Von der Heydt (Familie)

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Wappen derer von der Heydt
Wappen derer von der Heydt

Die von der Heydt sind eine deutsche Familie aus Barmen und Elberfeld. Sie brachte Politiker, Bankiers und Mäzene hervor. Eine Linie wurde 1863 in den Freiherrenstand erhoben.

Geschichte

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts

Angehörige des Namens erscheinen erstmals 1597 auf der Heide (Heydt) bei Lichtenscheidt in der Gemarkung Barmen unter dem Namen „auf der Heydt“. Die Familie führt ihren Namen auf Gottfried vom Lichtscheid genannt auf der Heydt († 1660), Hofbesitzer zu Unterbarmen, heute ein Ortsteil von Wuppertal, zurück. Sein Vater war Herbert auf dem Lichtscheid (1594–1599), Hofbesitzer und Gemeindevorsteher zu Barmen. Die Familie von der Heydt zog später in den Nachbarort Elberfeld und wurden dort zu erfolgreichen Rohseidenherstellern und Bankiers.[1] Johannes von der Heydt (1730–1810) betrieb eine Bäckerei, die sich auf die Herstellung von Waffeln spezialisiert hatte.

Die Söhne Daniel Heinrich (1767–1832) und Johann Abraham Wilhelm (1771–1850) erhielten eine kaufmännische Ausbildung. Daniel Heinrich heiratete 1794 Wilhelmine Kersten und trat in das Bankgeschäft seines Schwiegervaters Abraham Kersten ein. In diesem wurde er bald Teilhaber und Begründer des Hauses von der Heydt-Kersten & Söhne in Elberfeld. Er war auch Bürgermeister, Handelsrichter und war aktiv in der reformierten Gemeinde. Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor, von denen einige aber bereits früh verstarben. Eine der Töchter heiratete den Hofprediger Friedrich Strauß.

Der Sohn August von der Heydt (1801–1874) war wie sein Vater Bankier, aktiv in der reformierten Gemeinde und Kommunalpolitiker. Als Vertreter des rheinischen Liberalismus war er Mitglied der preußischen Nationalversammlung und wurde preußischer Handelsminister und später Finanzminister. Er wurde am 31. Januar 1863 in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Einer seiner Söhne, Bernhard von der Heydt (1840–1907), war Landrat des Obertaunuskreises. Robert von der Heydt (1837–1877) war Landrat der Kreise Eupen und Essen sowie Bezirkspräsident des Oberelsaß.

Auch Augusts Bruder Daniel von der Heydt (1802–1874) war im Bank- und Handelsgeschäft tätig. Er war auch Gegner der kirchlichen Union und trat, obwohl politisch konservativ, für die Freiheit der Kirche ein. Er war maßgeblich an der Gründung der freien niederländisch-reformierten Gemeinde in Elberfeld beteiligt. Maßgeblich beteiligt war er auch an der Einführung des Elberfelder Systems der Armenfürsorge. Auch der dritte Bruder Carl von der Heydt (1806–1881) dachte kirchenpolitisch ähnlich wie seine Brüder. Er war Teilhaber der väterlichen Bank und verfasste daneben einige theologische Werke.

Das Bankhaus von der Heydt-Kersten & Söhne, eines der ersten seiner Art in Deutschland, wurde seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem wichtigen Industriefinanzierer und war beteiligt am Eisenbahnbau und an ähnlichen Projekten. 1912 wurde mit dem Kleisthaus in der Berliner Mauerstraße ein neuer Sitz für die Bankgesellschaft errichtet.[2]

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verzweigte sich die Familie in mehrere Äste. August von der Heydt (1851–1929) Sohn des gleichnamigen Vaters und Enkel des ebenfalls gleichnamigen Großvaters trat in die Bank der Familie ein und leitete sie zusammen mit dem Vetter Karl von der Heydt. Ab 1891 leitete er die Bank allein. Politisch war er freikonservativ eingestellt und war Stadtverordneter in Elberfeld. Als Mäzen bemühte er sich um die Verschönerung von Elberfeld. Er kaufte Waldungen, die er später der Stadt schenkte, war Mitbegründer der Aktiengesellschaft Zoologischer Garten (heute: Zoo Wuppertal) und Vorsitzender des Verschönerungsvereins. Er finanzierte zahlreiche Denkmäler, Brunnen und ähnliche Einrichtungen. Er förderte auch das Theater und die Konzertgesellschaft. Er war als bedeutender Kunstsammler 1892 der Gründer des Museumsvereins, aus dem später das Von der Heydt-Museum hervorging.

Der Vetter Karl von der Heydt (1858–1922) lebte in der Villa des Ministers von der Heydt in Berlin und leitete dort zunächst eine Zweigstelle der Familienbank, die später völlig unabhängig wurde. Er war ein Förderer der deutschen Kolonialbestrebungen. Daneben unterstützte er Autoren wie Rainer Maria Rilke und trat selbst als Literat hervor.

