Welfen-Kaserne (Weingarten)

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Deutschland Welfen-Kaserne
Land Deutschland
Gemeinde Weingarten
Koordinaten: 47° 48′ 47″ N, 9° 39′ 20″ OKoordinaten: 47° 48′ 47″ N, 9° 39′ 20″ O
Geschlossen 1997
Alte Kasernennamen
1956–1976 Quartier Gallifet FrankreichFranzösische Streitkräfte
Ehemals stationierte Truppenteile
Internationale Fernspähschule
Fernspählehrkompanie 200
Deutschland
Deutschland
Welfen-Kaserne (Baden-Württemberg)
Welfen-Kaserne (Baden-Württemberg)

Lage der Welfen-Kaserne in Baden-Württemberg

Die Welfen-Kaserne in Weingarten (Baden-Württemberg) war eine 1912 für die Württembergische Armee fertiggestellte Liegenschaft der Bundeswehr und Sitz der Internationalen Fernspähschule. Zum 2. Juni 1997 zog die Schule ins 30 Kilometer nordwestlich gelegene Pfullendorf um, in das heute noch dort befindliche Ausbildungszentrum Spezielle Operationen.[1] Daneben gab es in Weingarten noch die Argonnenkaserne.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kaserne befand sich nordöstlich des Zentrums von Weingarten. Die Truppenteile der beiden Weingartener Kasernen nutzten den Standortübungsplatz Nessenreben etwa einen Kilometer südostwärts der Kaserne, wo sich ebenfalls eine Standortschießanlage und bis 1975 auch ein Munitionslager im Wald unterhalb des Freibads befand. Bei Neuhaselhaus eineinhalb Kilometer ostwärts sollte eine Standortschießanlage errichtet werden.[2]

Im westlichen Bereich zwischen Doggenriedstraße, Lazarettstraße und Briachstraße befanden sich Krankenhausanlagen für das Militärlazarett der Garnison Weingarten. In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts dienten sie v. a. als Versorgungskrankenhaus für lungenkranke ehemalige Soldaten.[3] Diese Gebäude wurden nach dem Zweiten Weltkrieg für Behörden genutzt (z. B. Versorgungsamt Ravensburg) und gehören seit 2002 zur Hochschule Ravensburg-Weingarten bzw. Pädagogischen Hochschule Weingarten, u. a. mit einer Mensa[4]. Die südlich davon gelegenen Mehrfamilienhäuser (Straßenzug Im Fischergarten) wurden bis 1975 als Wohngebäude für die Familien französischer Militärangehöriger verwendet und Ende der 70er Jahre zu Studentenwohnheimen umgebaut.

Die Dienstvilla des französischen Standortkommandanten befand sich ca. 1,5 Kilometer entfernt in der Lage Wildeneggstraße/Sechserweg.[5]

Benennung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich war die Kaserne als Maschinengewehr-Kaserne bekannt, weil die Maschinengewehr-Abteilung des 6. Württembergischen Regiments Nr. 124 in ihr untergebracht wurde. Die Kaserne wurde später nach dem Adelsgeschlecht der Welfen benannt, die in Weingarten ihre Grablege haben.[6]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich wurde die Liegenschaft als Ergänzungsquartier (Fertigstellung ca. 1912) zur Kaserne im Klostergebäude Weingarten (sog. Schlossbaukaserne) geplant und als Maschinengewehr-Kaserne bezeichnet. Nach dem Ersten Weltkrieg zog 1921 zunächst eine Polizeieinheit ein, 1928 dann eine Polizeischulabteilung,[7] die 1936 in den Streitkräften aufging.[8]

Die Kaserne wurde ab 1945 von den französischen Streitkräften in Deutschland genutzt. 1956 zog das 5e régiment de hussards von Fritzlar kommend ein. Zu dieser Zeit trug die Kaserne den Namen Quartier Galliffet nach Général Gaston de Galliffet, Prince de Martigues (1830–1909), Kriegsminister in der Regierung Waldeck-Rousseau 1899–1900 während der Affäre Dreyfus. Die Kommandeure des 5. Husarenregiments waren:[9]

  • General Savigny (1963–1965)
  • General Fallois (1965–1967)
  • General Perrin (1967–1969)
  • Oberst Gouraud (1969–1971)
  • Oberst Royer (1975–1976)

Nach der Verlegung des Regiments nach Stetten am kalten Markt und dem Abzug der Franzosen wurde die Kaserne der Bundeswehr übergeben und in Welfenkaserne umbenannt.[10] Am 12. Juli 1979 wurde in Neuhausen ob Eck die Internationale Fernspähschule gegründet und zum 1. Mai 1980 nach Weingarten verlegt. Zum 2. Juni 1997 endete die militärische Nutzung der Kaserne mit der Verlegung der Schule nach Pfullendorf. Einige der teilweise denkmalgeschützten Gebäude wurden einer Wohnnutzung zugeführt,[11] ein anderer Teil wird von der Hochschule Ravensburg-Weingarten genutzt.[12][13][14]

Dienststellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Dienststellen waren während der Nutzung durch die Bundeswehr in der Kaserne stationiert:[1]

ParaCross-Wettbewerb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zur Welfen-Kaserne gehörende Standort-Übungsanlage Nessenreben war von 1973 bis 1993 Schauplatz des Internationalen Fernspäh-Wettkampfes ParaCross,[15] einem Wettbewerb mit verschiedenen Disziplinen wie Kleiderschwimmen, Gepäckmarsch, Zielpunkt-Fallschirmspringen etc.,[16] der später zum Ausbildungszentrum Spezielle Operationen wechselte.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Suchbegriff „Welfen-Kaserne“ und „Weingarten“. In: Standortdatenbank der Bundeswehr. www.zmsbw.de, abgerufen am 26. Mai 2020.
  2. BT-Drs. 8/4512; BT-Drs. 10/1084
  3. Peter Eitel: Oberschwäbische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Band 3, Thorbecke-Verlag Ostfildern, 2022, S. 95f.
  4. PH Weingarten (Hrsg.): Festschrift 50 Jahre Pädagogische Hochschule Weingarten, Jan Thorbecke Ostfildern 2012, S. XII ff.
  5. Redaktion Schwäbische Zeitung: Nachruf - Französischer Oberst lebte Aussöhnung vor, Schwäbische Zeitung, Ausgabe Ravensburg, 10. Dezember 2010, www.schwaebische.de/regional/oberschwaben/weingarten/nachruf-franzoesischer-oberst-lebte-aussoehnung-vor-1012912
  6. Die Welfen. In: Landeskunde entdecken online. Landesarchiv Baden-Württemberg, abgerufen am 26. Mai 2020.
  7. Hans-Hermann Keinath; Barbara Jäckle: Evangelische Kirchengemeinde Weingarten 1883–1983, Festschrift im Eigenverlag der Evangelischen Kirchengemeinde Weingarten, 1983, S. 28.
  8. Manfred Teufel: ''Sigmaringen als Standort badischer und württembergischer Polizeieinheiten'', in: Hohenzollerische Heimat, 56. Jg., Nr. 4 vom Dezember 2006 (E3828), S. 53–54, hier: S. 54.
  9. Redaktion Schwäbische Zeitung: Nachruf - Französischer Oberst lebte Aussöhnung vor, Schwäbische Zeitung, Ausgabe Ravensburg, 10. Dezember 2010, www.schwaebische.de/regional/oberschwaben/weingarten/nachruf-franzoesischer-oberst-lebte-aussoehnung-vor-1012912
  10. Bundesarchiv: ''Namensgebung für Kasernen der Bundeswehr (Benenung) W-Z'', Bundesarchiv BH 1/29672, Az. 35-08-07.
  11. Umbau einer denkmalgeschützt Kasernenanlage in eine Wohnanlage in Weingarten: Welfenpalais Weingarten „Europahaus“ und „U-Gebäude“. Rainer Dietz, Freier Architekt, abgerufen am 26. Mai 2020 (mit Fotos der ehemaligen Kasernengebäude).
  12. Land Baden-Württemberg, Baufreigabe für Ausbau an Hochschule Ravensburg-Weingarten, Pressemitteilung vom 30. August 2018, www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/baufreigabe-fuer-ausbau-an-hochschule-ravensburg-weingarten/
  13. Tove Simpfendörfer, Land Baden-Württemberg unterstützt Existenzgründer an Hochschulen mit Millionenbetrag, Pressemeldung der Hochschule Ravensburg-Weingarten vom 9. April 1999, https://idw-online.de/de/news10124
  14. Redaktion Schwäbische Zeitung: Hochschule wächst auch räumlich weiter Schwäbische Zeitung, Ausgabe Ravensburg, 8. Dezember 2015, www.schwaebische.de/regional/oberschwaben/weingarten/hochschule-waechst-auch-raeumlich-weiter-627789
  15. https://de-de.facebook.com/Para-Cross-Weingarten-175597192486724/
  16. Walter Birner: "ParaCross"-NATO-Fernspäh-Wettbewerb in D-Weingarten - Schweizer mussten hart um den Sieg kämpfen, in: Schweizer Soldat (Monatszeitschrift für Armee und Kader mit FHD-Zeitung), Band 56, Nr. 10/1981, S. 18–19, unter www.e-periodica.ch/cntmng??pid=sol-001:1981:56::1027