Wilhelm Täger (Uhrmacher)

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Philipp August Wilhelm Täger (* 3. Januar 1797;[1]1873)[2] war ein Königlich Hannoverscher Hof-Uhrmacher und Freimaurer[1] sowie Diakon.[3]

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Philipp August Wilhelm Täger wurde zur Zeit des Kurfürstentums Hannover im Jahr 1797 geboren und wuchs in die sogenannte „Franzosenzeit“ hinein.[1]

Nachdem im November 1838 bereits der „Canzlist“ Christ. Jacob Friedr. Täger Mitglied der Johannis-Freimaurerloge Zum schwarzen Bär im Orient von Hannover beigetreten war, wurde auch der Hof-Uhrmacher Täger am 7. Februar 1839 in die nach dem Schwarzen Bär benannten Loge aufgenommen aufgenommen, ähnlich wie 1857 dann auch der Bildhauer Ludolf Täger.[1] Spätestens 1840 hatte Wilhelm Täger neben seiner Tätigkeit als Hofuhrmacher auch die eines Diakons[3] an der Aegidienkirche inne.[4]

Nachdem sich im Vorfeld der Industrialisierung der Gewerbeverein für das Königreich Hannover gegründet hatte, war Wilhelm Täger von Anfang an Aussteller auf den Gewerbeausstellungen im Königreich Hannover.[5] Auf der ersten Gewerbeausstellung 1835 im Leineschloss[6] wurde die „ausgezeichnete Vollkommenheit“ der Exponate mit einer silbernen Medaille anerkannt.[5] Täger war zu diesem Zeitpunkt noch einfacher Uhrmacher.[7] In der Folge wurde er mit Titel eines Hoflieferanten ausgezeichnet.[5]

Die auf der zweiten Gewerbeausstellung im Jahr 1837 von ihm gezeigten Stücke mit den Nummern 2722 bis 2726 beschrieb der Gewerbeverein en détail in seinen landesweit erschienenen Mitteilungen. Präsentiert wurde neben einigen Uhrwerken ein von ihm gefertigter „Zapfenzirkel oder Mikrometer mit Zifferblatt, auf welchem der Zeiger durch Vergrößerung noch Maßunterschiede von weniger als 1/4000 Pariser Zoll angibt“.[5] Karl Karmarsch, der das Instrument in Auftrag gegeben hatte, lieferte 1834 in den Jahrbüchern des Kaiserlichen Königlichen Polytechnischen Institutes in Wien eine ausführliche Gebrauchsanleitung.[8]

Von Täger hat sich eine frühe deutsche Stoppuhr „No. 7“ mit dem auf dem Zifferblatt aufgetragenen Datum „1850“ und der Signatur „W. Täger / Hannover“ erhalten. Dieser sogenannte „Terzien-Zähler“ ist mit vier Zeigern und drei Zifferblättern versehen und zeigt neben den Stunden, Minuten und Sekunden als Besonderheit ein „Sechstel einer Zehntelsekunde“ an. Der erhaltene Terzienzähler von Täger zählt – ähnlich wie einer des etwa zeitgleich in Göttingen tätigen Uhrmachers Johann Andreas Klindworth – zu den frühen Raritäten unter den Präzisionsuhren in Deutschland.[9]

Täger war 1854 erneut Aussteller auf der Ersten Allgemeinen Deutschen Industrieausstellung in München. Seine dort gezeigte Terzienuhr erhielt eine lobende Erwähnung „wegen ihrer Brauchbarkeit für Zwecke der Artillerie“.[10] Eine der Tägerschen Terzienuhren hatte sich in den 1990er Jahren in einer Privatsammlung erhalten. Sie war mit einer Rubin-Zylinderhemmung sowie mit drei Zifferblättern versehen; eines davon für Stunden und Minuten sowie zwei identische Hilfszifferblätter für 60 Sekunden.[11]

Mit Datum vom 20. Juni 1861 zeichnete Täger als Sachverständiger im Zusammenhang mit einem von dem Mathematiker und Professor Moritz Rühlmann verfassten Artikel in den Mittheilungen des Gewerbevereins für das Königreich Hannover unter dem Titel Pendeluhren mit konstanter Kraft, in dem eine der Generalversammlung vorgestellte Konstruktion des Uhrmachers Voß aus Dannenberg beschrieben wurde.[12]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • o.V.: Wilh. Täger, Uhrmacher in Hannover. In: Verzeichnis der bei der ersten, von dem Gewerbe-Vereine für das Königreich Hannover veranstalteten Ausstellung inländischer Industrieprodukte aufgestellten Gegenstände, Hannover: Gedruckt bei den Gebrüdern Jänecke, Mai 1835, S. 45f.; Digitalisat über Google-Bücher