Eduard von der Heydt (1882–1964) stand nach dem Ersten Weltkrieg politisch rechts. Er kaufte 1926 das Gelände der früheren Lebensreform- und Künstlerkolonie Monte Verità in der Schweiz. Er wurde Nationalsozialist und nach dem Zweiten Weltkrieg wegen zwielichtiger Geschäfte angeklagt, aber nicht verurteilt. Teile seiner Sammlungen stiftete er der Stadt Zürich, andere gingen an das Museum in Wuppertal. Die Bank von der Heydt wurde Teil der Commerzbank.

Im Laufe von 200 Jahren gingen aus der Familie acht Mitglieder der Elberfelder Stadtverordnetenversammlung oder des Stadtrates und fünf Bürgermeister hervor.

Wappen

Stammwappen der Familie von der Heydt

Im golden-blau gespaltenen Schild vorn drei (2,1) grüne Stechpalmenblätter (Ilexblätter), hinten ein beblätterter, blühender goldener Heidekrautzweig (Erika-Zweig). Auf dem blau-golden bewulsteten Helm mit blau-goldenen Decken zwischen einem rechts goldenen und links blauen Flug drei grüne Stechpalmenblätter (Ilexblätter) fächerförmig.[3]

Wappen der freiherrlichen Linie

Das gevierte Wappen der Freiherren von der Heydt zeigt in den Feldern 1 (und 4) in Blau einen preußischen Adler und drei (1:2) goldene Stechpalmenblätter, 2 und 3 in Gold einen zweischwänzigen blau–gekrönten und –bewehrten roten Löwen (wahrschein den Bergischen Löwe), in der linken Pranke ein Büschel blühendes Heidekraut vor sich haltend. Zwei Helme, auf dem rechten mit blau–goldenen Decken ein Stechpalmenblatt zwischen offenem, jeweils mit einem solchen Blatt belegten blauen Flug, auf dem linken mit rot–goldenen Decken der Löwe mit dem Heidekrautbüschel wachsend. Wahlspruch: „Fide et labore“.[4][5]

Nachfahrentafel

Daniel Heinrich von der Heydt
 
Wilhelmine Kersten
1771–1854
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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Wilhelmine von der Heydt
1795–1797
 
Juliana von der Heydt
1796–1804
 
Wilhelmine von der Heydt
1797–1872
 
Johannes Wichelhaus
1794–1874
 
Johanna von der Heydt
1799–1857
 
Friedrich Strauß
1786–1863
 
August Freiherr von der Heydt
1801–1874
 
Julie Blank
1804–1865
 
Daniel von der Heydt
1802–1874
 
Bertha Rosalia Wülfing
1806–1857
 
Friedrich von der Heydt
1804–1817
 
Carl von der Heydt
1806–1881
 
Julie von der Heydt
1810–1883
 
 
 
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August Freiherr von der Heydt
1825–1867
 
Maria Helene Boeddinghaus
1828–1899
 
Eduard Freiherr von der Heydt
1828–1890
 
Alice Rosalie Schmidt
1830–1898
 
Robert Freiherr von der Heydt
1837–1877
 
Mathilde Anna Elisabeth Amalie von Balan
1847–1907
 
Bernhard Freiherr von der Heydt
1840–1907
 
Annie Luise Mathilde Loeschigk
1849–1922
 
Berta Johanna von der Heydt
1828–1902
 
Alwine von der Heydt
1831–?
 
Selma von der Heydt
1833–1885
 
Pauline von der Heydt
1836–?
 
Daniel Heinrich von der Heydt
1838–1861
 
Emilie von der Heydt
1843–1860
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
August Freiherr von der Heydt
1851–1929
 
Selma Haarhaus
1862–1944
 
Marie Mathilde Freiin von der Heydt
1850–1889
 
Emil Weyerbusch
1846–1909
 
Eduard Freiherr von der Heydt
1858–1862
 
Alice Freiin von der Heydt
1861–1864
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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August Freiherr von der Heydt
1881–1943
 
Eduard Freiherr von der Heydt
1882–1964
 
Vera von Schwabach
1899–1996
 
Robert Bernhard Freiherr von der Heydt
1889–1889
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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Literatur

Commons: Von der Heydt family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Familie von der Heydt“, Portal Rheinische Geschichte, abgerufen am 14. Dezember 2023.
  2. Das Kleisthaus in Berlin-Mitte. In: Heraldik unterwegs – Wappen im öffentlichen Raum. Abgerufen am 17. Januar 2024.
  3. Eike Pies, Neues Bergisches Wappenbuch bürgerlicher Familien, Bauer & Raspe Verlag, 1998, S. 131, Tafel 52
  4. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band V, 1984, S. 197–198
  5. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 7 (Ergänzungen), 2. Abt.: Preußische Grafen und Freiherren. Ergänzungen, Nürnberg 1886, S. 31.