Uigwe

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Cheoyongmu (Der Tanz von Cheoyong) beschrieben in dem Buch „Wonhaeng Eulmyo Jeongri Uigwe“

Die Uigwe (koreanisch: 의궤) ist eine Sammlung von offiziellen Aufzeichnungen und Dokumenten über Ereignisse und Zeremonien der königlichen Familien während der Zeit der Joseon-Dynastie (조선왕조) (1392–1910) in Korea.

Sammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sammlung besteht aus 3895 einzelnen Büchern, die nach Zeit und Themen sortiert ist und neben schriftlichen Aufzeichnungen auch viele Bilder und Zeichnungen enthält. So ist als Beispiel eine Darstellung in den Werken enthalten, die König Jeongjo (정조) bei dem Besuch des königlichen Grabes seines Vaters zeigt. Die Zelebrierung dieses Ereignisses wurde in verschiedenen Szenen auf einem Papier mit einer Länge von 15,4 Metern dargestellt.[1]

Von den 3895 Werken der Uigwe werden 2940 Exemplare[2] der im Jahr 1776 gegründeten Kyujanggak-Bibliothek (규장각) im heutigen Institute for Korean Studies der Seoul National University gehalten und gepflegt.[3] Weitere 490 Bände[2] befinden sich in Obhut der 1918 gegründeten Jangseogak-Bibliothek (장서각), um dessen Werke die sich heute die Academy of Korean Studies kümmert.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Gründung der Joseon-Dynastie durch König Taejo (태조) (1335–1408) im Jahr 1392 fing man an, wichtige Ereignisse am Hofe für die Nachwelt aufzuzeichnen.[5] Ab 1474 wurden die Aufzeichnungen unter König Seongjong (성종) (1457–1494) systematisiert und in fünf Kategorien eingeteilt, die Gukjo Oryeui (국조오례의) genannt wurde und mit „fünf Riten des States“ übersetzt werden kann. Die Rituale wurden wie folgt klassifiziert: In den Gilrye (吉禮) wurden Riten beschrieben, die für den Geist bzw. der Seele gedacht war und in der Regel auch Totenverehrungen beinhaltete. In der Garye (嘉禮) hielt man Zeremonien fest, die zwischen Personen abgehalten wurden, zu denen auch Hochzeiten und Beziehungen zu China gehörten, während die Binrye (賓禮) offizielle Bankette zum Empfang diplomatischer Missionen dokumentierte. Die Gunrye (軍禮) beschrieb Ereignisse des königlichen Bogenschießens und in der Hyungrye (凶禮) dokumentierten die Schreiber Begräbnisse in ihren Einzelheiten.[6][2] Doch wurden diese Aufzeichnungen der Frühphase der Joseon-Dynastie während des Imjin-Kriegs (1592–1598) von den japanischen Invasoren unter der Heerführung von Toyotomi Hideyoshi (豊臣 秀吉) durch Feuer vernichtet.[5]

Die Werke, die heute noch erhalten und verfügbar sind, stammen aus der Zeit des 17. bis 20. Jahrhundert.[2] 1776 ließ König Jeongjo (정조) (1752–1800) im Changdeokgung-Palast (창덕궁) die Gyujanggak-Bibliothek (규장각) errichten, in der die verfügbaren Werke der Uigwe archiviert wurden. Doch Jeongjo befand, dass der Standort für die wichtigen Werke in der Hauptstadt des Landes nicht geeignet war und die Gefahr von wiederholter Zerstörung drohen könnte. So ließ er auf der Insel Ganghwado (강화도) in Ergänzung die königliche Bibliothek Oegyujanggak (외규장각) errichten, wo unter anderem auch die Werke der Uigwe gesichert wurden.[7]

Als 1866 Frankreich als Vergeltung für die Exekution von sieben katholischen Missionaren die Insel Ganghwado überfiel, plünderten französische Soldaten die Bibliothek auf der Insel und stahlen unter anderem einige Werke der Uigwe. So gelangten 297 Bücher der Sammlung in die Bibliothèque nationale de France (Französische Nationalbibliothek).[8]

Während der japanischen Okkupation Koreas (1905–1945) wurden 167 Werke der Uigwe nach Japan geschafft. Erst im Jahr 2011 war die japanische Regierung bereit die Werke an Südkorea zurückzugeben. Im selben Jahr übergab Frankreich die gestohlenen Werke zurück, allerdings formal als Leihgabe.[9]

Weltdokumentenerbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2007 ernannte die UNESCO die Uigwe zum Weltdokumentenerbe und nahm damit die Sammlung in das Memory of the World Register auf.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hong Jun You: Uigwe: The Royal Protocols of the Joseon Dynasty. Hrsg.: Cultural Heritage Administration of the Republic of Kore. Seoul 2006 (englisch, Antrag bei der UNESCO auf Anerkennung des Uigwe als Weltdokumentenerbe).
  • Park Chan Seung: Unearthing Joseon Court Life from Uigwe, Joseon’s Documentary Heritage. In: Korea Journal. Vol. 48, No. 2. Academy of Korean Studies, Seoul 2008 (englisch, Online [PDF; 71 kB; abgerufen am 9. November 2018]).
  • Han Young Woo: Joseon Era. In: A Review of Korean History. Volume 2. Kyongsaewon Publishing Company, Pajubookcity, Gyeonggi-do 2010, ISBN 978-89-8341-092-4 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Uigwe: The Royal Protocols of the Joseon Dynasty. 2006, S. 1.
  2. a b c d Uigwe: The Royal Protocols of the Joseon Dynasty. 2006, S. 2.
  3. Kyujanggak History. Kyujanggak Institute for Korean Studies - Seoul National University, abgerufen am 9. November 2018 (englisch).
  4. Jangseogak Archives (한국학중앙연구원 한국학학술정보관.장서각). In: Visit Korea. Korea Tourism Organization, abgerufen am 9. November 2018 (englisch).
  5. a b Han: A Review of Korean History. 2010, S. 95.
  6. Han: A Review of Korean History. 2010, S. 110.
  7. The Oegyujanggak Uigwe. National Museum of Korea, abgerufen am 9. November 2018 (englisch).
  8. Park: Unearthing Joseon Court Life from Uigwe, Joseon’s Documentary Heritage. In: Korea Journal. 2008, S. 6.
  9. Uigwe. Trafficking Culture, 19. März 2014, abgerufen am 9. November 2018 (englisch).
  10. Uigwe: The Royal Protocols of the Joseon Dynasty. In: Memory of the World Register. UNESCO, 2007, abgerufen am 9. November 2018 (englisch).