Wilhelm Paulmann

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Heinrich Ludwig Wilhelm Paulmann[1] (* 9. November 1865 in Celle; † 30. April 1948 in Gifhorn) war ein deutscher Apotheker[1] und Lebensmittelchemiker sowie Stadtrat in Kassel[2] und 1933/1934 ein Funktionär der Deutschen Christen in Kurhessen und Waldeck.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wilhelm Paulmann studierte an der Universität Marburg, wo er 1894 mit der Dissertation Beiträge zur Kenntnis des Sarkosins die Doktorwürde erlangte. Von 1910 bis zu seinem Ruhestand 1931 arbeitete er als beamteter Lebensmittelchemiker in Kassel. Paulmann war Freimaurer[3] und Mitglied im Verein für Naturkunde zu Cassel.[4]

Zwischen Oktober und Dezember 1923 formierte sich in Kassel eine Kerngruppe der NSDAP. Dieser gehörten unter anderem Wilhelm Paulmann, Karl Schaumlöffel, Max Köhler, Fritz Lengemann, Rudolf Likus, Heinrich Messerschmidt und Heinrich Moog, die späteren Gauleiter Walter Schultz und Karl Weinrich sowie der spätere Präsident des Volksgerichtshofs Roland Freisler an.[5] 1924 wurde er auf einer Liste des Völkisch-sozialen Blocks Stadtverordneter in Kassel und amtierte bis 1933 als ehrenamtlicher Stadtrat.

1933 war er Gauobmann der Deutschen Christen sowie Mitglied der Nationalsynode der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) in Wittenberg, auf der Ludwig Müller zum Reichsbischof gewählt wurde.[2] Am 26. Juni 1933[6] wurde Paulmann vom Staatskommissar für Kirchenstreitigkeiten August Jäger[7] zum „Bevollmächtigten für die Evangelischen Landeskirchen in Hessen-Kassel und von Waldeck und Pyrmont“ ernannt.[8] Als Mitglied der Einstweiligen Kirchenleitung in Hessen-Kassel[9] änderte er ohne Beschlüsse des Landeskirchentags oder der rechtmäßigen Kirchenleitung die kirchlichen Verfassungsbestimmungen über die Bildung der Kirchenvorstände.[10] 1934 wurde er zum Rücktritt als Gauobmann und Mitglied der Einstweiligen Kirchenleitung gedrängt, weil er nicht scharf genug die Parteiinteressen durchsetzte.[11]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paulmanns Großvater war der Kupferschmiedeamtsmeister Friedrich Ludwig Paulmann. Der Bruder seiner Frau Helene Paulmann geb. Schoof war der Germanist und Grimmforscher Wilhelm Schoof. Der Rechtsanwalt und spätere SS-Richter Karl Werner Paulmann war sein jüngerer Sohn.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Frenz: Der Aufstieg des Nationalsozialismus in Kassel 1922 bis 1933. In: Hessen unterm Hakenkreuz. 1. Aufl., Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1983, S. 63–106. ISBN 3-458-14114-6.
  • Rainer Hering, Jochen-Christoph Kaiser: Beiträge zur Kirchengeschichte. Bd. 2: Kurhessen und Waldeck im 20. Jahrhundert. 2012, S. 250–254. 632 (u.ö.). ISBN 978-3-89477-880-4.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Paulmann, Heinrich Ludwig Wilhelm [Apotheker aus Celle a. d. Aller] In: Jahresverzeichnis der an den deutschen Universitäten erschienenen Schriften. A. Asher & Company, 1895, S. 192, Nr. 49.
  2. a b Paulmann, Wilhelm. In: Hans Meiser, Hannelore Braun: Verantwortung für die Kirche. Sommer 1933 bis Sommer 1935. Vandenhoeck & Ruprecht, 1985, S. 428. ISBN 978-3-525-55751-8
  3. Mitteilungen aus dem Verein Deutscher Freimaurer. Verein Deutscher Freimaurer, 1911, S. 36, Nr. 1962.
  4. Bericht. Mitteilungen aus dem Vereinsleben. Verein für Naturkunde, Kassel, 1919, S. 232, Nr. 131. (PDF)
  5. Formierung der NSDAP in Kassel, Oktober-Dezember 1923. Zeitgeschichte in Hessen. (Stand: 12. März 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Michael Hederich: Dem Unrecht widerstehen. Der Kampf des waldeckischen Pfarrers Wilhelm Menge um seine Kirche und Gemeinde in Nieder-Ense von 1933 bis 1936. Waldeckischer Geschichtsverein, 2004, S. 16.
  7. Jürgen Römer: Einst Zwang, heute Normalität. 75 Jahre Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck. In: Hessisches Pfarrblatt. Nr. 2. April 2010, S. 35. (PDF)
  8. Martin Hein: Weichenstellungen der evangelischen Kirche im 19. und 20. Jahrhundert. Beiträge zur Kirchengeschichte und Kirchenordnung. De Gruyter, Berlin 2009, S. 100 ff. ISBN 978-3-11-020530-5.
  9. Michael Hederich: Dem Unrecht widerstehen. Der Kampf des waldeckischen Pfarrers Wilhelm Menge um seine Kirche und Gemeinde in Nieder-Ense von 1933 bis 1936. Waldeckischer Geschichtsverein, 2004, S. 23.
  10. Michael Hederich: Dem Unrecht widerstehen. Der Kampf des waldeckischen Pfarrers Wilhelm Menge um seine Kirche und Gemeinde in Nieder-Ense von 1933 bis 1936. Waldeckischer Geschichtsverein, 2004, S. 102.
  11. Rainer Hering, Jochen-Christoph Kaiser: Beiträge zur Kirchengeschichte. Bd. 2: Kurhessen und Waldeck im 20. Jahrhundert. 2012, S. 261 f. ISBN 978-3-89477-880-4. – Eventuell ist bei seiner Entlassung auch ein Zusammenhang mit seiner Mitgliedschaft in der vom Nationalsozialismus bekämpften Freimaurerei herzustellen.