Tobias Merckle

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Tobias Merckle (* 31. Oktober 1970 in Ulm) ist ein deutscher Sozialunternehmer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tobias Merckle wurde am 31. Oktober 1970 in Ulm als Sohn der Unternehmer Ruth und Adolf Merckle geboren. Nach einem freiwilligen sozialen Jahr in den USA und einem Besuch in einem Gefängnis entschied er sich 1990, Sozialpädagogik zu studieren, um später eine Alternative zum Jugendstrafvollzug aufzubauen. Nach dem Studium in Lüneburg und New York City arbeitete er bei Prison Fellowship International zunächst in der Schweiz und dann in den USA.[1]

2001 hat er den Verein Seehaus e. V. gegründet und 2003 den Jugendstrafvollzug in freien Formen im Seehaus Leonberg, als eine der ersten beiden stationären Alternativen zur Haft durch freie Träger in Deutschland.[2][3] 2011 wurde in Sachsen ein weiterer Strafvollzug in freien Formen eröffnet.[4][5] Heute ist Seehaus e. V. im Bereich der Straffälligenhilfe, Opferhilfe und Kriminalprävention tätig und hat über 100 Mitarbeiter.[6] Neben der Beratung für Opfer von Straftaten[7] führt Seehaus das Programm Opfer und Täter im Gespräch durch, bei dem unbeteiligte Opfer und Täter zu Gesprächsrunden zusammenkommen.[8] Bei „begleiteter gemeinnütziger Arbeit“ betreuen Seehaus-Mitarbeiter junge Menschen, die Sozialstunden ableisten bei der gemeinnützigen Arbeit als Wiedergutmachung der Gesellschaft gegenüber, sprechen über die Ursachen der Kriminalität und entwickeln Zukunftsperspektiven.[9][10] Merckle setzt sich mit dem Seehaus e.V. auch für Restorative Justice ein – ein Justizmodell, das die Opferperspektive und Wiedergutmachung im Mittelpunkt hat und Opfer, Täter und Gesellschaft zusammenbringen will, um Straftaten aufzuarbeiten.[11][12]

2013 hat Merckle die Hoffnungsträger Stiftung gegründet. Sie ist in den Bereichen Flüchtlingshilfe, Resozialisierung und Versöhnung und Unterstützung von Kinder/Familien von Gefangenen tätig und hat ca. 50 Mitarbeiter.[13] Mit den Hoffnungshäusern hat sie ein innovatives Konzept für integrativen bezahlbaren Wohnraum geschaffen, bei dem Deutsche und Geflüchtete zusammenwohnen.[14] 2019 hat die Hoffnungsträger Stiftung dafür den Integrationspreis des Landes Baden-Württemberg bekommen.[15][16]

Als Tochter der Hoffnungsträger Stiftung hat Merckle 2021 die Sinngeber gGmbH[17] gegründet, ein philanthropisches Family Office, um damit Unternehmerfamilien und Wohlhabende in ihrem philanthropischen Engagement zu beraten und rechtlichen und organisatorischen Aufwand abzunehmen.[18]

Eine weitere Tochter der Hoffnungsträger Stiftung wurde ebenso 2021 gegründet, die HTS Verantwortungseigentum GmbH, um Lösungen für Unternehmensnachfolgen in der Gemeinnützigkeit zu ermöglichen.[19]

Positionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tobias Merckle. In: seehaus-ev.de. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  2. Spiegel-Reportage: Familien-WG für Straftäter - Seehaus e.V. In: seehaus-ev.de. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  3. Tobias Merckle und das Seehaus in Leonberg - Landesschau Baden-Württemberg - SWR Fernsehen. In: swrfernsehen.de. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  4. André Neumann: Hunderte bei Eröffnung des Strafvollzuges in freien Formen am Nordufer. In: lvz.de. 6. Mai 2018, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  5. Wenn Kinder Täter werden: Gefängnis ohne Gitter - ZDFheute. In: zdf.de. 26. September 2020, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  6. Liebe und Strenge. In: bkz.de. 29. April 2019, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  7. Dagmar Weinberg: In der Heilbronner Straße 50 finden Flüchtlinge und Gewaltopfer eine Anlaufstelle: Hilfe für Flüchtlinge und Gewaltopfer - Esslingen - Esslinger Zeitung. In: esslinger-zeitung.de. 1. Oktober 2018, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  8. Lena Fiedler: Offener Vollzug: Strafe allein reicht nicht aus. In: Die Zeit. 18. Mai 2019, abgerufen am 5. Dezember 2020.
  9. Jürgen Kümmerle: Zur Strafe Graffiti von Wänden entfernen - STIMME.de. In: stimme.de. 17. Februar 2019, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  10. stimmt.de: Die Tatortreiniger - Stimmt.de. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
  11. Bericht zum Fachtag Strafvollzug und Straffälligenhilfe im Seehaus. In: www.dbh-online.de. 11. Oktober 2019, archiviert vom Original am 18. Februar 2020; abgerufen am 18. Februar 2020.
  12. Silke M. Fiedeler: Zurück zum Kreis - Ein Plädoyer für „Kreisverfahren“ im Strafvollzug, Teil 2. (PDF; 2,9 MB) In: bundesregierung.de. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  13. Joe Miller: The German scion who sees it as his duty to house refugees and young offenders. In: ft.com. 1. Dezember 2020, abgerufen am 15. Dezember 2022 (englisch).
  14. Uwe Deecke: Hoffnungshäuser: Mehr Platz für Bedürftige und Flüchtlinge. In: swp.de. 16. September 2019, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  15. Leonberg: Hoffnungsträger Stiftung erhält den Integrationspreis. In: stuttgarter-zeitung.de. 26. Mai 2019, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  16. Tino Andresen: Deutschlands Milliardäre haben die Wohltat entdeckt: Geben ist seliger. In: handelsblatt.com. 16. Juni 2008, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  17. SINNGEBER. In: sinngeber.eu. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  18. Norbert Wulf: Unter Leitung von Andreas Schiemenz: Stiftung Hoffnungsträger gründet Family Office für Philanthropie. Private Banking Magazin, 25. August 2021, abgerufen am 11. November 2021.
  19. Lisa Richert: Unternehmer für einen höheren Zweck. Der Mittelstand, 2. August 2021, abgerufen am 11. November 2021.
  20. Heidelberg Materials' Supervisory Board. In: heidelbergmaterials.com. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  21. Hochschulrat – CVJM-Hochschule. In: cvjm-hochschule.de. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  22. Stiftung für Grundwerte und Völkerverständigung: Stiftungsrat. In: in-verantwortung.de. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  23. Kuratorium. In: hoffnungshaus-stuttgart.de. Abgerufen am 15. Dezember 2022.