Arbeitsweise sind der bewusste Einsatz von Laien-Schauspielern und Improvisation. Viele ihrer Spielfilme haben einen satirischen oder grotesken Charakter und vermischen mehrere Genres.

Die 2016 erschienene Spielfilm-Groteske Der schwarze Nazi handelt von einem kongolesischen Flüchtling, der sich in einer Metamorphose zum „Deutschesten aller Deutschen“ entwickelt, schließlich die Neonazis von rechts überholt und ihnen ihre Ideologie streitig macht.[5] Den größtenteils über Crowdfunding finanzierten Independentfilm brachten die Brüder im Selbstverleih bundesweit in die Kinos.[6] Dabei setzten sie auf teils aufsehenerregende performative Aktionen wie etwa einen Besuch bei PEGIDA, in denen sie Politik, Kunst und Marketing miteinander verknüpften.[7][8] Der Film lief bei mehreren Festivals, so beim festival contre le racisme, bei der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in der Reihe „Der besondere Film“[9] und bei Spiegel-Online als „Film zum Wochenende“[10]. Den DVD- und VOD-Vertrieb übernahm der Verleih Studio Hamburg.[11]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2003: Der Misanthrop (Kurzspielfilm)
  • 2004: Jeder flieht für sich (Kurzspielfilm)
  • 2006: Sikumoya, der schwarze Nazi (Kurzspielfilm)
  • 2008: Hinterhofblues (Spielfilm)
  • 2008: Sour Strawberries – Saure Erdbeeren (Dokumentarfilm)
  • 2011: related by blood (Dokumentarfilm)
  • 2016: Der schwarze Nazi (Spielfilm)
  • 2016: Weisheiten (Kurzspielfilm)
  • 2020: Der Ruf (Kurzspielfilm)
  • 2022: König hört auf

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Filmemacherporträt: Tilman König (Memento vom 31. Mai 2017 im Internet Archive) auf mdr.de.
  2. Leipziger Protestaktion: Studenten drehen Soft-Porno. In: Spiegel Online Fotostrecke. 14. Januar 2004, abgerufen am 10. Juni 2018.
  3. https://kreuzer-leipzig.de/2010/12/04/festival-auf-wackeligen-beinen
  4. http://www.tp2-talentpool.de/
  5. Sven Goldmann: "Der schwarze Nazi": Ein Film über einen, der versucht, besonders deutsch zu sein. In: tagesspiegel.de. 19. April 2016, abgerufen am 31. Januar 2024.
  6. http://www.l-iz.de/politik/engagement/2016/06/der-schwarze-nazi-stuermt-die-kasse-140029
  7. Bastian Brandau im Gespräch mit Christine Watty: Filmcrew trifft Asylfeinde in Dresden - Eine ziemlich fragwürdige Aktion. In: deutschlandfunkkultur.de. 5. April 2016, abgerufen am 17. Februar 2024.
  8. Wer hat Angst vorm schwarzen Nazi? | Sächsische.de. In: sz-online.de. 5. April 2016, abgerufen am 5. März 2024.
  9. Integrationskurs für Wutbürger (Memento vom 1. Oktober 2017 im Internet Archive) In: Wiesbadener Kurier. 9. April 2016.
  10. Filmgroteske „Der schwarze Nazi“. In: Spiegel Online. 9. Juni 2017, abgerufen am 10. Juni 2018.
  11. http://presse.studio-hamburg-enterprises.de/2017/05/17/der-schwarze-nazi/