Wartberg-Kultur

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Oktober 2007 um 21:46 Uhr durch 89.210.114.128 (Diskussion) (→‎Geschichte: correction. user english wikipedia athinaios. Wartberg ist spätneolithisch, nicht Bronzezeit!). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wartberg bei Kirchberg

Die Wartberg-Kultur, auch Kragflaschenkultur, ist eine urgeschichtliche, neolithische Kultur in der Jungsteinzeit. Benannt ist die Wartberg-Kultur nach ihrem Hauptfundort, dem im heutigen Nordhessen beim Niedensteiner Stadtteil Kirchberg gelegenen Wartberg (306 m ü. NN). Der Verbreitungsschwerpunkt der bis heute bekannten Funde der Wartberg-Kultur liegt in Nordhessen und Westthüringen. Ein südliches Ausgreifen des Verbreitungsgebiets bis in die Rhein-Main Region ist möglich, aber bislang nicht sicher belegt.

Geschichte

Die Wartberg-Kultur bezeichnet charakteristische ähnliche jungsteinzeitliche archäologische Funde aus der Zeit von 3500 v. Chr. bis 2800 v. Chr.. Fundorte sind der Wartberg bei Kirchberg, der Hasenberg bei Lohne, sowie der Güntersberg und der Bürgel bei Gudensberg aber auch die Ringwallanlage am Burgberg bei Niedenstein und das Erdwerk von Kassel-Calden (jeweils in Nordhessen). Die bisher bekannten Siedlungen sind durchgehend Höhensiedlungen. Wegen der Galeriegräber nimmt Waltraud Schrickel einen westeuropäischen Einfluss an.

Man fand auf dem Wartberg mit jungsteinzeitlichen Geräten zertrümmerte Knochen, die überwiegend von Rindern, Hirschen, Schweinen, Pferden, Bären, Rehen, Schafen, Ziegen und Bibern stammen. Außerdem fand man zerschlagene menschliche Gebeine. Ursprünglich hatte man eine Opferstätte am Wartberg vermutet, doch handelt es sich aufgrund der zahlreichen handgeformten Gefäßscherben aus groben Ton und den Resten von Wandbewurf sicherlich um Spuren einer jungsteinzeitlichen Höhensiedlung.

Zu den Funden gehört das Steinkammergrab von Züschen bei Fritzlar, das Steinkammergrab von Lohra und das Erdwerk Calden. Weitere Steinkammergräber (auch: Steinkistengräber) findet man in Hadamar-Niederzeuzheim und in Hachenburg (Westerwald, Rheinland-Pfalz). Letzteres wurde im Nachbarort von Niederzeuzheim, in Oberzeuzheim, abgebaut und im Schlosspark von Hachenburg rekonstruiert. Am Hasenberg bei Lohne wurden Pfeilspitzen und am Güntersberg bei Gudensberg Kragflaschen der Wartberg-Kultur entdeckt.

Steingeräte

Bei den steinernen Pfeilspitzen wird gegenüber der Spitze nun ein Stiel aus dem Stein herausgearbeitet, die Seiten der Pfeilspitzen bilden neben dem Stiel kleine „Flügel“. Ein beliebtes Rohmaterial für Beile ist Wiedaer Schiefer, neu treten Schiefermesser auf.

Erdwerke

Wie in der vorangehenden Michelsberger Kultur werden Erdwerke genutzt. Als Beispiel kann die Anlage von Kassel-Calden gelten, bei der zwei Gräben und eine Palisade eine Fläche von 14 ha umschließen. C14-Daten belegen den Bau dieses Monuments um 3700 v. Chr. und damit an den Übergang zwischen Michelsberger Kultur und Wartbergkultur. Wem der Bau zuzuschreiben ist, konnte bislang nicht geklärt werden. Sicher ist aber, dass die Nutzung während der Wartbergkultur erfolgte.

Grab- und Bestattungssitten

Die Gräber dieser Kultur sind Galeriegräber, die zu den Megalithgräbern gehören. Es handelt sich um Kollektivgräber, d.h., die Toten einer Gemeinschaft wurden alle in einem Grab bestattet. So liegen in den Gräbern zwischen 25 und 300 Tote. Die Beigabensitte ist uneinheitlich, die einzelnen Gräber unterscheiden sich in Beigabenreichtum und Beigabenarten. Der enge Zusammenhang zwischen Grab und Siedlungsplatz ist eine Besonderheit. Vielen der nordhessischen Siedlungsplätze konnte ein Grab in Sichtweite zugeordnet werden. So liegt das Steinkammergrab von Züschen in unmittelbarer Nähe der Siedlung auf dem Hasenberg. Auf das Erdwerk in Calden beziehen sich zwei Megalithgräber.

Aufbewahrungsorte der Funde

  • Hessisches Landesmuseum in Kassel
  • Heimatmuseum Fritzlar

Literatur

  • Joseph Bergmann: Vor- und Frühgeschichtliche Sammlung im Heimatmuseum Fritzlar. Hrsg. v. Hessischer Museumsverband Kassel. Thiele und Schwarz, Kassel 1975, S. 24-25.
  • Karl E. Demandt: Geschichte des Landes Hessen. Bärenreiter, Kassel 1972, S. 46, 53.
  • Dirk Raetzel-Fabian: Calden. Erdwerk and Bestattungsplätze des Jungneolithikums. Bonn 2000. ISBN 3774930228
  • Dirk Raetzel-Fabian: Die ersten Bauernkulturen. Jungsteinzeit in Nordhessen. Vor- u. Frühgeschichte im Hessischen Landesmuseum in Kassel. Bd 2. Kassel 2000, S. 105-138. ISBN 3931787117
  • Waldtraut Schrickel: Die Funde vom Wartberg in Hessen. Kasseler Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte. Bd 1. Elvert, Marburg 1969.
  • W. Schwellnuß: Nachuntersuchungen auf dem Guntersberg bei Gudensberg Kr. Fritzlar-Homberg. in: Fundberichte aus Hessen. Bd 9/10. Habelt, Bonn 1970, S. 102-104. ISSN 0071-9889
  • W. Schwellnuß: Untersuchung einer spätneolithischen Höhensiedlung auf dem Hasenberg bei Lohne, Kr. Fritzlar-Homberg. Fundberichte aus Hessen. Bd 11. Habelt, Bonn 1971, S. 118-121. ISSN 0071-9889