Wilhelm Pinder

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Wilhelm Pinder (* 25. Juni 1878 in Kassel, † 13. Mai 1947 in Berlin) war ein deutscher Kunsthistoriker.

Leben und wissenschaftliche Arbeit

Wilhelm Pinder hatte die Töchter des Malers Johann Friedrich August Tischbein zu Urgroßmüttern. Sein Großvater war Numismatiker, der Vater Museumsdirektor. Pinder studierte Jura, Archäologie und Kunstgeschichte. Er promovierte bei August Schmarsow und wurde 1905 Privatdozent an der Universität Würzburg. 1910 wird er Ordinarius an der Technischen Hochschule Darmstadt, 1917 wechselt er für ein Jahr nach Breslau und 1918 für ein weiteres Jahr nach Straßburg, um 1919 wieder in Breslau zu lehren. Von 1920 bis 1927 leitete er das Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig. Es folgten ein Lehrstuhl am Kunsthistorischen Institut der Universität München und ab 1936 an der Universität Berlin.

1927 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt, ab 1937 war er korrespondierendes Mitglied. Die Preußische Akademie der Wissenschaften wählte ihn 1937 zu ihrem Mitglied.

Seine Lehrtätigkeit und Forschungsarbeit galt besonders der deutschen Kunst und Architektur und ihrer Stellung in der europäischen Kunstentwicklung. Er gilt als ein Exponent der sogenannten expressionistischen Kunstgeschichte.

Kritik

In der Zeit des Nationalsozialismus hat sich Wilhelm Pinder, der auch von "germanischem Blut- und Geschichtserbe" schrieb, nicht von der Ideologie der Zeit distanziert. Im Zuge der Aufarbeitung nationalsozialistischer Einflüsse und Strömungen in der deutschen Wissenschaft wurde die Rolle Wilhelm Pinders besonders kritisch gesehen. Pries in Festschrift zu Hitlers 50. Geburtstag die Kunstgeschichte als besonders deutliche „Äußerung unserer Rasse“. In einer Beurteilung vom Amt Rosenberg vom 11.9.1942 hieß es: „kann eingesetzt werden“.[1]

Zitat

„Ich persönlich möchte bekennen dürfen: Ich habe die ganzen Jahre hindurch, seit dem Eintritt in den Völkerbund, auf den Augenblick gewartet, der Gott sei Dank jetzt da ist, wo das empörte Rechtsgefühl eines gutherzigen, gequälten, geschmähten Volkes endlich, endlich die einzige Möglichkeit schafft, − und auf was für eine Weise: so friedliebend, so unsäglich anständig, so rein und ehrenhaft, wie es die unvergeßlich ergreifenden Reden unseres großen Führers immer und immer getan haben!“

Ullrich von Hassel: Vom andern Deutschland. Aus den nachgelassenen Tagebüchern 1938 bis 1944, Wien 1948, S.18

Werke

  • Die deutsche Plastik vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance. 1.2. Wildpark-Potsdam 1924-1929 (Handbuch der Kunstwissenschaft)
  • Deutscher Barock: die grossen Baumeister des 18. Jahrhunderts. Königstein am Taunus [u.a.] 1925.
  • Deutsche Dome des Mittelalters. (Stark vermehrter Neudr.) Königstein im Taunus [u.a.] 1927.
  • Vom Wikingertum unserer Kultur im Spiegel der neueren deutschen Kunstentwicklung. Berlin 1934 in: Forschungen und Fortschritte. 10. S.178 - 230
  • Deutsche Kunstgeschichte: Eine Auswahl ihrer schönsten Werke (Wolfgang Graf von Rothkirch). Mit einem Geleitwort von Wilhelm Pinder (S. 5-6) 1934.
  • Architektur als Moral. Dresden 1935, in: Heinrich Wölfflin: Festschrift zum siebzigsten Geburtstage. S.145-151
  • Georg Kolbe: Werke der letzten Jahre. Mit Betrachtungen über Kolbes Plastik. Berlin 1937.
  • Gesammelte Aufsätze aus den Jahren 1907-1935. Dem Verfasser dargebracht zu seinem 60.Geburtstag 25. Juni 1938. Hrsg. von Leo Bruhns. Leipzig (1938).
  • Sonderleistungen der deutschen Kunst: Festvortrag. Berlin 1943, in: Jahrbuch der Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1942. S.121-133
  • Vom Strahlungsbereich der deutschen Kunst. Berlin 1943, in: Forschungen und Fortschritte. 19. S.149-115
  • Rembrandts Selbstbildnisse. Königstein im Taunus [u.a.] 1948
  • Von den Künsten und der Kunst. Berlin [u.a.] 1948
  • Vom Wesen und Werden deutscher Formen: geschichtliche Betrachtungen. 1-4 [versch. Aufl.]. Frankfurt 1951-1957
  • Holbein der Jüngere und das Ende der altdeutschen Kunst. Text und Taf. 2. Aufl. Frankfurt 1951
  • Deutsche Wasserburgen. Aufnahmen von Albert Renger-Patzsch. Königstein im Taunus 1952
  • Die Kunst der deutschen Kaiserzeit bis zum Ende der staufischen Klassik. Text (5. Aufl.) und Bilder (2.Aufl.). Frankfurt 1952
  • Die Kunst der ersten Bürgerzeit bis zur Mitte des 15.Jahrhunderts. 3.Aufl. Frankfurt 1952
  • Die deutsche Kunst der Dürerzeit. Text. (2.Aufl.) und Bilder (1.Aufl.). Frankfurt 1953-1957
  • Bürgerbauten deutscher Vergangenheit. Königstein im Taunus 1957 (Die blauen Bücher)
  • Deutsche Burgen und feste Schlösser. Königstein im Taunus 1957 (Die blauen Bücher)

Literatur

  • Marlite Halbertsma: Wilhelm Pinder und die Deutsche Kunstgeschichte. Worms 1992. ISBN 3884620622
  • Heinrich Dilly: Deutsche Kunsthistoriker 1933-1945. DKV, München - Berlin 1988. ISBN 3-422-06019-7
  • Hamann: Nachruf auf Wilhelm Pinder. Berlin 1950, in: Jahrbuch der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1946-1949. S.213-216
  • Hans Jantzen: Wilhelm Pinder. Nekrolog. München 1948, in: Jahrbuch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1944-48. S.178-179

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, S.462