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Wilhelm Nöldeke: Die Johanns-Freimaurerloge Zum schwarzen Bär im Orient von Hannover 1774 bis 1874. Geschichte der Loge. Von Br. W. Nöldeke. Säcularfeier am 16. und 17. März 1874 ... Manuskript für Bbf. Freimaurer, Hannover: Hofbuchdruckerei der Bbr. Jänecke, 1875, S. 28; Digitalisat über Google-Bücher
  2. Hans-Jochen Kummer: Ludwig Strasser. Ein Uhrenfachmann aus Glashütte. Präzisionsuhren aus Sachsen. Mit einem Beitrag Die Präzisions-Pendeluhren von Strasser & Rohde / von Herbert Dittrich, München: Callwey, 1994, ISBN 978-3-7667-1122-9, S. 19; Vorschau über Google-Bücher
  3. a b Friedrich Voigts: Wilhelm Blumenhagen's maurerischer Nachlass. Manuskript für Brüder Freimaurer, Hannover: bei dem Bruder (Universitäts-Cassirer) G. A. Thiemann, 1840, S. 21; Digitalisat über Google-Bücher
  4. Hannoverscher Staatskalender auf das Jahr 1846, Hannover: Druck und Verlag der Berenbergschen Buchdruckerei, 1846, S. 380; Digitalisat über Google-Büchery
  5. a b c d Karl Karmarsch, Friedrich Wilhelm von Reden: Mittheilungen des Gewerbevereins für das Königreich Hannover. Jahrgang 1838 – 1839 oder Lieferung 15 – 20, Hannover: in Kommission der Hahn'schen Hof-Buchhandlung, 1839, Sp. 107; Digitalisat über Google-Bücher
  6. Ludwig Hoerner, Waldemar R. Röhrbein: Gewerbe-Ausstellungen. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 219.
  7. Karl Karmarsch, Friedrich Wilhelm von Reden: Mittheilungen des Gewerbevereins für das Königreich Hannover. Jahrgang 1834 – 1835 oder Lieferung 1 – 7, mit 6 Kupferstichen und einer Abbildung der Vereins-Medaille, Hannover: in Kommission der Hahnschen Hof-Buchhandlung, 1835, Sp. 402; Digitalisat über Google-Bücher
  8. Karl Karmarsch: Beschreibung einiger Instrumente zur Anstellung feiner Messungen. In: Jahrbücher des Kaiserlichen Königlichen Polytechnischen Institutes in Wien, Bd. 18, Wien 1834, S. 28–53, hier S. 36–43
  9. Jürgen Ermert: Vorwort Doppel‐Band 2/4 ... zum Doppelband 2/4 der PPU-Buchreihe, in ders.: Präzisionspendeluhren in Deutschland von 1730 bis 1940. Observatorien, Astronomen, Zeitdienststellen und ihre Uhren, Bd. 2: Astronomische Pendeluhren in Deutschland von 1770 bis 1840. Die Entwicklung zur deutschen Präzisionspendeluhrentechnik, Overath: JE Verlag, 2017; illustriertes PDF-Dokument auf der Seite ppu-buch.de
  10. Fr. W. B. von Hermann (Hrsg.): Bericht der Beurtheilungs-Commission bei der allgemeinen deutschen Industrie-Ausstellung zu München im Jahr 1854, Heft 6, Georg Franz, München 1855, S. 46
  11. Hans-Jochen Kummer: Ludwig Strasser. Ein Uhrenfachmann aus Glashütte. Präzisionsuhren aus Sachsen, München: Callwey, 1994, ISBN 978-3-7667-1122-9, S. 19; Vorschau über Google-Bücher
  12. Friedrich Heeren, Moritz Rühlmann, Georg Niemeyer: Mittheilungen des Gewerbe-Vereins für das Königreich Hannover, Neue Folge Jahrgang 1861, mit 12 Kupfertafeln, Hannover: in Kommission der Hellwing'schen Hof-Buchhandlung, 1861, Sp. 205–207; Digitalisat über Google-Bücher